„Insbesondere mit der Unterstützung der Berufsrichter findet man sehr schnell in den Ablauf der Verfahren rein“, sagt der Unternehmer. Geholfen habe ihm zudem, dass die Handelsrichter ausdrücklich gerade kein juristisches Fachwissen haben sollen. „Für den generellen rechtlichen Rahmen, die Verfahrensregeln oder die Kenntnis einschlägiger Rechtsprechung ist der Berufsrichter zuständig. Wir sollen explizit unseren wirtschaftlichen Praxisblick in die Bewertung der Rechtsfragen einbringen“, erklärt er.
„Echte Bereicherung“
Im Schnitt hat er 2 bis 3 Gerichtstage pro Halbjahr. An diesen Tagen verhandelt die Kammer bis zu 4 verschiedene Prozesse. „Der Richter führt uns 2 Handelsrichter morgens erst einmal in die Sachlage und die entscheidenden Rechtsfragen ein und wir besprechen, wo es noch Lücken gibt und was wir konkret beurteilen müssen“, berichtet Zink. In der Regel sind die Einsätze um spätestens 14 Uhr beendet.
Der Kaufmann sieht sein Amt als echte Bereicherung: „Man erweitert mit jedem Prozess seinen Horizont und lernt viel – sowohl rechtlich als auch menschlich.“ Jeder Fall sei einzigartig und spannend. Egal ob der Streit um die Marke eines mittelständischen Münchner Unternehmens verhandelt wird oder – wie kürzlich – der Name, den ein bekannter deutscher Rapper seinem Unternehmen für medizinisches Cannabis gegeben hat.
Überschaubarer Zeitaufwand
Den Zeitaufwand für ihr Ehrenamt hält auch Unternehmerin Gérard für sehr überschaubar und gut planbar: „Ich habe mich zu Beginn einmal generell in die Aufgaben eines Handelsrichters und den möglichen Ablauf eines Prozesses eingelesen. Jetzt sind alle Aufgaben in der Regel an den jeweiligen Prozesstagen erledigt.“ Unterm Strich spare sie aufgrund der Erfahrungen, die sie als Handelsrichterin sammelt, in ihrem Unternehmensalltag sogar Zeit. Wie ihr das gelingt? „Weil ich mehr und mehr rechtliche Fragen und Zusammenhänge kennenlerne, kann ich Konfliktsituationen oft schneller in ihrem Kern einordnen und die Reaktionsmöglichkeiten effektiver abwägen.“
Nützlich für die eigene Betriebspraxis
Der Perspektivwechsel habe ihr zudem geholfen, besser abschätzen zu können, wie Richter oder Anwälte im Konfliktfall denken. Auch habe sie erkannt, dass der Gang vors Gericht nicht immer schlimm sein muss, sondern insbesondere in verfahrenen Situationen wirklich helfen kann. Ihr Fazit: „Für meinen Geschmack könnte es sehr gern noch mehr Handelsrichtereinsätze geben.“