Standortpolitik

Konjunktur Herbst 2025: Bayerische Wirtschaft weiter auf Sparflamme

Im politisch ausgerufenen „Herbst der Reformen“ zeigt sich in der Stimmung der bayerischen Wirtschaft noch keine klare Trendwende. Schwache Exporte, Konsumzurückhaltung und eine magere Investitionstätigkeit sorgen weiterhin für wenig Dynamik. Der BIHK-Konjunktur index legt im Vergleich zum Frühjahr lediglich um einen Zähler auf 105 Punkte zu und liegt weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 112 Punkten. Im Vorjahresvergleich verbessert sich das aus Lageurteilen und Erwartungen gebildete Barometer allerdings um sechs Zähler – dank nicht mehr allzu schlechten Erwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate.

Inhalt

Kurzübersicht: Konjunktur in Bayern, Herbst 2025

Die Geschäftserwartungen steigen gegenüber dem Frühjahr um zwei Zähler auf 2 Punkte. Per Saldo liegen sie damit weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 7 Punkten, verbessern sich aber gegenüber dem Vorjahr. Das Branchenbild ist durchwachsen: Dienstleistungsbranche, Großhandel und Industrie sind vorsichtig optimistisch, Baugewerbe, Tourismus und Einzelhandel bleiben skeptisch.

Die leichte Zuversicht hat bislang jedoch nicht dazu geführt, dass sich die aktuelle Lage in der Wirtschaft verbessert hat. Per Saldo bleibt die Geschäftslage gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 9 Punkten und liegt weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 17 Punkten. Keine Branche verzeichnet eine nennenswerte Belebung. Besonders Industrie und Handel sind äußerst unzufrieden. Die Unternehmen berichten von unterausgelasteten Kapazitäten und einem zu geringen Auftragsbestand.

Damit wird die erwartete leicht anziehende Nachfrage keinen Investitions- und Beschäftigungsschub auslösen. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen bleibt äußerst gering; statt Kapazitätserweiterungen setzen vor allem größere Industrieunternehmen auf Rationalisierungsmaßnahmen.
Entsprechend stehen die Beschäftigungspläne der Betriebe klar im Zeichen eines verschärften Stellenabbaus – insbesondere in der Industrie.

Die Bundesregierung muss ihr selbst gestecktes Ziel, das Wachstumspotenzial wieder deutlich über ein Prozent zu steigern, entschlossen verfolgen. Dafür müssen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verbessert werden. Die massive staatliche Neuverschuldung muss gezielt in zusätzliche Investitionen fließen – nicht in Haushaltslücken. Zugleich müssen strukturelle Reformen der sozialen Sicherungssysteme folgen, um Arbeitskosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Industrie

  • Der Aufschwung in der Industrie bleibt weiterhin aus. Die Geschäfte laufen schlechter als im Frühjahr und auch nicht besser als im Vorjahr: Bei mehr als acht von zehn Industrieunternehmen sind die Kapazitäten nicht vollständig ausgelastet. Mit Blick auf die kommenden Monate überwiegt jedoch vorsichtige Zuversicht. Vor allem die Erwartungen an das Auslandsgeschäft haben sich – von niedrigem Niveau ausgehend – verbessert.
  • Die Sorgen vor einer anhaltend schwachen Inlandsnachfrage und steigenden Arbeitskosten nehmen zu. Dagegen hat sich die Risikoeinschätzung zu den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen etwas entschärft.

Dienstleistungen

  • Die Geschäfte der Dienstleister stagnieren seit mittlerweile einem Jahr. Besonders die Beratungs- und wirtschaftsnahen Dienstleister zeigen sich angesichts der Industrieschwäche weniger zufrieden. Eine leichte Stabilisierung zeichnet sich in der Logistikbranche ab. Für die kommenden Monate blicken die Dienstleister vorsichtig optimistisch nach vorn.
  • Die Risikolage hat sich leicht entspannt. Als größte Risiken nennen die Betriebe weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die schwache Inlandsnachfrage und hohe Arbeitskosten.

Handel

  • Trotz eines seit neun Quartalen anhaltenden Anstiegs der Reallöhne bleibt die Geschäftslage im Handel unverändert schwach. Während sich die Lage im Großhandel auf niedrigem Niveau stabilisiert, ist der Einzelhandel noch unzufriedener als im Vorjahr. Für die kommenden Monate erwarten die Großhändler leichte Vebesse rungen, während die Einzelhändler skeptisch bleiben.
  • Hauptrisiken bleiben die schwache Inlandsnachfrage und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Auch die hohen Arbeitskosten bereiten Sorge – knapp jedes zweite Unternehmen nennt sie als Risiko. Hier spielt die anstehende Mindestlohnerhöhung eine Rolle.

Baubranche

  • Im Baugewerbe laufen die Geschäfte etwas besser als im Vorjahr. Vor allem im Hochbau hat sich die Lage verbessert. Der Tiefbau zeigt sich per Saldo zufrieden, wenn auch weniger deutlich als im Vorjahr. Mit Blick auf die kommenden Monate lässt der tiefe Pessimismus im Hoch- und Ausbaugewerbe nach, während der Tiefbau im Vorjahresvergleich skeptischer ist. Das „Sondervermögen“ für Infrastruktur entfaltet bislang kaum Wirkung.
  • Zentrale Risiken sehen die Betriebe im Arbeitskräftemangel, in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und in der Inlandsnachfrage. Insgesamt hat sich die Risikoeinschätzung gegenüber dem Frühjahr etwas entschärft.

Tourismus

  • Die Betriebe im Tourismus sind per Saldo zufrieden mit ihren laufenden Geschäften, allerdings weniger deutlich als im Vorjahr. Die Konsumzurückhaltung und das durchwachsene Sommerwetter haben sich in der Gastronomie bemerkbar gemacht. Auf die kommenden blicken die Unternehmen weniger pessimistisch als noch im Vorjahr.
  • Die Arbeitskosten werden von den Unternehmen als Hauptrisiko genannt. Die anstehende Mindestlohnerhöhung schlägt hier besonders zu Buche. Als weitere zentrale Risiken werden die Energie- und Rohstoffpreise sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt.

Liquidität und Risiken

Die Finanzlage in der bayerischen Wirtschaft bleibt nahezu unverändert. Insgesamt melden 52 % der Betriebe eine gute, 37 % eine befriedigende und 9 % eine schlechte Liquiditätslage. Mit 2 % bleibt der Anteil der Unternehmen, die eine existenzbedrohende Liquiditätslage angeben, gering.