„Der ganze Bio-Bereich hat total geboomt.“
Ist München ein gutes Pflaster für die grüne Branche?
Wir haben 2012 in Berlin und München parallel angefangen, weil meine damalige Mitgründerin in Berlin gelebt hat. Wir haben von Beginn an virtuell zusammen gearbeitet, was uns während Corona viele Vorteile gebracht hat. In beiden Städten passiert viel in Sachen Nachhaltigkeit. Das tut uns natürlich gut. Wir haben uns gut entwickelt und sind ordentlich gewachsen.
Wie gut haben Sie die Corona-Krise verkraftet?
Die meisten Personaldienstleister haben schwer gelitten, weil bei vielen Unternehmen Einstellungsstopp war. Unsere Auftragslage hat sich fast nicht verändert, was ich wirklich spannend finde. Der ganze Bio-Bereich hat total geboomt im vergangenen Jahr. Bio-Kosmetik, Bio-Lebensmittel – die Bio-Branche kam als Kunden-Klientel neu dazu.
Fürchten Sie nicht, dass der grüne Trend als Corona-Spätfolge doch noch kippen könnte?
Dafür sehe ich nicht die geringsten Anzeichen. Nachhaltigkeitsberatungen werden immer mehr nachgefragt. Wenn ich mit Unternehmern spreche, die auf dem gleichen Feld unterwegs sind, sagen mir die, sie wissen nicht mehr, wie sie die Nachfrage bedienen sollen. Was ich sehr spannend finde: Strategische Stellen für Nachhaltigkeit werden jetzt direkt unter dem Vorstand aufgehängt. Früher waren diese Jobs meist im PR/Marketing angegliedert. Das ist eine klare Aufwertung. Wir hoffen natürlich, dass uns das in die Karten spielt.
Steigende Energiekosten, die Staatshilfen laufen aus, drohende Steuererhöhungen – wird nicht doch bei der Nachhaltigkeit gespart?
Es gibt immer noch Leute, die nur die Kosten sehen. Nachhaltigkeit ist natürlich unbequem. Nicht jeder hat Lust, viel Geld in neue Bereiche zu investieren. Ebenso klar ist aber, dass sich die Welt rasend schnell verändert, und ich mit meinem Unternehmen darauf reagieren muss. Ohne die wichtigsten Zielgruppen funktioniert kein Unternehmen. Wenn Kunden, Mitarbeiter und Investoren, Nachhaltigkeit sehen wollen, hat man keine Wahl.
Sie sagen: Wir stehen vor einer großen Transformation. Wer soll denn da die Richtung vorgeben? Der Staat? Oder schafft das die Wirtschaft in Eigenregie?
Die Politik darf sich da jedenfalls nicht aus der Verantwortung stehlen. Diese Aufgabe ist so groß, dass einzelne Unternehmen oder Branchen damit überfordert wären. Dafür braucht es eine übergeordnete Instanz, die klar sagt, da geht’s lang; die Anreize schafft, damit bestimmte Dinge getan und andere Dinge gestoppt werden.
Dass der Staat entscheidet, wird nicht allen in der Wirtschaft gefallen.
Es geht aber nicht anders. Wenn es darauf ankommt, kann sich der Staat nicht vor seiner Verantwortung für das Gemeinwesen und seiner Fürsorgepflicht drücken. In Wirtschaft und Gesellschaft gibt es viele Meinungen. Die Politik muss sich diese Stimmen anhören, aber am Ende eine Entscheidung treffen für alle, die einen guten Ausgleich schafft.