Stadt, IHK und Verbände – alle werben für eine attraktive Münchner Innenstadt. Bietet sich da keine Kooperation an?
Wir versuchen, immer wieder da anzudocken. Städte, das Stadtmarketing – das das könnten super tolle Partner sein, um lokale Geschäfte zu unterstützen. Wir freuen uns natürlich auch immer über Kontaktaufnahme für potentielle Kooperationen!
Es wäre sicher hilfreich, wenn die Öffentlichkeit das unterstützt.
Ich denke, die Akzeptanz ist da. Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Dorf in Südtirol. Da gibt es auch so ein System, die Monni Card (2020 haben 700 Südtiroler Betriebe Karten im Gesamtwert von 1,5 Mio. Euro an Mitarbeiter verschenkt, die Red.). Auch dort hatten sie diese Idee – und die wird gut angenommen. Mein Onkel hat einen Gastbetrieb und gibt die Karte an seine Mitarbeiter aus. Das trägt dazu bei, die gesamte Region Südtirol zu stärken.
Was eine Stadt oder Region auch für Fachkräfte attraktiv macht, die sich heute gut überlegen, wo sie arbeiten und leben wollen.
Ganz genau. Dazu gehören nette Läden oder Cafés und Restaurants, in denen man gut und nachhaltig Essen gehen kann.
Wer sind denn typische GuudCard-Kunden?
Unsere Kunden kommen aus völlig unterschiedlichen Branchen. Darunter sind Firmen, die total nachhaltig eingestellt sind. Von denen sagen uns die Chefs und Personalleiter*innen: „Wenn wir so etwas machen, dann nur mit Euch“. Andererseits haben wir auch Firmen, die kein nachhaltiges Geschäftsmodell per se haben, die aber ihren Mitarbeiter*innen etwas Sinnhaftes bieten wollen. Vor allem jüngere Mitarbeiter*innen achten heute extrem darauf, was ihr Unternehmen für Nachhaltigkeit tut.
Ein recht breites Spektrum.
Ja, deswegen ist doch unsere GuudCard so ein tolles Instrument, weil wir damit so viel abdecken können. Wir fördern Buchläden, Fahrradläden, Bio-Supermärkte, Läden, die nur unverpackte Sachen verkaufen, Friseure, wenn die ein Nachhaltigkeitskonzept haben, und Yoga-Studios. Wir haben Münchner Bäder, die sich da stark engagieren. Das geht bis zum ÖPNV-Ticket. Wir wollen nachhaltiges Leben in allen Bereichen ermöglichen.
Woher hatten Sie den Mut, mitten in der Pandemie ein Unternehmen zu gründen?
Corona hat uns noch bestärkt, das zu machen. Die Krise hat doch deutlich gemacht, wie wichtig es ist, den nachhaltigen Einzelhandel zu unterstützen. Wir dürfen auch die Klimakrise nicht aus den Augen verlieren. Jetzt steigen die Preise, wir haben eine Inflation. Da ist es doch eine super Chance für die Unternehmen, ihre Mitarbeiter*innen mit Sachbezügen zu unterstützen.
Amazon, Zalando und Co. gelten als die großen Krisengewinner. Kommt die GuudCard für die kleinen Läden nicht zu spät?
Als Corona ausgebrochen ist, haben wir uns auch gefragt: Was machen wir, wenn uns die ganzen Läden wegsterben? Genau dagegen wollen wir wirken, deshalb wollten wir das Ganze schnell umsetzen. Ich glaube zudem, dass nach den Lockdowns viele wieder Lust auf echtes Leben haben. Man weiß wieder, was man an Kinos, Cafés und Buchläden hat. Ich arbeite am Wochenende in einem Café. Auch da spürt man, dass die Leute wieder nach draußen gehen und mit anderen frühstücken wollen.
Müssen die Firmen dafür jeden Monat 50 Euro bezahlen?
Nein, die Firmen können selbst wählen, wie viel und wie oft sie Sachbezüge ausgeben - 50 Euro ist allerdings die Freigrenze dafür.
Haben Sie vor, dieses Modell zu erweitern?
Wir werden noch in diesem Jahr zusätzlich eine Gutschein-Lösung anbieten. Damit können Firmen ihren Mitarbeiter*innen bei besonderen Anlässen eine einmalige Summe schenken – etwa zu Weihnachten, bei Geburtstagen und Firmenjubiläen. Auch das ist steuerfrei. Mit unserem Guudschein kann man auf vielen nachhaltigen Online-Shops einkaufen.
Der Start war gut, die Idee kommt an, wie geht es mit „guud“ jetzt weiter?
Mit Guudschein haben wir ja schon das nächste Produkt auf den Markt gebracht. Wir sehen da noch viel Potenzial und haben schon Ideen für weitere Produkte, mit denen Unternehmen gemeinsam mit ihren Mitarbeiter*innen nachhaltiger werden können.