Vier von fünf Unternehmen bewerten den Wirtschaftsstandort in der Umfrage mit „sehr gut“ oder „gut“. Über 86 Prozent der Unternehmen würden den Landkreis als Standort wiederwählen. Allerdings gab fast jedes dritte Unternehmen (31,6 Prozent) an, dass Belastungen wie langwierige Genehmigungsverfahren, hohe Bürokratie und fehlende Gewerbeflächen sein Wachstum bereits verzögert haben.
„Die Unternehmen melden den größten Handlungsbedarf beim Wohnraumangebot, Bürokratieabbau und unternehmensfreundlicheren Verwaltungen sowie beim Angebot von bezahlbaren Gewerbeflächen“, sagt Renate Waßmer, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen. „Insbesondere das Angebot an Wohnraum brennt den Unternehmen weiter unter den Nägeln. Die Unzufriedenheit damit spiegelt auch die Benotung mit 3,8 wider“, so Waßmer weiter. Als Stärken des Landkreises werden hingegen die stabile Energieversorgung, die gute Anbindung ans regionale Straßennetz und die medizinische Versorgung genannt.
„Der Landkreis bietet der Wirtschaft insgesamt gute Bedingungen. In Sachen Wohn- und Gewerbeflächen sind mit dem OPUS.G in Geretsried, dem Campus Bad Tölz und perspektivisch dem Moralt-Areal weitere Angebote geschaffen oder in Planung. Als echter Gewinn für die Standortattraktivität wird sich auch die bevorstehende Eröffnung des Tizio erweisen, das unseren Betrieben ganz neue Möglichkeiten des Innovationstransfers und von Forschungskooperationen eröffnet“, erklärt Waßmer. Die Vorsitzende sagt aber auch: „Gleichzeitig dürfen wir uns vor bestehenden Problemen und Herausforderungen nicht wegducken.“ Den Ergebnissen der Umfrage zufolge hat die Erweiterungs- und Investitionsbereitschaft in den vergangenen drei Jahren von 25,5 Prozent (2023) auf 20,0 Prozent der Unternehmen abgenommen. Auch die Pläne für die kommenden drei Jahre sind verhalten. Hier liegt die Erweiterungs- und Investitionsbereitschaft der Unternehmen bei gerade mal 16,4 Prozent. Nahezu verdoppelt (12,1 Prozent) hat sich das Vorhaben, den Standort zu verlagern oder aufzugeben (2023: 6,5 Prozent).
Diese Ergebnisse unterstreichen laut Waßmer, wie herausfordernd es sei, allen heimischen Unternehmen – vom Solo-Selbstständigen über den Familienbetrieb bis hin zum großen Mittelständler – optimale Bedingungen zu bieten. „Wir alle müssen unsere Hausaufgaben machen, wenn es um den Abbau der aufgezeigten Schwachstellen geht. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, auf die wir vor Ort Einfluss nehmen können, angesichts des aktuellen Gegenwinds verbessern. Die konjunkturelle Lage bleibt angespannt und alle Standorte stehen in einem harten Wettbewerb“, fasst die Vorsitzende zusammen.
An der IHK-Standortumfrage zu insgesamt 49 Standortfaktoren von Straßeninfrastruktur bis Freizeitangebot nahmen aus dem Landkreis 140 Unternehmen, aus ganz Oberbayern 3.668 Betriebe teil.