Investitionsbereitschaft ist schwach, Stellenabbau setzt sich fort
Zu ihrer Geschäftslage befragt bezeichnen 26 Prozent der Betriebe diese als gut, 21 Prozent als schlecht. Die Hauptursachen für das schlechte Lagebild liegen in den hohen Energiepreisen, die sechs von zehn Unternehmen beklagen, sowie in den Preisen für Rohstoffe und Waren, die ebenfalls fast sechs von zehn Unternehmen (59 Prozent) als belastend bezeichnen. Auch die fehlende Nachfrage macht über der Hälfte der Betriebe (56 Prozent) zu schaffen. Mit Blick auf die kommenden Monate dominiert bei den Unternehmen der Pessimismus. Nur neun Prozent der Betriebe rechnen mit einer Belebung ihrer Geschäfte. 15 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Damit gehen allerdings weniger Unternehmen von einer Verschlechterung aus, als das vor einem Jahr der Fall war.
Die Risikogemengelage bleibt vielschichtig: Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden mit 72 Prozent der Nennungen erneut als zentrales Risiko angesehen. Mit 57 Prozent der Risikonennungen rücken die Arbeitskosten auf den zweiten Platz – ein sehr hohes Niveau. Auch die Sorge vor einer schwachen Inlandsnachfrage nimmt im Vergleich zur Frühjahrsumfrage zu und wird von 55 Prozent der Betriebe als Risiko eingestuft.
Insgesamt belasten die trüben Aussichten die Investitions- und Beschäftigungspläne: Elf Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen ausweiten, 18 Prozent wollen hingegen weniger investieren. Der Stellenabbau setzt sich ebenfalls fort: Nur neun Prozent der Befragten streben einen Stellenaufbau an, 20 Prozent hingegen wollen Stellen abbauen. Die Arbeitslosigkeit in der Region wird demzufolge weiter steigen.
Bauer: „Der Herbst der Reformen muss jetzt kommen“
„Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage müssen aufrütteln! Wir brauchen in der Wirtschaft dringend strukturelle Reformen. Der Herbst der Reformen darf nicht länger auf sich warten lassen“, sagt Klaus Bauer, Sprecher des IHK-Forums für die Region Oberland. „Schon viel zu lange kämpfen unsere Unternehmen gegen einen zermürbenden Gegenwind, der sich zusammensetzt aus enormen bürokratischen Belastungen, hohen Energie- und Arbeitskosten sowie Steuerlasten und fehlender Nachfrage. Die Wirtschaft braucht endlich wieder Rückenwind!“
Bauer sieht die Bundesregierung in der Verantwortung, die gesteckten Ziele zur Stärkung der Wirtschaft entschlossen zu verfolgen. Voraussetzung dafür seien strukturelle Reformen. „Ganz wichtig ist auch, dass die massive Neuverschuldung für zusätzliche Investitionen aufgewendet wird und nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern. Ebenso müssen Reformen des Steuer- und Sozialsystems folgen, um die Arbeitskosten zu senken, Anreize für Mehrarbeit zu setzen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Außerdem braucht es deutlich mehr Anstrengungen bei der Entbürokratisierung, für eine Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen und bei der Vollendung des EU-Binnenmarkts. Ansonsten verliert unser Wirtschaftsstandort im internationalen Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit“, so Bauer. „Das Motto muss sein: Mutig und entschlossen in die Zukunft – mit weniger Vorschriften und unter besseren Rahmenbedingungen!“
Bauer verweist zugleich auf das große Potenzial, das in den Unternehmen im Oberland steckt. „Die Wirtschaft in unserer Region steht auf vielen Füßen. Hier sind international agierende Konzerne und solide Mittelständler aktiv, zugleich müssen wir aber auch Gründerinnen und Gründern, die mit ihren Innovationen die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts mitgestalten, noch bessere Bedingungen schaffen. Start-ups und Scale-ups müssen ihre Potenziale noch besser entfalten können. Dafür brauchen wir die Unterstützung der Politik und eine Gesellschaft, die noch mehr auf Unternehmertum setzt“, betont Bauer.
Die IHK für München und Oberbayern hat für ihren Konjunkturbericht zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Garmisch-Partenkirchen und weilheim-Schongau im September dieses Jahres befragt. Der Bericht wird drei Mal im Jahr veröffentlicht.