Digitaler Euro: Auf einen Blick
Die Nutzung von Bargeld ist rückläufig, während digitale Zahlungsmöglichkeiten an Boden gewinnen. Insbesondere bei grenzüberschreitenden Zahlungen sind Bürger in der EU auf nicht-europäische Marktakteure, z. B. aus China und den USA angewiesen. Das Resultat ist eine zunehmende Abhängigkeit von wenigen nicht-europäischen Zahlungsdienstleistern.
Aufgrund der multiplen politischen Unsicherheiten benötigen europäische Bürger und Unternehmen ein leistungsfähiges, europäisches Zahlungsverkehrssystem. Die Europäische Zentralbank (EZB) initiierte mit dem digitalen Euro ein Projekt, um eine strategische Autonomie im Zahlungsverkehr zu erreichen. Neben der Ausgabe eines reinen Zahlungsmittels plant sie auch den Aufbau einer dazugehörigen technischen Infrastruktur (Zahlungsverkehrssystem). Als digitales Zentralbankgeld und gesetzliches Zahlungsmittel soll der digitale Euro das Bargeld ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Über eine Einführung des digitalen Euro wird voraussichtlich in 2026 entschieden. Mit dem noch laufenden Gesetzgebungsverfahren und einer daran anschließenden Implementierungsphase ist diese frühestens 2028 oder 2029 zu erwarten.
Die Entwicklung eines digitalen Euro, der den Anforderungen der unterschiedlichen Akteure gerecht wird, ist eine umfangreiche und komplexe Aufgabe. Abhängig von der finalen Ausgestaltung bietet er das Potenzial das aktuell bestehende Zahlungssystem zu optimieren. Allerdings haben die jeweiligen Stakeholder hinsichtlich der Mehrwerte eines digitalen Euro divergierende Ansichten. Die Wirtschaft identifiziert einen Mehrwert des digitalen Euro insbesondere als digitales Zentralbankgeld für den Interbankenmarkt und im Rahmen innovativer Bezahlverfahren. Er kann ein erfolgreiches und zukunftsfähiges Zahlungsmittel werden, wenn er privatwirtschaftliche Lösungen nicht verdrängt, sondern sinnvoll komplementiert. Um dieses Ziel ressourceneffizient zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen EZB und Privatwirtschaft geboten