Von Julia Arnold und Gabriele Lüke, IHK-Magazin 11-12/2025
Bei so vielen Frauen in einem Raum, so viel Tatkraft, so viel Erfolg sei sie zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft auf den „German Erfolgsweg“ zurückkehre, freute sich Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Die Krise hat kein Geschlecht. Wenn ich hier in die Runde schaue, sehe ich Frauen, die bereit sind, Veränderungen anzuschieben, die Lust auf Aufschwung und Erfolg haben. Frauen mit Ehrgeiz, Schaffenskraft, Innovationsfreude, Spaß am Unternehmerinnentum.“ Die neue DIHK-Chefin und erste Frau in diesem Amt überhaupt betonte: „Frauen wissen, wie es ist, unter ungleichen Bedingungen zu kämpfen. Wir sind so weit, dass Frauen vorangehen können.“
Die Adressatinnen ihrer Worte waren die rund 300 Business Women IHK, die Mitte September 2025 aus ganz Deutschland und aus dem Ausland nach München gekommen waren. Sie repräsentierten 64 IHKs, 6 Auslandshandelskammern sowie Unternehmerinnen aus dem Frauennetzwerk der Handelskammer Bozen. Organisiert wurde das Treffen von engagierten Frauen aus der DIHK und der IHK für München und Oberbayern.
Seit 2014 aktiv: Business Women IHK
Die bedeutende Rolle von Frauen für die Wirtschaft und die Unternehmerinnen selbst sichtbar zu machen, ihren Einfluss zu stärken, mehr Unternehmerinnen, Gründerinnen und Innovatorinnen für Deutschland zu gewinnen – das ist die zentrale Aufgabe, die sich die Business Women IHK mit ihrem IHK/DIHK-Aktionsplan „Werde Unternehmerin!“ gestellt haben. Ihre Treffen finden seit 2014 regelmäßig statt. Inzwischen haben sie einiges vorangebracht: In 49 IHKs gibt es nun regionale Unternehmerinnennetzwerke und/oder Unternehmerinnenarbeitskreise beziehungsweise -ausschüsse. 45 IHKs beteiligten sich zuletzt an der in München entwickelten Initiative „IHK-Girls’Day – Ich werde Chefin“, die bisher rund 1.200 Schülerinnen für unternehmerisches Denken und Selbstständigkeit sensibilisiert hat.
38 IHKs nahmen in diesem Jahr an einer bundesweiten Aktion anlässlich des Internationalen Frauentags mit Veranstaltungen für Frauen zur Existenzgründung und Unternehmensnachfolge teil. Gab es 2014 in den 79 deutschen IHKs gerade einmal 5 Präsidentinnen und 4 Hauptgeschäftsführerinnen, sind es heute schon 14 Präsidentinnen und 18 Hauptgeschäftsführerinnen.
In KMU zu wenig Frauen an der Spitze
So dynamisch soll es in Zukunft auch weitergehen. Kirsten Schoder-Steinmüller, Schirmherrin der Business Women IHK, DIHK-Vizepräsidentin und Geschäftsführerin der Schoder GmbH im hessischen Langen, betonte: „In den IHK-Vollversammlungen sitzen durchschnittlich nur 26 Prozent Frauen, in 10 Jahren sollten es deutlich mehr sein.“ Dass es in München und Berlin aktuell rund 40 Prozent sind, sei noch die Ausnahme.
Gleiches gilt für die Zahl der Unternehmerinnen: Derzeit werden bundesweit lediglich rund 16 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen von Frauen geführt. Schoder-Steinmüller: „Wir sind an einem Wendepunkt. Damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt, braucht es die Innovationskraft von Unternehmerinnen – in Gründung, Nachfolge, Führung.“
Vernetzung ist das Wichtigste
Deshalb seien auch noch mehr IHK-Unternehmerinnennetzwerke nötig, findet Ingrid Obermeier-Osl, Vizepräsidentin der IHK für München und Oberbayern und Geschäftsführerin der Franz Obermeier GmbH in Schwindegg: „Vernetzung ist das Wichtigste. Einzelunternehmerinnen und Global Playerinnen kommen dort zusammen, denken nach vorn, motivieren sich und andere, sie sagen, wo der Schuh drückt, bewegen etwas. Mit dem Aufzeigen von Vorbildunternehmerinnen und Vernetzungsangeboten wie dem bundesweiten DIHK-Netzwerktag der Business Women IHK trägt die IHK-Organisation wesentlich dazu bei, das weibliche Unternehmertum zu stärken.“
„Wir sind mit Stolz keine Tradwives!“
Frauen spielen in der Wirtschaft eine unverzichtbare Rolle. „Sie haben etwas zu sagen, das Gehör finden muss“, davon ist auch Ilse Aigner (CSU), Präsidentin des Bayerischen Landtags, überzeugt. In ihrer Keynote lobte sie das DIHK-Frauennetzwerk als vorbildlich. „Die Business Women IHK bestehen aus so vielen sehr erfolgreichen Frauen. Sie übernehmen Verantwortung für Unternehmen. Und für unsere Wirtschaft. Ich freue mich über jede Frau, die den Wirtschaftsstandort voranbringt. Gemeinsam können wir viel erreichen.“ Aigner suchte den Kontrast zur Tradwife-Bewegung, die die Rückkehr zu traditionellen Frauen- und Mutterrollen predigt: „Eine Rolle rückwärts wäre der falsche Weg. Wir sind doch mit Stolz keine Tradwives!“
Mehr Frauen in die Vollversammlung
So war sie sich mit den DIHK-Frauen auch darin einig, dass es noch mehr Frauen in Politik und Wirtschaft braucht. Sie selbst ist Schirmherrin der Initiative „Bavaria ruft!“. Diese soll – insbesondere im Vorfeld der bayerischen Kommunalwahlen 2026 – mehr Frauen dafür gewinnen, sich für die Parlamente, die Stadt- und Gemeinderäte aufstellen zu lassen.
DIHK-Chefin Melnikov schloss sich Aigner und Schoder-Steinmüller an: „Damit Deutschland auf den Erfolgsweg zurückkommt, sind die Kompetenz, die Ideen und Perspektiven von Frauen unabdingbar. Wir brauchen mehr Frauen in Führung und als IHK-Organisation mehr Frauen im Ehrenamt. Ich möchte Unternehmerinnen explizit ermutigen, bei IHK-Wahlen zu kandidieren.“ In München ist die
nächste Gelegenheit
übrigens schon 2026.