Chancen, das sogenannte Medical Cluster im Landkreis weiter auszubauen, eröffne auch das geplante Technologie Transfer Zentrum (TTZ), das in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Rosenheim entstehen soll. Mit ihm könne es gelingen, die in diesem Bereich tätigen Unternehmen in ihrer Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu unterstützen, so Schmid. Insbesondere die Herausforderungen im Zusammenhang mit der fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen würden viel Potenzial bieten, weitere Wertschöpfung im Landkreis anzusiedeln.
„Über geeignete Kooperationsformate sollen Unternehmen im Landkreis Zugang zu gemeinsamen Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsaktivitäten mit der Technischen Hochschule Rosenheim erhalten“, erläuterte Helena Graf von der REO. Innovative Kräfte vor Ort erhalten auf kurzem Wege einen erfahrenen Partner und Impulsgeber aus den angewandten Wissenschaften zur Seite. „Das ist im Hinblick auf die Zukunft ein echter Standortvorteil“, ergänzte Schmid. Insbesondere der Mittelstand könne hiervon profitieren, denn der halte in der Regel nicht so einfach Ressourcen für Forschung und Entwicklung vor.
Welche Rolle die Pflege- und Gesundheitswirtschaft für die bayerische Gesamtwirtschaft spielt, unterstrich Thomas Huber, Ministerialdirigent im Bayerischen Gesundheitsministerium, in seinem Gastvortrag. Laut einer aktuellen Studie generiert dieser Wirtschaftszweig in Bayern eine Bruttowertschöpfung von 65,5 Milliarden Euro. Das sind zehn Prozent der Gesamtbruttowertschöpfung. Seit 2013 wächst die Gesundheits- und Pflegewirtschaft jährlich um vier Prozent. Rund 1,3 Millionen Erwerbstätige, das sind über 16 Prozent der Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft, sind in diesem Sektor beschäftigt.
Im Austausch mit Huber drehte sich die anschließende Diskussion stark um die seit Mai 2021 in der EU geltende Medizinprodukteverordnung (Medical Device Regulation, MDR), die eine Neuzertifizierung aller Medizinprodukte erfordert und sicherstellen soll, dass diese über ihren gesamten Lebenszyklus noch sicherer in der Anwendung sind. Wie aufwändig der Prozess ist, zeige laut Huber, dass nach Angaben aus der Wirtschaft die Zertifizierung mit 18 Monaten jetzt doppelt so lang dauere wie Zertifizierungen nach den vorher gültigen Richtlinien. Der Aufwand für die Unternehmen ist enorm. Zwei Drittel der Unternehmen verlagern daher Mitarbeiterressourcen auf Kosten ihrer Innovationskraft in die Regulatorik. Viel Diskussionsstoff bot auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen wie zum Beispiel die Einführung der elektronischen Patientenakte und die Nutzung von Gesundheitsdaten. „Jede Form der Digitalisierung zielt immer auf die Verbesserung der Versorgung. Sie kann aber auch helfen, Kosten zu senken und wichtige Daten für die Forschung bereitzustellen“, erklärte Ministerialdirigent Huber.
Schmid bekräftigte abschließend: „Die Gesundheitsversorgung muss digitaler werden. Wir müssen künftig die breiten Möglichkeiten, die uns die Verwendung von medizinischen Daten und digitalen Tools eröffnet, voll ausschöpfen, ohne dass Datenschutz und Datensicherheit in Frage gestellt sind.“