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„Wertschätzung definiert sich individuell.“ Andreas und Jacqueline Püttmann, Geschäftsführung der Schreibmayr GmbH

„Wertschätzung definiert sich individuell.“ Andreas und Jacqueline Püttmann, Geschäftsführung der Schreibmayr GmbH

© J.G. Schreibmayr

Wertvolle Investition

Wer seine Mitarbeitenden wertschätzt, investiert in deren Gesundheit und Loyalität – und empfiehlt sich nebenbei als attraktiver Arbeitgeber.

Von Eva Müller-Tauber, 11/2025

Kürzlich konnte die J.G. Schreibmayr GmbH aus München ihr 205-jähriges Jubiläum feiern – „5 Jahre später als geplant, der runde Geburtstag fiel mitten in die Coronazeit“, erzählt Jacqueline Püttmann schmunzelnd. Sie leitet das Unternehmen für Kirchenbedarf in der 4. Generation gemeinsam mit ihren Eltern.

Dass der Familienbetrieb mit umgerechnet 8 Vollzeitäquivalenten die Erfolgsgeschichte des Unternehmens auch nach der Pandemie fortschreiben konnte, liegt nicht zuletzt auch an dem offensichtlich guten Verhältnis von Mitarbeitern und Führungsriege. Stichwort: Wertschätzung. „Dazu gehören natürlich aus Sicht der Beschäftigten materielle Dinge wie ein angemessenes Gehalt, Zuzahlungen zu den ÖPNV- oder Fahrtkosten und Firmenfahrzeuge“, sagt Püttmann.

Vertrauen statt Kontrolle

Punkten kann das Kleinunternehmen aber vor allem mit einem wertschätzenden Betriebsklima und seinem Ansatz, soweit möglich auf jeden Einzelnen einzugehen. „Denn Wertschätzung definiert sich individuell“, weiß die Unternehmerin. 2 Faktoren sind dabei aus Sicht der 29-Jährigen besonders wichtig: Vertrauen und Verantwortung. „Bei uns wird gibt es kein Micromanagement, es wird nicht penibel überwacht, ob jeder seinen Job richtig macht. Und wir legen Wert darauf, dass jeder bei seinen Aufgaben gewisse Abwechslung erfährt.“ Wenn jemand eine Auszeit braucht, versucht das Unternehmen, dies einzurichten.

Der Erfolg scheint dem Führungstrio recht zu geben: Als der Laden wegen Corona vorübergehend schließen musste, zogen alle an einem Strang, brachten den Onlineshop voran. „Während der Pandemie war das Unternehmen ein geschützter Raum“, erinnert sich die Püttmann. Der Krankenstand im Betrieb ist gering, die Fluktuation bei den Mitarbeitenden ebenfalls, und manche von ihnen bleiben dem Betrieb auch nach Renteneintritt treu, weil ihnen die Arbeit Spaß macht. „Und wenn die Eltern in Urlaub sind, läuft der Laden trotzdem weiter“, freut sich die Juniorchefin.

Hohe Wertschätzung, gesunde Mitarbeitende

Die J.G.Schreibmayr ist ein schönes Beispiel dafür, dass gelebte Wertschätzung im Unternehmen bedeutenden Einfluss auf die Mitarbeitenden und ihre Gesundheit hat. Diesen Zusammenhang stützen auch vermehrt Studien, die die Wirkung von Wertschätzungsinterventionen auf Gesundheitsvariablen untersucht haben. Wertschätzung kann demnach dazu beitragen, Stress zu reduzieren, die Gesundheit zu stärken und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

„Das alles liegt natürlich im Interesse von Angestellten und Arbeitgebern, denn nur gesunde Mitarbeitende, die sich wohlfühlen, sind belastbar und bereit, volle Leistung zu bringen“, so Damaris Schmidt, IHK-Referentin Gesundheitswirtschaft. „Wertschätzung ist damit kein ‚Nice-to-have‘, sondern eine zentrale Voraussetzung für nachhaltige Leistungsfähigkeit und Motivation. Sie stärkt die psychische Gesundheit, fördert Loyalität und verringert krankheitsbedingte Ausfälle.“

Indirektes Employer Branding

Eine Schlüsselrolle beim Thema Wertschätzung komme den Chefs und Führungskräften zu. „Führung beginnt mit Haltung“, betont Schmidt. „Wer führen will, muss empathisch sein, die individuellen Stärken und Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden kennen und ihnen auf Augenhöhe begegnen.“ Ehrliche, persönliche und regelmäßige Kommunikation sei ein oft unterschätzter Faktor, weiß die IHK-Expertin. Nicht als Pflichtübung, sondern als Ausdruck echter Beziehungspflege. „Aber nur so lässt sich Vertrauen aufbauen – und Vertrauen ist die Grundlage, auf der sich Motivation, Kreativität und Verantwortungsbereitschaft entfalten.“

Ein wertschätzender Umgang mit den Mitarbeitenden sowie ein gutes Betriebsklima wiederum sprechen sich erfahrungsgemäß auch außerhalb des Unternehmens herum. Wertschätzung zahle sich also doppelt aus. „Sie wirkt nach innen stabilisierend und nach außen imagebildend. Wer seine Mitarbeitenden respektvoll behandelt, empfiehlt sich damit also automatisch als attraktiver Arbeitsgeber“, sagt Schmidt.

Zahlreiche Stellhebel

Verantwortliche in Organisationen, die Abwertung vermeiden und Wertschätzung fördern wollen, könnten an verschiedenen Stellhebeln ansetzen: den organisationalen Bedingungen, den Arbeitsaufgaben, den Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz oder den sozialen Interaktionen. Wertschätzung sollte dabei nicht nur verbal geäußert, sondern strukturell verankert werden – etwa durch transparente Entscheidungen, faire Leistungsbewertung und echte Mitsprachemöglichkeiten.

Es gibt natürlich auch monetäre Wege, Wertschätzungen zu zeigen. „Häufig kann dabei mit geringem Aufwand eine große Wirkung erzielt werden, wenn steuerfreie Arbeitgeberleistungen ins Spiel kommen“, sagt Patricia Brenneisen, IHK-Referentin Steuern und Finanzen. „Schon kleine steuerbegünstigte Zuwendungen können Mitarbeitende spürbar motivieren und die Bindung ans Unternehmen stärken.“

Steuervorteile nutzen

So wird etwa die Förderung der Mitarbeitergesundheit gemäß Paragraf 3 Nummer 34 Einkommensteuergesetz (EStG) steuerlich unterstützt. Bis zu 600 Euro kann ein Arbeitgeber pro Mitarbeitendem und Jahr steuerfrei zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn für bestimmte Leistungen zur Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken und zur Förderung der Gesundheit erbringen.

Auch gibt es steuerfreie Sachzuwendungen. So bleiben Gutscheine, Produkte oder Dienstleistungen als solche bis zu einer Freigrenze von 50 Euro im Monat je Mitarbeitendem steuer- und sozialversicherungsfrei. Bei persönlichen Geschenkanlässen – etwa Geburtstagen, Hochzeiten oder Jubiläen – gilt eine Freigrenze für Sachleistungen von 60 Euro je Mitarbeitendem.

„Du bist uns wichtig“

Und es sind steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse möglich, zum Beispiel in den Bereichen Kinderbetreuung und Mobilität. Diese Zuwendungen entlasten nicht nur finanziell, sondern signalisieren zugleich: „Du bist uns wichtig“ – eine einfache, aber wirkungsvolle Form gelebter Wertschätzung.

IHK-Info: Steuerfreie Arbeitgeberleistungen

Steuerfreie Arbeitgeberleistungen IHK-Website - von betrieblicher Gesundheitsförderung über Jobtickets bis hin zur Überlassung von E-Bikes: Was Unternehmen wissen sollten.