Faktor Mensch als Trumpf
Als „menschliches Plus“ sehen Kunden wie Stenger, dass ubiMaster versuche, immer denselben Tutor zu vermitteln. Nachdem Schüler ein-, zweimal geschrieben haben, würden viele Schüler zum Video mit Livekamera wechseln. Krotsch: „Dann ist schon Vertrauen da und man lernt besser.“
Hierin sieht sie ihr Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb: „Den Tutor mit der Dienstleistung niedrigschwellig und zum passenden Zeitpunkt fürs Kind anzubieten – und das auch noch schnell, ehe die Kumpels wieder zum Fußballspielen rufen“, sagt sie lachend.
Weiterer Vorteil sei, dass die Schüler nicht nur konsumieren, wie etwa bei ChatGPT, sondern sich im Gespräch Inhalte erarbeiten, teilweise an einem via Bildschirm geteilten Whiteboard, und sich das abspeichern können. „Und dass man am Tag drauf noch mal schnell nachfragen kann, wenn man etwas doch noch nicht ganz verstanden hat, statt erst in der nächsten Nachhilfestunde eine Woche später“, ergänzt Krotsch. „Sowie natürlich, dass die Kids zu mehreren Fächern fragen können.“
4 Investoren, 200 Firmenkunden
Dies habe auch die Geldgeber überzeugt. Inzwischen sind 4 Investoren mit 7 Millionen Euro in der Series-A-Runde dabei für Internationalisierung und Skalierung. Für Finanzbildung zum Beispiel ist eine weitere App in Vorbereitung.
Mehr als 200 Firmenkunden gibt es bereits, rund 30 Prozent kommen aus Bayern und deren Mitarbeiter plus Kinder betrifft der hiesige Lehrplan. „Entscheidender ist aber die Schulart“, sagt Krotsch. Alle Bundesländer werden bedient, die Expansion nach Österreich hat begonnen. „Einer unserer Kunden mit Hauptsitz in Spanien will unsere App auch dort seinen Leuten anbieten. Also gehen wir mit und erschließen diesen Markt“, so die Unternehmerin zu ihren weiteren Plänen.
Akquise über Multiplikatoren
Eltern für Nachhilfe direkt anzusprechen, berge „viel zu hohe Akquisitionskosten, da musste ich anfangs jeden Tag eine Nuss knacken“, sagt die Betriebswirtin. Schnell sei ihr klar geworden, dass sie Kunden über Partner wie zum Beispiel Verbände gewinnen und eben Corporate-Benefit-Pakete schnüren müsse. Doch die Kontakte in die Industrie fehlten ihr.
„Hier haben Netzwerke und Acceleratoren sehr geholfen.“ Dass speziell Frauen, die erwägen, selbst ein Unternehmen zu gründen, von solchen Angeboten früh erfahren, hält sie für wichtig. „Das würde viele Hürden beim Gründen senken.“
Role Model für Gründerinnen
Laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ging 2024 mit 43 Millionen Euro nur ein knappes Prozent des Wagniskapitals hierzulande an Start-ups von Gründerinnen. Ohnehin hat nur etwa jedes 10. Start-up Frauen im Gründungsteam. „Ich will auch meinen Kindern zeigen: Es geht, als Unternehmerin etwas aufzubauen und zu gestalten!“, betont die gebürtige Thüringerin.
Inzwischen ist auch ihr Mann bei ubiMaster eingestiegen und hat dafür wie sie selbst eine gute Stelle in einem etablierten Unternehmen aufgegeben. Mit rund 50 Mitarbeitenden, darunter 12 IT-Entwickler, 5 Tutormanager, und den Nachhilfelehrern, Tutoren genannt, wächst das Unternehmen.
Mit Mentor hin zum Meisterniveau
Derzeit haben rund 600.000 Kinder über Corporate-Benefit-Abos einen App-Zugang. Bis 2026 will Krotsch 1 Million Kinder erreichen – „ubiquitär“, also „all-umfassend“, und mit einem Mentor, der begleitet und befähigt, dass jedes Kind „Meisterniveau“ erreichen kann.