Wälder zu schonen und fair mit Lieferanten umzugehen – das war Thomas Eckel, dem Chef der Murnauer Kaffeerösterei, schon lange vor der EUDR ein Anliegen. „Umso mehr in Zeiten des Klimawandels, der den sensiblen Kaffeepflanzen und damit auch den Kaffeefarmern massiv zusetzt.
Ursprünglich importierte Eckel den Kaffee selbst und verarbeitete ihn anschließend weiter. Im Sinne der EUDR wäre er damit als sogenannter vorgelagerter Marktteilnehmer, eingestuft worden und hätte eine Sorgfaltspflichtenerklärung (Due Diligence Statement, DDS) vorlegen müssen. „Wir haben schon früh versucht, die DDS über Softwarelösungen abzubilden. Doch verschiedene Programme kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Wir konnten also nicht sicher sein, dass wir alle Daten korrekt erfassen. Gleichzeitig hätten die Kosten solcher Lösungen uns als kleines Unternehmen überfordert.“
EU unterschätzt Aufwand
Eckel begann also, vor Ort zu recherchieren. In Peru arbeitet er zum Beispiel mit rund 80 kleinen Kaffeebauern zusammen, die in der Regel 2 Anbauflächen bewirtschaften. Da die Farmer vor Ort weder über die nötige Infrastruktur noch über ausreichende finanzielle Mittel verfügten, bat er einen Praktikanten, die für die EUDR relevanten Daten für die Sorgfaltsprüfung zu erfassen. „Wenn Sie First Mover im Markt sind, stoßen Sie schnell auf Herausforderungen, auf die die EU zum damaligen Zeitpunkt noch keine Antworten hatte. Die Bauern haben die geforderten Unterlagen oft nicht, und die Behörden vor Ort funktionieren anders. Bei 160 Flächen summiert sich der Aufwand erheblich.“ Er betont: „Dennoch haben wir unseren peruanischen Spezialitätenkaffee durch dieses Projekt dann bereits 2023 als Erste nach den EUDR-Vorschriften nach Deutschland importieren können. Darauf sind wir stolz.“
Neue Logistik
Trotz dieses Erfolgs entschied sich Eckel aber schließlich für einen anderen, einen pragmatischeren Weg: „Ich importiere den Kaffee nicht mehr selbst, sondern verarbeite ihn weiter und verkaufe ihn. Damit bin ich gemäß EUDR nun ein sogenannter nachgelagerter Marktteilnehmer und Händler. Ich kann auf die DDS des Importeurs verweisen, muss diese aber auf Plausibilität prüfen, falls größere Abnehmer Rückfragen haben.“ Er ergänzt: „In der Kaffeebranche hat sich im Zuge der EUDR ein neues Angebot etabliert – größere Importeure übernehmen den Import für kleinere Röstereien mit eigenen Produzenten und stellen auch die DDS bereit.“ Er betont: „So konnte ich Kosten, Bürokratieaufwand und Risiko deutlich senken.“
Wunsch: deutlich einfachere Regeln
Eckel hat also eine Lösung für die EUDR gefunden – und grundsätzlich hält er die Verordnung für einen Schritt in die richtige Richtung. „Die Komplexität der Anforderungen muss jedoch überdacht werden. Die Macher der EUDR hatten vor allem die EU-Brille auf. Die Bedingungen und Strukturen der Produzenten vor Ort hatten sie nicht im Blick.“ Er betont: „Wir konnten unseren Kaffeefarmern immer vertrauen. Sie liefern nicht nur hervorragende Qualität, sondern gehen auch achtsam mit dem Wald um.“ Sein Wunsch: „Deutlich einfachere Regeln für nachgelagerte Unternehmen in Europa und Ausnahmen für Kleinbauern – es ist wichtig, die kleinen nachhaltigen Produzenten im Markt zu halten.“