Es gab Zeiten, da galten Lkw-Fahrer als coole Typen.
Ja, das stimmt. In den 80er Jahren gab es den Film „Auf Achse“. In dem war Manfred Krug mit dem Truck ständig unterwegs, ein König der Landstraße. Seitdem ist das gekippt. Für viele ist der Schwerverkehr nur noch ein Übel. Die ganze Branche leidet unter dem schlechten Image. Nur ganz wenige wollen noch den Beruf des Lkw-Fahrers ergreifen.
Das hat aber nicht nur Image-Gründe.
Klar, man ist viel unterwegs. Die vielen Staus machen es noch schwieriger, die Arbeitszeiten zu planen. Die Fahrer sind wenig daheim, werden auch von Kunden nicht immer gut behandelt. Und wenn man Pech hat, verbringt man das Wochenende zwei Stunden von zuhause entfernt auf dem Rastplatz. Dafür stimmt in der Regel die Bezahlung nicht.
Versuchen Sie selbst, Fahrer anzuwerben?
Wir haben 250 Fahrzeuge, dafür brauchen wir mindestens 300 Fahrer. Deshalb rekrutieren wir auch in ganz Europa. Wir bieten Sprachschulungen und günstige Wohnungen an. Wir bauen derzeit weitere Wohnungen für die Fahrer, damit sie in unserem Hochpreisgebiet Oberbayern anständigen und bezahlbaren Wohnraum bekommen.
Spüren Sie den Fachkräfte-Mangel auch an anderen Stellen Ihres Unternehmens?
Wir bilden im kaufmännischen Bereich selbst aus. Wir suchen aber auch intensiv nach Energieberatern, Schlossern, Ingenieuren und Verfahrenstechnikern. Da haben wir offene Stellen, die wir gerne besetzen würden.
Seit wann gibt es die Spedition Dettendorfer?
Die Firmengründung war 1825. Mit meinem Bruder und mir führt schon die siebte Generation das Unternehmen. Mit unseren Kindern, die fast alle schon im Betrieb arbeiten, ist die Nachfolge auf die achte Generation gesichert. 2025 werden wir unser 200-jähriges Firmenjubiläum feiern.
Wie ist denn Ihr Geschäftsmodell entstanden?
Wir haben immer transportiert. Wir können das zurückverfolgen bis 1166. Da hat ein leiblicher Vorfahre Wein aus Südtirol ins Kloster Baumburg geliefert. Der Name „Dettendorfer“ taucht erstmals 1583 in Aschau/Chiemgau auf. Unsere Vorfahren waren Schiffmeister auf dem Inn. Danach hat sich das Geschäft entwickelt – mit der Bahn und auf der Straße mit Pferdefuhrwerken und dem Lkw.
Konnte man damals schon vom reinen Transportgeschäft leben?
Landwirtschaft war immer schon dabei. Später sind Sägewerk und Holzhandel dazugekommen. Das hat sich gut ergänzt. Zwischen den Weltkriegen haben wir das Holz, das hier in den Bergen geschlagen wurde, bei uns in der Säge mit Wasserkraft geschnitten und ins Ruhrgebiet mit der Bahn als Grubenholz transportiert.
Heute engagieren Sie sich für den Wasserstoff-Antrieb. Wie kam es dazu?
Ich bin davon überzeugt, dass die Fahrzeuge in Zukunft auch mit Wasserstoff fahren. Wir planen deshalb, Wasserstoff-Tankstellen zu errichten. An unseren Standorten haben wir die technischen Voraussetzungen dazu. Wir betreiben in Kiefersfelden ein Tanklager, wo wir Straße und Schiene kombinieren und Wasserstoff umschlagen können. Wir haben ein eigenes EEG-Kraftwerk, mit dem wir Wasserstoff herstellen könnten.