Pressemeldung vom 09.02.2024 - Pfaffenhofen

Digitalisierung in der Verwaltung: mehr Tempo bitte!

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© IHK

Laut der aktuellen Digitalisierungsumfrage der bayerischen IHKs bewerten 51 Prozent der Unternehmen im Freistaat den Digitalisierungsstand in der öffentlichen Verwaltung mit der Note „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Dieses Ergebnis, so Eduard Kastner, Vorsitzender des IHK-Regional­ausschusses Pfaffenhofen, sei ernüchternd und müsse endgültig wachrütteln. Wie es genau um die Digitalisierung der Verwaltung im Landkreis bestellt ist, darüber tauschte sich der Ausschuss auf seiner jüngsten Arbeitssitzung mit Kreiskämmerer Walter Reisinger und Kathrin Büttner, stellvertretende Sachgebietsleiterin für EDV und Digitalisierung im Landratsamt Pfaffenhofen, aus. „Es muss in unserer Verwaltung mit der Digitalisierung dringend weitergehen. Der vor den Digitalisierungs­verantwortlichen liegende Berg an Arbeit ist enorm und die Erwartungen der Wirtschaft an die Digitalisierung als Mittel, um die Bürokratie einzudämmen, sind groß“, so Kastner.

Kastner: „Verwaltungsabläufe müssen für alle reibungsloser werden“

„Im Schnitt hat ein Unternehmen bis zu 200 Kontakte mit verschiedenen Ämtern und Behörden im Jahr“, erläuterte Digitalisierungsexpertin Franziska Neuberger von der IHK München. Allein diese enorme Menge an Kontakten zeige, dass die Anliegen aus den Unternehmen schnell bearbeitet und geklärt werden sollten. Die Digitalisierung könne hier einen entscheidenden Beitrag leisten, damit Verwaltungsleistungen effizienter würden. Verwaltungsabläufe, die noch gar nicht oder nicht zu 100 Prozent digital – und dabei nutzerfreundlich – ablaufen, verursachen mehr Arbeit und kosten damit mehr Zeit und Geld. Wenn wir Bürokratie abbauen wollen, muss die Digitalisie­rung deutlich an Fahrt aufnehmen, so Neuberger. Sie stellte die Forderungen vor, mit denen die IHK München an die politischen Entscheidungsträger auf Landesebene herantritt. „Besonders wichtig sind das strategische und einheitliche Vorgehen über alle Verwaltungsebenen hinweg. Die Nutzung von standardisierten Lösungen beispielsweise würde der Digitalisierung enormen Schub verleihen. Stand heute haben wir jedoch einen bunten Flickenteppich an unterschiedlichen IT-Lösungen in jedem Landratsamt und in jeder Kommune ein wenig anders.“

Das bestätigten auch Reisinger und Büttner vom Landratsamt. Büttner stellte zudem vor, wie sich das Landratsamt bereits digital aufgestellt hat, welche Voraussetzungen dafür zu erfüllen waren und zu erfüllen sind. Aktuell ist das Landratsamt für über 600 Verwaltungsleistungen für Bürger und Unternehmen zuständig – vom Bauantrag, über die Gewerbeerlaubnis bis hin zur Kfz-Zulassung. „Digitalisierung fängt bei der Ausstattung am Arbeitsplatz an. Sie betrifft die dahinter liegende Infrastruktur wie Server und Rechenzentren, muss die Mitarbeitenden einbeziehen, denn diese müs­sen die digitalen Verfahren auch beherrschen, und sie endet bei der digitalen Abbil­dung der Verwaltungsverfahren selbst wie beispielsweise dem Stellen eines Bau­antrags bis hin zur vollständig digitalen Bearbeitung und Aktenführung. Im Bauamt ist das seit Sommer 2021 möglich. Die vollständige Umstellung des Bauantrags hat gut drei Jahre neben dem laufenden Betrieb in Anspruch genommen.“ Besonders herausfordernd sei zudem, so Büttner, dass häufig geänderte Vorgaben, Gesetze oder Regulierungen natürlich auch in den Verwaltungsverfahren digital abzubilden seien.

In der abschließenden Diskussion gaben einige Mitglieder des Ausschusses ihrem Unverständnis Ausdruck, dass für die Verwaltungsleistungen auf den kommunalen Ebenen nicht durchweg einheitliche, standardisierte Lösungen eingesetzt werden. “71 Landratsämter mühen sich um jeweils eigene Lösungen für die Digitalisierung ihrer hundertfach zu erbringenden Leistungen. Auf Bayern hochgerechnet ist damit die Digitalisierung der Verwaltung eine gewaltige Geldvernichtungsmaschinerie“, lautete nicht nur eine Stimme aus der Unternehmerschaft. „Vereinheitlichung und Standardisierung, eine aufeinander abgestimmte Digitalisierung aller Verwaltungen – das sollte das Gebot der Stunde sein – für die Kommunen, für den Freistaat und für den Bund“, so abschließend Vorsitzender Kastner. Er mahnte: „Sonst können wir alle nur verlieren.“

Foto (Copyright: IHK) vom Rundgang der Ausschussmitglieder im Green Deer Hotel in Reichertshofen/Langenbruck mit Gastgeber Fabian Röhrich, Geschäftsführer der Röhrich GmbH.

Die Sitzung fand am 5. Februar 2024 statt.