Pressemeldung vom 15.10.2025

BIHK-Konjunkturumfrage: Bayerische Wirtschaft weiter auf Sparflamme

Die bayerische Wirtschaft kommt nicht aus ihrem Stimmungstief. Der BIHK-Konjunkturindex klettert im Vergleich zum Frühjahr lediglich um einen Zähler auf 105 Punkte und bleibt weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 112 Punkten. Spürbar über diesem Durchschnitt lag der Index zuletzt zu Jahresbeginn 2022. An der aktuellen Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) haben sich 3.200 Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt.

Betriebe zögern bei Investitionen und streichen Jobs

Leere Lagerhalle, Symbolbild für stockende wirtschaftliche Entwicklung

„Die bayerische Wirtschaft fährt weiter auf Sparflamme. Angesichts schwacher Exporte, zu geringer Inlandsnachfrage und ausbleibender struktureller Reformen rationalisieren die Unternehmen, darunter vor allem die Industrie, und bereiten sich so auf eine noch längere Durststrecke und noch härteren Wettbewerb vor“, sagt BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. „Perspektivisch steigende Sozialbeiträge drücken auf die Konsum-laune der Verbraucher und belasten die Unternehmen bei den Arbeitskosten. Die erhoffte Generalsanierung des Wirtschaftsstandorts durch die neue Bundesregierung lässt derweil weiter auf sich warten. Zwar wird die erhöhte Staatsverschuldung kurzzeitig Wachstumsimpulse geben, aber für eine echte Trendwende zu einem selbsttragenden Aufschwung gibt es wenig Hoffnung“, so Gößl weiter.

Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage praktisch unverändert gegenüber dem Frühjahr mit einem Saldowert von 9 Punkten, deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 17 Punkten. Die Erwartungen steigen leicht um 2 Zähler auf 2 Punkte. Auch sie bleiben damit hinter dem langjährigen Durchschnitt von 7 Punkten zurück. Der BIHK-Konjunkturindex wird zu gleichen Teilen aus den Lage- und Erwartungsurteilen der Unternehmen errechnet.

Das Branchenbild ist durchwachsen: Bei Dienstleistern und im Baugewerbe läuft es aktuell laut Lagebeurteilung besser als in den anderen Sektoren. Schlusslichter sind der Einzelhandel und vor allem die Industrie. Bei den Erwartungen überwiegen die Pessimisten deutlich im Baugewerbe, Tourismus und Einzelhandel. In der Industrie halten sich Pessimisten und Optimisten ungefähr die Waage. Nur bei den Dienstleistern ist der Saldowert mit 7 Punkten klar im positiven Bereich.

Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen bleibt mit einem Saldowert von 1 Punkt äußerst gering. In der Industrie beträgt der Saldowert bei den Inlandsinvestitionen gar minus 11 Punkte. Statt auf Kapazitätserweiterungen setzen vor allem große Industrie-unternehmen auf Rationalisierungsmaßnahmen.

Die Beschäftigungspläne der Betriebe stehen im Zeichen eines verschärften Stellenabbaus. Der Saldowert fällt wieder auf minus 11 Punkte wie zu Jahresbeginn. Mit Ausnahme des ersten Coronaschocks im Frühjahr 2020 ist dies der schlechteste Wert seit 2010.

„Der Reformstau ist immens. Die Bundesregierung muss ihr selbst gestecktes Ziel, das Wachstumspotenzial wieder deutlich über ein Prozent zu steigern, entschlossen und auch gegen Widerstände verfolgen“, sagt BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz. „Die massive staatliche Neuverschuldung muss gezielt in zusätzliche Investitionen fließen – nicht in Haushaltslücken. Und sie reicht beileibe nicht als einziges wirtschaftspolitisches Programm aus. Es müssen strukturelle Reformen des Steuer- und Sozialsystems folgen, um die Arbeitskosten zu senken, Anreize für Mehrarbeit zu setzen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Für ein dauerhaft höheres Wachstumspotenzial sind außerdem deutlich mehr Anstrengungen bei der Entbürokratisierung, bei den Energiepreisen und bei der Vollendung des EU-Binnenmarkts notwendig. Unser Appell an die Politik in Berlin ist: Die Lage ist ernst, die Reformbemühungen dürfen jetzt nicht nachlassen“, so der BIHK-Präsident weiter.

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