IHK-Magazin 11-12/2025
Der von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ausgerufene „Herbst der Reformen“ hat für die Firmen im Freistaat bisher keinen Aufschwung gebracht. „Die bayerische Wirtschaft fährt weiter auf Sparflamme“, stellt BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl fest.
Die Exporte sind nach wie vor schwach, die Konsumenten bleiben zurückhaltend und strukturelle Reformen stehen bisher aus. Angesichts der seit mittlerweile knapp 3 Jahren anhaltend schwierigen Gemengelage setzen viele Großunternehmen – vor allem in der Industrie – auf Rationalisierung. „Sie bereiten sich so auf eine noch längere Durststrecke vor“, sagt Gößl.
Wirtschaftsklima bleibt gedämpft
Entsprechend verhalten entwickelt sich das Wirtschaftsklima in Bayern: Der
BIHK-Konjunkturindex
steigt gegenüber dem Frühjahr nur um 1 Punkt auf 105 Zähler. Damit liegt er weiter deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 112 Zählern.
Der Index berechnet sich zu gleichen Teilen aus den Lageurteilen und Erwartungen der Unternehmen. Die Firmen bewerten ihre Geschäftslage nahezu unverändert im Vergleich zum Frühjahr. Der Saldowert liegt bei 9 Punkten – das ist deutlich weniger als der langjährige Durchschnitt von 17 Punkten. Die Erwartungen steigen immerhin leicht um 2 Zähler auf 2 Punkte; auch dieser Wert liegt unter dem langjährigen Durchschnitt von 7 Punkten.
Lichtblick: Auslandsumsätze
Wie entwickeln sich einzelne Branchen? In der Industrie ist ein Aufschwung nach wie vor nicht erkennbar. Ein kleiner Lichtblick: Die Erwartungen an das Auslandsgeschäft haben sich leicht verbessert.
Verhaltener Konsum
Der Einzelhandel hingegen ist noch unzufriedener als im Vorjahr und blickt wegen der Kaufzurückhaltung der Verbraucher auch auf die nächsten Monate mit Skepsis. Etwas besser sieht es im Baugewerbe aus. Hier bleiben zwar die Sondermilliarden für die Infrastruktur noch ohne große Wirkung. Dennoch hat sich die Lage vor allem im Hochbau verbessert.
Regen bremst Tourismus
Bei Hotels, Gaststätten und anderen Tourismusbetrieben ist die Zurückhaltung der Konsumenten ebenfalls spürbar. Auch das durchwachsene Wetter im Sommer bremste das Geschäft. Insgesamt aber sind die Tourismusunternehmen zufrieden mit ihren laufenden Geschäften und blicken weniger pessimistisch in die Zukunft als noch im Vorjahr.
„Es müssen Taten folgen"
Für einen breit angelegten Aufschwung gibt es in der bayerischen Wirtschaft jedoch keine Anzeichen. BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz fordert daher die Politik zum Handeln auf: „Der Reformstau ist immens. Die Bundesregierung muss ihr selbst gestecktes Ziel, das Wachstumspotenzial wieder deutlich über 1 Prozent zu steigern, entschlossen verfolgen.“ Es müssten strukturelle Reformen des Steuer- und Sozialsystems folgen, um die Arbeitskosten zu senken, Anreize für Mehrarbeit zu setzen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Lutz: „Die Lage ist ernst.“ Dem angekündigten „Herbst der Reformen“ müssten jetzt Taten folgen.