Exponat März 2023

Der Berg ruft! Geschichte des Starkbieranstichs auf dem Nockherberg

Endlich gibt es wieder das Spektakel des Starkbieranstichs auf dem Nockherberg. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv schaut zurück in die Geschichte der Fastenzeit.

Stattliche 7,9 Volumenprozent hat der „Salvator“ der Paulanerbrauerei, der alljährlich in der Fastenzeit zum Ausschank kommt. Ob der Sud gelungen ist, können 600 geladene Gäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft bei der jährlichen traditionellen Starkbierprobe auf dem Nockherberg erstmals testen.

Wichtiges Barometer für den Bekanntheitsgrad der Politprominenz ist das legendäre „Derblecken“ mit Fastenrede und Singspiel. Hier gilt: Dabei sein ist alles. Längst vergessen sind die Mahnungen der Kirchen in den 1950er Jahren, in der Fastenzeit Wochen der Stille und inneren Einkehr einzulegen. Oder der Boykott der CSU 1959, den allein der „Ochsensepp“, der populäre Münchner Parteichef im Rathaus Josef Müller, unterlief und damit in der Bevölkerung gut ankam.

Der Bayerische Rundfunk sendete 1954 zum ersten Mal Aufzeichnungen von der Salvatorprobe. Ab 1962 übertrug die „Abendschau“ Ausschnitte vom Starkbierspektakel, 1977 startete die vollständige Übertragung.

Zwar reichen die Wurzeln der „Fastenrede“ weit ins 19. Jahrhundert zurück. Das Singspiel als politisches Kabarett setzte sich 1972 durch. Im Ritterspiel „Die feindlichen Brüder oder der Zaubertrank in der Paulanerklause“ kämpften die CSU-Ritter auf Burg „Schwarzenfels“ gegen die SPD-Kontrahenten von der Festung „Rotenstein“.

In seinem Buch „Der Salvator auf dem Nockherberg“ spannt Dr. Richard Winkler, stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, den Bogen von den Paulanermönchen bis hin zum Politiker-Schaulaufen am Isarhochufer. Zugleich liefert der Band ein spannendes Sittengemälde aus dem Volksleben der letzten drei Jahrhunderte. Eine Fülle bislang unveröffentlichter Bilder aus dem Paulaner-Archivbestand im Bayerischen Wirtschaftsarchiv sorgt für zusätzlichen Reiz.

Im Band 6 der Schriftenreihe des Bayerischen Wirtschaftsarchivs schildert Dr. Richard Winkler auch, wie in der 1960er Jahren Politiker selbst zu Akteuren des „Salvatorbrettls“ wurden. 1965 standen der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel und Münchens Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel als Stationsvorsteher einer imaginären „Nockherberg-U-Bahn“ gemeinsam mit Uniformmützen auf der Bühne.

Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs