Wie können Sie als Entsorger zur Nachhaltigkeit beitragen?
Es gibt das Klischee, dass wir Entsorger nur glücklich sind, wenn Berge von Müll da sind. Das ist Quatsch, wir wollen aus weniger Abfall mehr machen. Ein Punkt, der mir wichtig ist: Jeder Mitarbeiter unserer Branche arbeitet für die Nachhaltigkeit. Meine Müllfahrer fahren nicht nur am Freitag raus, sondern auch am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag, wenn es sein muss. Die halten die Umwelt sauber, räumen den Müll weg und fahren damit in eine Recycling-Anlage. Das sind echte Klima-Aktivisten.
Halten Sie die Kreislaufwirtschaft für ein realistisches Ziel?
Abfallvermeidung ist natürlich wichtig und ein echter Rohstoff-Kreislauf würde einen großen Beitrag zum Wandel der Wirtschaft leisten. Aber das Problem beginnt schon mit dem ersten Schritt. Wir müssen aus Müll einen echten Rohstoff machen.
Warum ist das so schwierig?
Wenn der Primärrohstoff billiger ist als der recycelte, funktioniert es nicht. Dann habe ich keine Nachfrage, keinen Preis, kein Geschäft. Da helfen keine hohen ethischen Standards und moralischen Appelle.
Wie ließe sich das ändern?
Die meisten Kunststoffe sind in der Herstellung so billig, dass sich kein Recycling lohnt. Da müsste man Mindesteinsatzquoten von Sekundärrohstoffen einführen, beispielsweise die Vorschrift, dass eine Kunststoffvase zu 50 Prozent aus recyceltem Material bestehen muss. Der deutsche Staat ist außerdem der größte Beschaffer im Land. Er könnte eine Vorbildfunktion übernehmen, in dem er nicht nur das billigste Material einkauft. Man müsste nachhaltige Aspekte in die Beschaffung einführen.
Könnten Hersteller nicht ihren Teil zu mehr Nachhaltigkeit beitragen?
Doch, natürlich. Die müssten mehr Stoffe verwenden, die man auch leicht wiederverwerten kann. Auch die Kennzeichnung von Stoffen muss besser werden. Ich sehe es dem Plastik nicht an, welcher Kunststoff sich dahinter verbirgt. Wenn ich hier mein Handy anschaue - da lässt sich das Akku nicht ausbauen. Das kann ja wohl nicht sein. Wir müssen eine echte Nachfrage für Sekundärrohstoffe schaffen.
Was wurde aus den Plänen einiger Kommunen, mit eigenen Tochterunternehmen die Entsorgung selbst zu übernehmen?
Vor einigen Jahren gab es solche Bestrebungen. Das Ergebnis waren Volkseigene Betriebe 2.0. Das widerspricht dem Leitbild der Marktwirtschaft. Der Trend hat zum Glück wieder nachgelassen. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Die Staatskassen sind leer. Das spricht eigentlich dafür, dass künftig mehr Leitungen im Markt erbracht werden.
Sie engagieren sich seit Jahren für die IHK im Ehrenamt. Was ist Ihr Motiv, was treibt Sie an?
Das ist unser Beitrag zur Demokratie. Mein persönlicher und der meines Unternehmens, das stellt mich für diese Aufgabe ja frei. In einer Demokratie muss es Vielfalt und freie Meinungsäußerung geben. Sonst haben wir keine Demokratie. Wenn ich als Unternehmen meine Meinung nicht äußere, nehme ich das System so hin, wie es eben ist. Wer nichts tut, braucht sich nicht über Bürokratie beklagen. Der darf sich auch nicht wundern, wenn im nächsten Tatort ein Unternehmer wieder der Ganove ist.