Die Abwägung der Forderungen in der wirtschaftspolitischen Gesamtinteressenvertretung
In der Beurteilung des Vorhabens eines durchgängigen Aus- und Neubaus der Bundesautobahn A8 zwischen München und der Bundesgrenze bei Salzburg stellen die beteiligten IHK-Gremien die verkehrs- und volkswirtschaftlichen Vor- und Nachteile gegenüber. Sie kommen zu dem Schluss, dass der daraus resultierende Nutzen die Aufwendungen überwiegt.
Verkehrliche Erreichbarkeit sichern
Für eine funktionierende Wirtschaft müssen Marktplätze und Unternehmensstandorte verkehrlich gut angebunden sein. Gütertransporte müssen Produktionsstandorte bzw. Absatzmärkte erreichen, Berufspendler ihre Arbeitsplätze und Gäste ihre Urlaubsdestination – und das möglichst zuverlässig und ohne Hindernisse. Nicht ohne Grund ist das Potenzial zur Stauvermeidung ein Bewertungskriterium von Ausbaumaßnahmen im Bundesverkehrswegeplan. Es wird gemessen in Kilometern der möglichen Staulängenentlastung. Die Region, Unternehmen wie Bewohner, profitieren von einer leistungsstarken Verkehrsachse, über die Pkws, Busse und Lkws sicher, flüssig und berechenbar ihr Ziel erreichen.
Verkehre bündeln und Region entlasten
Straßenverkehr, Landwirtschaft oder Bebauung – alle denkbaren Nutzungsarten konkurrieren um die verfügbaren Flächen im Umgriff zur Autobahn A8. Als überörtliche Verkehrsverbindung, wie es die Bundesfernstraßen sind, sollen sie den weiträumigen Verkehr aufnehmen und bündeln, sodass der übrige ländliche Raum davon entlastet wird. Insbesondere die Ergänzung um einen Seitenstreifen gewährleistet, dass etwa bei Unfällen oder üblichen Arbeiten in Betrieb und Erhaltung die Verkehre nicht auf das nachgelagerte, kommunale Straßennetz ausweichen müssen. So erscheint uns die zusätzliche Inanspruchnahme überwiegend land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen als gerechtfertigt. Auf einen effizienten und verantwortungsvollen Umgang mit der (neu) benötigten Fläche ist zu achten.
Vergabeverfahren überprüfen
Es bedarf innovativer Ideen und Herangehensweisen, um die Herausforderungen bei Erhalt, Aus- und Neubau der etwa 90 Jahre alten und gut 125 Kilometer langen Fernstraße zu bewältigen. Die Bauindustrie muss früher als bisher in Planungsprozesse eingebunden werden, um etwa Bauweisen wie Fertigteillösungen etc. mit zu berücksichtigen. Zudem braucht es einen Kulturwandel im Markt und den ganzheitlichen Ansatz über alle Leistungen im Lebenszyklus eines Verkehrsweges, um die Innovationskraft der Unternehmen für eine bessere Verkehrsinfrastruktur zu nutzen. Wir empfehlen, alternative Vergabeverfahren und Beschaffungsmethoden zu prüfen und die Industrie stärker in die Verantwortung zu nehmen.
Finanzierung dauerhaft gewährleisten
Es bedarf der dauerhaft stabilen Finanzierung der notwendigen Vorhaben für den Erhalt und den Ausbau der Autobahn A8. Seit Jahren ist der Betreiber gezwungen, Vorhaben immer wieder aufzuschieben, weil das Budget für die geplanten Maßnahmen nicht zur Verfügung steht. Dadurch baut sich nicht nur ein immer größer werdender Investitionsstau auf, auch der Substanzwert sinkt und mit ihm die Belastbarkeit der Infrastruktur. Es drohen Einschränkungen in Form von geringerem Gewicht, niedrigerer Geschwindigkeit und weniger Fahrbahnen. Wir empfehlen die Etablierung eines Finanzierungskreislaufs aus Nutzungsentgelten, Haushaltsmitteln und ggf. privatem Kapital.