Exponat Februar 2023

Kunsthandel: Vom Hausierer zum Millionär

Schon im 19. Jahrhundert war der Kunsthandel ein einträgliches Geschäft. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv zeichnet die Geschichte der Kunsthandlung Böhler in München nach. Der Firmengründer begann als Hausierer und handelte später auch mit Gemälden von Rembrandt.

Der internationale Kunstmarkt boomt. Ob alte Meister oder zeitgenössische Werke, die Preise scheinen nach oben keine Grenze zu kennen. Einzelne Objekte erreichten in der jüngeren Vergangenheit schwindelerregende Höhen. Das bislang teuerste Kunstwerk, Leonardo da Vincis (1452–1519) um 1500 entstandenes Gemälde „Salvator Mundi“, wurde 2017 im New Yorker Auktionshaus Christie's für gigantische 450 Mio. Dollar vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ersteigert. 2019 erreichte der Umsatz auf dem globalen Kunstmarkt sagenhafte 64 Mrd. Euro. Auktionshäuser und Galerien machten einen entsprechenden Profit.

Ein einträgliches Geschäft war der Kunsthandel aber schon im 19. Jahrhundert. Das belegen exemplarisch im Bayerischen Wirtschaftsarchiv verwahrte Geschäftsbücher der Kunsthandlung Böhler. Der Firmengründer Julius Böhler (1860–1934), zehntes Kind einer armen Handwerkerfamilie im Schwarzwald, war zunächst als Hausierer für Kurzwaren unterwegs, bevor er sich auf den Kunsthandel verlegte und 1882 in München ein Geschäft eröffnete, das einen geradezu stürmischen Aufstieg nahm. Böhler belieferte bald nicht nur die Berliner Museen – weshalb er von Kaiser Wilhelm II. 1896 mit dem Titel eines „Hofantiquars“ ausgezeichnet wurde – sondern Kunstsammler und Ausstellungshäuser in ganz Europa mit kunstgewerblichen Kostbarkeiten und Gemälden von Boticelli bis Rembrandt. 1913 zählte er zu den Multimillionären im Königreich Bayern.

Die ab 1889 erhaltenen Geschäftsbücher der Kunsthandlung Julius Böhler sind ein archivischer Schatz allerersten Ranges. Sie dokumentieren den Aufstieg eines aus einfachen Verhältnissen stammenden Kleinhändlers zu einem bedeutenden Unternehmer auf dem internationalen Kunstmarkt.

Dr. Richard Winkler, Stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs