Die aktuelle Geschäftslage ist im diesjährigen Herbst auf dem selben schlechten Niveau wie zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Gute Geschäfte melden 28 Prozent der Betriebe, wohingegen 26 Prozent ein schlechtes Lageurteil abgeben. Die Belastung durch hohe Energiepreise steigt am energieintensiven Standort wieder an und wird von 60 Prozent der Unternehmen genannt. Der Nachfragemangel lässt hingegen etwas nach, ist aber weiterhin für mehr als die Hälfte der Betriebe eine Belastung. Der Personalmangel verliert dagegen in Zeiten einer schwachen Konjunktur an Brisanz: Nur noch 38 Prozent sind dadurch belastet, im Vorjahreszeitraum waren es noch 55 Prozent.
Eine klare Trendwende in den kommenden Monaten ist nicht absehbar, die Geschäftserwartungen lassen aber zumindest keine weitere Verschlechterung annehmen. 23 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verbesserung, während 19 Prozent von schlechteren Geschäften ausgehen. Vor allem die Arbeitskosten werden zunehmend als Risiko für die weitere Geschäftsentwicklung gesehen: 59 Prozent der Unternehmen beklagen die steigenden Arbeitskosten am Standort. Das sind deutlich mehr als im Frühjahr (42 Prozent). Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie die Inlandsnachfrage bleiben mit jeweils 67 Prozent die meistgenannten Risiken.
Die insgesamt trüben Aussichten spiegeln sich in ausgeprägter Zurückhaltung der Betriebe bei ihren Investitionsplänen wider. 15 Prozent wollen mehr investieren, 28 Prozent wollen ihre Investitionen zurückschrauben. Am Arbeitsmarkt stehen die Zeichen auf Stellenabbau. Nur jedes zehnte Unternehmen rechnet mit einer wachsenden Belegschaft, etwa jede dritte Firma dagegen mit weniger Beschäftigung. Die Arbeitslosigkeit in der Region wird in Folge weiter steigen.
Obermeier-Osl: Ohne spürbare Reformen verliert die Region weiter an Wettbewerbsfähigkeit
„Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage sind ernüchternd! Zugleich muss die aktuelle Lage in der heimischen Wirtschaft ein Weckruf sein, dass wir dringend strukturelle Reformen brauchen und zwar zügig – und das Ganze verlässlich“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf und IHK-Vizepräsidentin. „Schon viel zu lange kämpfen die Unternehmen in der Region mit Gegenwind – ob Bürokratie, hohe Energie- und Arbeitskosten, Steuerlast und fehlende Nachfrage. Es ist dringend Zeit, dass die Wirtschaft wieder Rückenwind bekommt!“
Obermeier-Osl sieht die Bundesregierung in der Verantwortung, die selbst gesteckten Ziele zur Stärkung der Wirtschaft entschlossen und im Sinne struktureller Reformen zu verfolgen. „Dazu gehört, die massive Neuverschuldung gezielt in zusätzliche Investitionen zu stecken und nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern zu verwenden. Ebenso müssen Reformen des Steuer- und Sozialsystems folgen, um die Arbeitskosten zu senken, Anreize für Mehrarbeit zu setzen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Außerdem braucht es deutlich mehr Anstrengungen bei der Entbürokratisierung, bei den Energiepreisen und bei der Vollendung des EU-Binnenmarkts. Ansonsten verliert unser Wirtschaftsstandort im internationalen Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit“, so die IHK-Vizepräsidentin. „Die verantwortlichen politischen Gremien sollen die Unternehmen endlich – mit weniger Vorschriften und Reglementierungen sowie unter günstigeren Rahmenbedingungen – agieren lassen. Dann sind viele kleine und mittelständische Betriebe derzeit noch bereit, den Standort Deutschland mit ihrem Knowhow und ihrer Wirtschaftskraft weiterhin zu stärken! Das Motto muss sein: Mutig und entschlossen in die Zukunft - unter weniger Vorschriften und besseren Rahmenbedingungen!“
Obermeier-Osl verweist zugleich auf das große Potenzial, das in den Unternehmen in den Landkreisen Altötting und Mühldorf steckt. „Wir haben nicht nur international agierende Konzerne und erfolgreiche Mittelständler bei uns in der Region, sondern auch viele junge Gründerinnen und Gründer, die mit ihren Innovationen die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts mitgestalten. Es geht darum, diese Stärken weiter zu fördern und auszubauen. Das geht aber nur, wenn die Politik ihre Hausaufgaben macht und wir als Gesellschaft im Ganzen mehr auf Unternehmertum setzen“, betont Obermeier-Osl.
Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht Mitte bis Ende September zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting und Mühldorf befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.