17.02.2016 - Erding-Freising
Integration von Flüchtlingen möglicher Schlüssel zur Lösung des Azubimangels
Erding – Trotz aller Anstrengungen in der Lehrlings-Akquise sind die Ausbildungs¬zahlen im Landkreis Erding weiter rückläufig: Insgesamt stellten die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung bis Jahresende (2015) 328 Auszubildende neu ein, 3,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Damit liegt der Landkreis über dem oberbayerischen Schnitt. Hier ging die Anzahl der Neu-Verträge um 0,3 Prozent zurück. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der IHK für München und Oberbayern hervor.
Betriebe schlossen weniger neue Lehrverträge ab
„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen schlichtweg die Azubis aus. Das stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor riesige Probleme“, sagt Otto Heinz, Vorsitzender des IHK-Gremiums Erding-Freising. Besonders groß ist der Azubimangel bei den kaufmännischen Berufen (minus 5 Prozent), allen voran bei den Bank- und Investmentfondskaufleuten (22 Neu-Verträge/ Vorjahr 35), bei den Industriekaufleuten (12 /Vorjahr 18) sowie im Hotel- und Gastgewerbe (21 /Vorjahr 27). Zulegt haben dagegen die Ausbildungszahlen in der Elektrotechnik (23 Neu-Verträge/Vorjahr 18).
„Das Problem geht jedoch quer durch alle Branchen“, so Heinz. Insgesamt wurden der Arbeitsagentur im vergangenen Jahr rund 700 freie Ausbildungsplätze für den Landkreis Dachau gemeldet. Davon blieben jedoch fast 90 (Stichtag 30. September) unbesetzt. Gleichzeitig wurden bei der Agentur für Arbeit nur sieben unversorgte Ausbildungsbewerber verzeichnet.
„Es ist höchste Zeit, zu handeln“, mahnt Heinz. „Flüchtlinge könnten dabei der Schlüssel zur Lösung des Azubimangels werden“. Dazu sei die rasche und zielgerichtete Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt dringend notwendig. „Das von den bayerischen IHKs entwickelte „3+2 Modell“ hat letztendlich bewirkt, dass Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, nicht nur für die Dauer ihrer dreijährigen Ausbildungszeit ein Bleiberecht haben, sondern darüber hinaus auch in den folgenden zwei Jahren nicht abgeschoben werden dürfen“, betont der IHK-Gremiumsvorsitzende.
Derzeit erlernen im Landkreis Erding 88 ausländische Jugendliche (Vorjahr 82) einen Ausbildungsberuf bei Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Ihr Anteil an den insgesamt 902 Auszubildenden in IHK-Berufen wächst kontinuierlich und liegt momentan bei 9,8 Prozent. In sechs Berufsintegrationsklassen werden außerdem mehr als 100 jugendliche Asylbewerber auf das Berufsleben vorbereitet.
Damit die Integration in den Arbeitsmarkt weiter Fahrt aufnimmt, wird die Wirtschaft selbst in Vorleistung gehen: Dazu stellen die bayerischen IHKs acht Millionen Euro für berufs- und ausbildungsbegleitende Sprachförderung, den Aufbau von Unterstützungsstrukturen oder die spezifische Fortbildung von Ausbildern für Flüchtlinge zur Verfügung. Dazu hat die IHK einen ersten Leitfaden mit allen wichtigen Informationen rund um die Themen Ausbildung und Beschäftigung von Asylbewerbern zusammengestellt (abrufbar unter www.muenchen.ihk.de/fluechtlinge) „All diese Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel werden aber erst langfristig greifen“, betont Heinz.
Insgesamt sind derzeit 213 IHK-zugehörige Unternehmen im Landkreis in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse