IHK-Regionalausschuss diskutiert Lage in der Energieversorgung
Gastgeber des Treffens bei der Prolignis AG war Tobias Mayinger, Vorstand des Ingolstädter Energiemanagementdienstleisters. Gemeinsam mit Matthias Bolle, Geschäftsführer der Stadtwerke Ingolstadt, und Herbert Fürst, Geschäftsführer der FRAMOS Holding GmbH, entstand unter der Moderation von Sabine Fanderl, stellvertretende Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt, ein reger Austausch zu vielfältigen Aspekten der Energieversorgung im Unternehmen. Im Fokus der Debatte stand vor allem die Energiewende, die laut dem IHK-Energiewendebarometer fast ein Drittel der Unternehmen am Standort Bayern in ihrer Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. 40 Prozent der Unternehmen gaben in der Umfrage zudem an, dass auch die hohen Energiepreise ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.
Dass die Energiewende teuer ist, bestätigte auch Matthias Bolle von den Stadtwerken: „Auf Deutschland bezogen ist bis 2030 von einem Kapitalbedarf in Höhe von über 500 Milliarden Euro auszugehen. In Ingolstadt rechnen wir bis 2045 mit erforderlichen Investitionen in Höhe von knapp 1 Milliarde Euro. Die Finanzierung solcher Summen muss die Politik schnellstmöglich mit den richtigen Rahmenbedingungen absichern. Nur so entsteht ein gutes Investitionsklima.“ Er führte außerdem aus: „Die Erzeugung von Strom aus unterschiedlichen Quellen muss auch immer auf die Nachfrage abgestimmt werden. Um die Stabilität unserer Netze zu gewährleisten, ist weiterhin grundlastfähiger Strom erforderlich. Die Verarbeitung des schwankenden Angebots aus den erneuerbaren Energien erfordert einen Umbau der Infrastruktur. Vor allem müssen wir unsere Netze intelligent machen, so dass sie mit dem volatilen Angebot umgehen können. All das kostet viel Geld. Bei den Energiekosten wird zukünftig die Infrastruktur immer mehr zum preistreibenden Faktor.“
Darauf bezogen ergänzte Tobias Mayinger von Prolignis: „Ohne Technologieoffenheit ist eine verlässliche und resiliente Energieversorgung rund um die Uhr nicht möglich. Dabei müssen alle Phasen mitgedacht werden – von der Erzeugung des Stroms über dessen Transport zu den Verbrauchern bis hin zur Möglichkeit, Strom künftig auch wirtschaftlich zu speichern.“ Dem Energieexperten zufolge stehe die Energieversorgung nach der Krise 2022 inzwischen wieder auf sicheren Füßen. Viele Unternehmen überfordere die Energiewende jedoch mit ihren vielfältigen regulatorischen Bestimmungen und langwierigen Genehmigungsverfahren, beispielsweise wenn sie eine Photovoltaikanlage installieren wollen. „Das ist für sehr viele ein undurchdringlicher Dschungel“, so der Dienstleister.
Die Sichtweise eines produzierenden Unternehmens skizzierte Herbert Fürst von der FRAMOS Holding. Er äußerte sich vor allem zu den Unsicherheiten im Einkauf von Energie, denen Unternehmen seit Beginn des Ukraine-Kriegs ausgesetzt sind. „Bei einem Verbrauch von 60 Millionen Kilowattstunden bedeutet allein ein Preisunterschied von einem einzigen Cent zusätzliche Kosten oder Ersparnisse in Höhe von 600.000 Euro.“ „Insofern ist es für ein Unternehmen wichtiger denn je, den Energieeinkauf zu optimieren, Märkte und Preise kontinuierlich zu beobachten. Entscheidend ist am Ende aber auch, Produktivität und Produktionsprozesse gezielt zu optimieren, ein Energiemanagement einzuführen, so dass es gelingt, den Energieverbrauch durchgängig zu optimieren und dadurch die Energiekosten zu reduzieren.“
Zum Abschluss der Sitzung fasste Fanderl, stellvertretende Ausschussvorsitzende, zusammen: „Der Austausch hat uns Unternehmern sicher keine Lösungen von der Stange für unsere individuellen Probleme im Umgang mit Energie präsentiert. Aber wir alle nehmen heute Ideen und Impulse mit, die zum Nachdenken und Überprüfen eigener Verhaltensweisen anregen. Von einer verlässlichen und preiswerten Energieversorgung hängt mittlerweile sehr viel im Unternehmen ab, denn ohne Strom bewegt sich schlichtweg nichts. Insofern wird uns das Thema Energieversorgung auch weiterhin als ein wichtiger Diskussionsgegenstand erhalten bleiben.“
Bildunterschrift v.l.n.r.: Sabine Fanderl, stv. Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt, im Austausch mit Herbert Fürst, Matthias Bolle und Tobias Mayinger
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