Praxisbeispiel: Berufskraftfahrer

Autobus Oberbayern GmbH: Mehr und mehr Recruiting im Ausland

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© Autobus Oberbayern

Auf der Suche nach Busfahrern und -fahrerinnen zieht die Autobus Oberbayern GmbH viele Register - von der Ausbildung von Fachkräften im Fahrbetrieb bis hin zum Recruiting im Ausland. Denn auf dem Arbeitsmarkt in München und Umgebung finden sich kaum noch geeignete Bewerber.

Standort: München
Branche: Personenbeförderung
Mitarbeitende: ca. 500

Über 425 Busfahrer und -fahrerinnen sind bei der Autobus Oberbayern GmbH im Linienverkehr sowie im Charter- und Kleinbusbereich beschäftigt. Zu den wichtigsten Aufgaben der Personalabteilung des Münchner Traditionsunternehmens gehört daher das kontinuierliche Recruiting von Fahrpersonal. Rund 130 Neueinstellungen sind es pro Jahr. "Um Bewerber zu finden, nutzen wir viele Kanäle, unter anderem Stellenanzeigen in regionalen und überregionalen Jobportalen sowie Facebook und LinkedIn", sagt Personalleiterin Karin Höpfner. "Über die Agentur für Arbeit erhalten wir durchaus auch einige Bewerber. Von denen können wir aber nur sehr wenigen Einstellungszusagen geben." Und Social Media generiere zwar viele Kontakte, die jedoch letztlich zu relativ wenig Arbeitsverträgen führen. "In unserer Region fischen eben alle Busunternehmen im selben Teich", so Karin Höpfner.

Daher setzt Autobus Oberbayern auch auf Quereinsteiger ohne Busführerschein. Manche davon absolvieren dann noch die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung, wie der Personenbeförderungsschein offiziell heißt. Damit können sie dann Kleinbusse fahren. Andere übernehmen Tank- und Rangierarbeiten auf dem Betriebshof, was wiederum die Kollegen mit Busführerschein von diesen Routinetätigkeiten entlastet.

Busfahrer auch aus Drittstaaten

Darüber hinaus geht das Busunternehmen mehr und mehr dazu über, Fahrpersonal in anderen Ländern zu rekrutieren. Etwa ein Drittel der neu eingestellten Busfahrer und Busfahrerinnen ziehen aus dem Ausland nach München - derzeit noch überwiegend aus EU-Ländern. "Doch wir kämpfen uns langsam vor und suchen auch in Drittstaaten nach Busfahrern", sagt die Personalleiterin. "Allerdings sind die rechtlichen Vorgaben und Prozesse rund um Visa und Aufenthaltstitel extrem kompliziert." Um Kontakt zu passenden Kandidaten aufzunehmen, nutzt Autobus Oberbayern soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram, Linkedin und viele mehr.

Auf Recruiting-Tour in Griechenland

Über verschiedene Plattformen und externe Anbieter gelang es auch, Busfahrer in Griechenland anzusprechen. Ihnen bot Autobus Oberbayern sogar Gesprächstermine in ihrem Heimatland an. "Bewerbungsgespräche vor Ort in Griechenland zu führen, war eine durchaus erfolgreiche, aber auch sehr arbeitsintensive Aktion", erinnert sich Karin Höpfner. "Dabei haben uns nicht zuletzt unsere griechisch-sprechenden Kollegen unterstützt."

Um Busfahrern, die aus dem Ausland nach München kommen, die ersten Monate in ihrem neuen Job zu erleichtern, bietet Autobus Oberbayern Unterkünfte. Bislang stehen drei Gemeinschafts- und eine Einzelwohnung zur Verfügung. Weitere Wohneinheiten werden auf dem Betriebshof gebaut. Bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben, bleiben die Mitarbeitenden in diesen Unterkünften. In der Regel sind das rund vier Monate. "Um den Start in Deutschland zu erleichtern, haben wir auch Mitarbeitende, die sich um die neuen Kollegen aus dem Ausland kümmern", sagt Karin Höpfner.

Während die passende Fahrerlaubnis für diese Bewerberzielgruppe Voraussetzung für einen Arbeitsvertrag ist, sieht das bei den jungen Leuten, die Autobus Oberbayern zur Fachkraft im Fahrbetrieb ausbildet, ganz anders aus: Hier sind der Erwerb des Pkw- und anschließend des Busführerscheins Teil der Ausbildung. "Das klappt zeitlich aber nur, wenn wir 16- oder 17-Jährige einstellen, die zunächst den Pkw-Führerschein mit begleitetem Fahren machen und sofort nach ihrem 18. Geburtstag mit den Fahrstunden für den Busführerschein beginnen", betont die Personalleiterin. Um pro Ausbildungsjahr zehn bis 15 neue Azubis zu gewinnen, besuchen Mitarbeitende der Personalabteilung Ausbildungsmessen und informieren auch auf Ausbildungsrallys in einzelnen Schulen über ihr Angebot. "Nach der Ausbildung orientieren sich einige um, viele bleiben jedoch auch bei uns, weil sie sich hier einfach wohlfühlen , freut sich Karin Höpfner.

Aber auch die Vergütungsregelungen der Autobus Oberbayern, die Kantine sowie die Möglichkeit, Arbeitgeber-Rabattportale zu nutzen, tragen zur Mitarbeiterbindung bei. "Außerdem gestalten wir unsere Dienstpläne so, dass sich der Beruf des Busfahrers zumindest etwas familienfreundlicher gestalten lässt", so die Personalleiterin. "Schichtarbeit können wir dadurch leider nicht vermeiden und auch der Job an sich wird nicht leichter", räumt sie ein. "Doch wir tun, was wir können. Und das sieht und schätzt unser Busfahrerteam durchaus."

"Bewerbungsgespräche vor Ort in Griechenland zu führen, war eine durchaus erfolgreiche, aber auch sehr arbeitsintensive Aktion", Karin Höpfner, Personalleiterin bei der Autobus Oberbayern GmbH