Handlungsvorschläge zur Verbesserung
Die Probleme sind teilweise schon länger bekannt und halten weiter an: Die Energiekosten sind seit langem viel zu hoch, zu viel hemmende Bürokratie, zu wenig Verlässlichkeit in der Politik führt zu Unsicherheiten etc. Mit einer langen Liste von Folgeproblemen ließe sich die Aufzählung fortsetzen: abnehmende Wettbewerbsfähigkeit, zunehmende Abwanderung und Verlagerung ins Ausland, ausbleibende Innovationen. An nachfolgenden Punkten sollte angesetzt werden, um für Erleichterungen und für einen Aufschwung zu sorgen.
Niedrige Strompreise
Steuern und Abgaben auf den Strompreis sollten weiter gesenkt werden.
Knapp 81 Prozent der Unternehmen stehen hinter dieser Forderung. Die Zustimmung hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum geändert und bleibt weiterhin einer der Kernpunkte, obwohl die Befragung vor der Ankündigung der Bundesregierung stattfand, die Stromsteuer nicht für alle Verbraucher auf das europäische Mindestmaß zu senken. Günstiger Strom ist für alle Unternehmen notwendig. Hohe Stromkosten sind ein Transformationshemmnis und ein Standortdefizit.
Eigenversorgung und PPAs: Mehr Markt und mehr Unterstützung
Die Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge (PPAs) sollten verbessert werden.
Über 84 Prozent der Unternehmen in Bayern haben hier eine klare Meinung und fordern dies. Der Staat sollte mit schnellen Genehmigungen und niedrigen Abgaben unterstützen, dass Unternehmen sich aktiv an der Transformation beteiligen. Direktstromlieferverträge sind hierfür ein zentraler Baustein. Viele Unternehmen aus Gewerbe und Industrie engagieren sich bereits. Die Bundesregierung sollte das unterstützen durch Verzicht auf Netzentgelte bei der Eigenversorgung, Vorrang bei den Stromanschlüssen und Investitions- statt Betriebskostenförderung.
Energienutzung: Weniger Regulierung, mehr Flexibilität
Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit sollten die Leitprinzipien für Energieeffizienz sein.
Nach wie vor halten etwa 8 von 10 bayerischen Unternehmen (80,8 Prozent) die Prinzipien Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit für essenziell in der Energieeffizienzpolitik. Statt Regulierung und Bürokratie auf allen Gebieten der Energiewende werden Vertrauen in die Wirtschaft, Technologieoffenheit und marktliche Lösungen gebraucht. Konkret sollte das Energieeffizienzgesetz und das Gebäudeenergiegesetz entschlackt und von planwirtschaftlichen Ansätzen befreit werden. Denn auffällig ist, dass die Zustimmung zu den Prinzipien der Freiwilligkeit seit der Diskussion und den Beschlüssen zu Heizungs- und Energieeffizienzgesetz im Jahr 2023 sprunghaft gestiegen ist. Ein Unternehmen aus dem Handel dazu:
„Mehr tun, weniger berichten sollte die Maxime werden. Im Übrigen sollte man uns nicht sagen, wie wir ganz genau alles tun sollen, sondern einfach nur ein Ziel vorgeben und den Weg dorthin offenlassen.“ (Handel, Süden)
Die Transformation braucht eine verlässliche Infrastruktur
Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen sind ein zunehmendes Problem, das durch die höhere Priorisierung einer
stabilen Energieversorgung gelöst werden muss.
76 Prozent der Unternehmen sehen dies als eine wichtige Forderung an. Fast ebenso viele Unternehmen sehen Störungen in der Stromversorgung als bedeutend oder steigend in der Bedeutung an. Sowohl der Anteil an Unternehmen mit Stromausfällen von weniger als drei Minuten als auch von mehr als drei Minuten, ist in den Jahren 2022 bis 2024 deutlich gestiegen und dieses Jahr auf hohem Niveau geblieben. Die Versorgungssicherheit wird entsprechend von den Unternehmen als noch stabil, aber zunehmend
beeinträchtigt wahrgenommen.
Verbesserungen liegen in ausreichenden und bezahlbaren Stromnetzen, aber auch in einer intelligenten, digitalen Steuerung der Energiemärkte und bei den Verbrauchern.
Klimaneutralität geht nur mit Technologieoffenheit
CO2-Abscheidung, -Transport und -Nutzung bzw. -Speicherung müssen möglich gemacht werden.
Etwa genau die Hälfte steht hinter dieser Forderung. Besonders in den energieintensiven Branchen wie beispielweise Glas, Chemie oder Stahl, aber auch in der Bauindustrie ist die CO2-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS ) oder -Nutzung (Carbon Capture and Utilization, CCU ) notwendig, weil CO2-Emissionen nicht vermieden werden können. Eine technologieoffene Energiepolitik muss CO2-Technologien aber auch in der Breite zulassen. Denn es ist ein Weg zur Klimaneutralität.
Ein geeigneter gesetzlicher Rahmen sowie die Infrastruktur für eine Nutzung der CC (U)S-Technologie in industriellem Ausmaß fehlen bisher. Auch die mit der Technologie einhergehenden Kosten stellen ein Hindernis für einen breiten Einsatz der Technologie dar. Dies sorgt weiterhin für mangelnde Planungssicherheit in den Betrieben.
Die Ausbauziele beim Wasserstoff brauchen Realismus
Der Zugang zu Wasserstoff als Energieträger sollte für Unternehmen aller Branchen und in allen Regionen planungssicher hergestellt werden.
Die Zustimmung zu einem Zugang zu Wasserstoff für alle und überall nimmt im Zeitverlauf deutlich ab. In diesem Jahr stimmen nur gut 37 Prozent dieser Forderung zu – ohne Unterschied zwischen den Branchen, der Energieintensität und der Unternehmensgröße. Hohe Relevanz trifft hier auf hohe Unsicherheit. Wasserstoff bleibt zum einen auch 2025 neben der Elektrifizierung und CC (U)S ein zentraler Baustein der (industriellen) Transformation. Für viele Unternehmen ist der Zugang zu kohlenstoffarmem und grünem Wasserstoff essenziell, um die Klimaneutralität erreichen zu können. Zum anderen zeigt sich: Die Unsicherheiten nehmen spürbar zu. Noch immer fehlt es an Klarheit über den zeitlichen und regionalen Ausbau der Infrastruktur. Auch die hohen Kosten und die ungewisse Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoff sowie offene Fragen rund um Zertifizierung und Abnahmeverträge lassen Unternehmen zögern. Diese Unsicherheit spiegelt sich in den aktuellen Befragungsergebnissen wider.
Grüne Leitmärkte: Chancen nutzen, Risiken kennen
Grüne Leitmärkte sollten eingeführt werden, um klimafreundliche Technologie marktfähig zu machen, auch wenn dafürzusätzliche Vergabekriterien, Nutzungs- oder Beimischungsquoten notwendig werden.
Diese Forderung ist neu in der Umfrage und wird deutschlandweit ganz unterschiedlich bewertet. Bayern liegt hier mit gut 33 Prozent Zustimmung gegenüber 28 Prozent Ablehnung deutlich höher als in anderen Bundesländern. Die unterschiedliche Sichtweise läuft quer durch alle Unternehmen. Die Ablehnung wird unter anderem mit der Überforderung der finanziellen Spielräume begründet, wie nachfolgendes Zitat zeigt:
„Wasserstoffeinsatz, CO2-Abscheidung und grüne Leitmärkte erfordern nicht nur zur Einführung, sondern wegen internationaler Wettbewerbsfähigkeit sogar dauerhafte Subventionen, die die finanziellen Spielräume von Bund und Ländern oder die Steuerzahlerüberfordern.“ (Süden, Industrie)
Die Politik sollte Leitmärkte als marktwirtschaftliches Instrument also mit möglichst wenig Regulierung und wenig vergabefremden Kriterien einführen. Die Komplexität muss handhabbar bleiben, gerade für kleinere Unternehmen. Leitmärkte sollten überwiegend marktwirtschaftlichen Prinzipien folgen.
Emissionshandel darf die Wirtschaft nicht abwürgen
Der Emissionshandel sollte weiter ausgebaut werden, auch wenn dadurch die CO2-Preise im nationalen und europäischen Emissionshandel steigen.
Dieser Aussage stimmen deutlich mehr (über 31 Prozent) als noch im Vorjahr (26 Prozent) der Unternehmen in Bayern zu. Dennoch überwiegt weiterhin die Zahl der Ablehnungen (mit rund 43 Prozent). Der Emissionshandel führt zu steigenden CO2-Preisen und ist eine Sonderlast in der EU . Gleichzeitig erfordert die Reduktion von Klimagasen in den Betrieben hohe Investitionskosten. Zudem gibt es kaum eine Zahlungsbereitschaft für klimafreundliche Produkte. Das Risiko der Standortverlagerung (Carbon Leakage) ist daher hoch.
Ein Bauunternehmer aus Süddeutschland beschreibt die Herausforderung so:
„Wir müssen zeigen, dass wir mit einer CO2-reduzierten Produktion auch wirtschaftlich stark sein können und nicht durch einen deutschen/europäischen Alleingang durch zu hohe Klimavorgaben unsere Wirtschaft abwürgen!“