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Pressemeldung vom 19.11.2025

IHK-Wirtschaftsempfang Garmisch-Partenkirchen:
Erfolgreicher mit Achtsamkeit

„Vom Ausruhen ist noch niemand Weltmeister geworden.“ Ein flotter Satz, wie man ihn von einem Überflieger wie Sven Hannawald erwartet. Doch jetzt sitzt Hannawald, einen der erfolgreichsten deutschen Skispringer aller Zeiten und natürlich auch vierfacher Weltmeister, auf der Bühne vor 170 Gästen im Kongresshaus Garmisch-Partenkirchen. Der Satz kommt ihm mühsam über die Lippen, wie ein hohles Echo aus einer früheren Zeit. Er kann nicht mehr verstehen, dass er das einmal geglaubt hat. Deswegen ist der 51-Jährige heute hier.

Sven Hannawald über die Balance zwischen
Perfektionismus, Ehrgeiz und Gesundheit

Anlass ist der Wirtschaftsempfang des IHK-Regionalausschusses Garmisch-Partenkirchen in Kooperation mit der Zugspitzregion, der Wirtschaftsförderungs- gesellschaft des Landkreises und der AOK Bayern, die Hannawald als Botschafter für psychische Gesundheit engagiert hat. In seinem Grußwort lobt Landrat Anton Speer (Freie Wähler) die Vernetzung zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und sichert zu, sich bei Themen wie Ausbildung, ÖPNV und Wohnungsbau weiter entschieden für die Wirtschaft einzusetzen.

Die IHK-Vorsitzende Katrin Eißler bricht eine Lanze für die Unternehmer im Landkreis, für ihren Mut, ihre Leidenschaft und das Engagement für eine erfolgreiche Region. Vom Unternehmensalltag, der mit Erfolgswillen, Risiko und Teamarbeit viele Parallelen zum Hochleistungssport aufweist, ist es kein weiter Weg zum Ehrengast Sven Hannawald, mit allen Höhen und Tiefen. Eißler mahnt schon jetzt die zahlreichen Gäste: „Wer nur auf Leistung setzt, verliert irgendwann den inneren Kompass.“ Und: „Wer Erfolg will, muss Mensch bleiben.“

Damit ist die Bühne für den Kurzfilm „Seelenstark – Sven Hannawalds Sprung zurück ins Leben“ und den anschließenden Austausch mit dem Skispringer bereitet. Hannawald berichtet offen über seinen extremen Ehrgeiz und Perfektionismus in „irrsinniger Ausprägung“, wie eine Spezialistin im Film bescheinigt. Gepaart mit dem übergroßen Erfolg löst das Ganze „ein Chaos in ihm“ aus, der Absturz folgt: anderthalb Jahre ohne Antrieb, ohne Freude, ohne Kraft und mit zunehmender Ratlosigkeit. Dann die Burn-Out-Diagnose und Klinikaufenthalt mit Einzeltherapie. Hannawald lernt Achtsamkeit, lernt auf sich zu hören und der inneren Stimme zu folgen, wenn sie sagt: „Es ist genug.“ Langsam entsteht bei ihm der Wunsch, auch andere dazu zu bewegen, wieder auf das Innere zu hören.

Heute sagt Hannawald als Berater für betriebliche Gesundheit: „Auch ein Perfektionist hat nicht mehr als 24 Stunden am Tag.“ Man müsse lernen, mit 80 Prozent zufrieden sein statt immer mehr als 100 Prozent zu wollen. Für den Selbstschutz ziehe er jetzt konsequent Grenzen. Im Terminkalender blocke er sich langfristig Pausen und aktive Erholungszeiten. Achtsamkeit, ein bewussteres Leben und Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse spielen im neuen Alltag eine große Rolle.

Wichtig ist Hannawald aber: „Man kann immer noch ‚volles Feuer‘ gehen, aber eben nicht den ganzen Tag.“ Pausen und das Abschalten seien so wichtig, weil mentale Arbeitsüberlastung viel zu spät wahrgenommen werde, nämlich erst dann, wenn sie körperliche Probleme auslöst. In den Unternehmen sei es daher wichtig, dass psychische Gesundheit ernst genommen werde und auch Führungskräfte Achtsamkeit und Grenzen vorleben.

Katrin Eißler nimmt die Botschaft gern auf, auch wenn eine Publikums-abstimmung zeigt, dass viele Anwesende ihre Arbeitsmails ganz selbstverständlich am Wochenende bearbeiten: „Es gehört viel Mut zu dieser Selbstreflektion. Erfolg bedeutet nicht immer, höher zu springen, sondern auch zu wissen, wann man innehalten, sich neu ausrichten und das Team stärken muss.“ Zum Abschied hat sie einen Wunsch an die Gäste: „Bleibt achtsam mit euch selbst.“

Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Landrat Anton Speer (Freie Wähler), Ehrengast Sven Hannawald und Katrin Eißler, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Garmisch-Partenkirchen am 17.11.2025 im Kongresshaus Garmisch-Partenkirchen. (Bildcredit: IHK für München und Oberbayern)