Sie haben die IHK lockerer gemacht. Sie twittern, treten auch ohne Krawatte auf.
Ich wollte weg von diesem präsidialen Stil und die IHK öffnen, sie nahbarer machen. Ich habe das Präsidentenzimmer im IHK-Stammhaus abgeschafft. Meinen Arbeitsraum teile ich mir jetzt mit dem Hauptgeschäftsführer. Die Zeit der One-Man-Shows ist vorbei. Wenn man die Interessen der bayerischen Wirtschaft vertreten will, geht das nur als Teamspieler.
Sie haben darauf gedrängt, das Gespräch mit Influencern wie Rezo und den Fridays for Future zu suchen. Gibt es schon Ergebnisse?
Da gibt es erste Gespräche, aber da stehen wir noch am Anfang. Aber bei meiner Einschätzung bleibe ich: Wenn wir unsere Anliegen weiterbringen wollen, dürfen wir keine Denkweise von vornherein ausschließen, auch wenn sie uns nicht behagt. Es bringt nichts, sich immer nur im Echoraum der Gleichgesinnten zu bestätigen.
Wie sind Ihre Erfahrungen im Gespräch mit der Politik? Hat man Ihnen zugehört?
Ich habe während meiner Amtszeit nur Politiker erlebt, die zuhören, die analysieren und die Anregungen aufgegriffen haben, wie sich für Unternehmer gute Rahmenbedingungen schaffen lassen. Das gilt für alle Parteien.
Zu welchen Erfolgen hat dieser gute Kontakt geführt?
Exemplarisch sehe ich die Reform der Erbschaftsteuer. In Berlin stand ein Gesetz kurz vor der Verabschiedung, das für Familienunternehmen ein großes Risiko bedeutet hätte. Wir hatten an einem Sonntagnachmittag wenige Tage vorher die Chance, unsere Bedenken dem Ministerpräsidenten und Kabinettsmitgliedern vorzutragen. Gemeinsam ist es uns gelungen, das Gesetz zu entschärfen. Heute haben wir eine Regelung, mit der die Wirtschaft größtenteils leben kann. An solche Erfolge wollen wir weiter anknüpfen.
Haben Sie sich während Ihrer Amtszeit verändert?
Ja, ich habe feststellen dürfen, welche Kraft in der Zuversicht liegt. Das hat meinen Optimismus verstärkt.
Das überrascht angesichts der Probleme, die viele Unternehmen gerade haben.
Wir haben aber mit der IHK-Organisation eine ganz schlagkräftige Truppe, die das Interesse und die Angelegenheiten der Unternehmen voranbringen kann. In allen Gesprächen, die ich führe, spüre ich die große Bereitschaft zur Veränderung und das Bewusstsein, wie dringend wir Menschen mit ausgeprägt unternehmerischem Verständnis brauchen.