Investitionsbereitschaft äußerst schwach, Stellenabbau setzt sich fort
	Zu ihrer Geschäftslage befragt bezeichnen 22 Prozent der Betriebe diese als gut, 20 Prozent als schlecht. Damit ist im Vergleich zur Frühjahrsumfrage eine leichte Verbesserung zu beobachten, aber mit Blick auf die Ergebnisse von vor einem Jahr fällt die Beurteilung deutlich schlechter aus. Die Hauptursachen für dieses schlechte Lagebild liegen in der anhaltend schwachen Nachfrage, die 72 Prozent der Unternehmen beklagen, und in den hohen Energiepreisen, die jedes zweite Unternehmen als große Belastung benennt. Mit Blick auf die kommenden Monate dominiert bei den Unternehmen in der industriestarken Region weiterhin der Pessimismus. Nur 14 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Belebung ihrer Geschäfte. 26 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Damit gehen immerhin weniger Unternehmen von einer Verschlechterung aus, als es vor einem Jahr der Fall war.
	Die Risikolage hat sich verändert: Erstmals geben die Betriebe die Arbeitskosten mit 73 Prozent der Nennungen als Hauptrisiko an. Das ist eine Steigerung um 14 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. An zweiter und dritter Stelle folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (65 Prozent) und die fehlende Inlandsnachfrage (63 Prozent). Beide Risiken entfernen sich zwar von ihren Rekordwerten der letzten Befragung, bleiben aber dominierend. Die Zolleinigung zwischen den USA und der EU scheint etwas Planbarkeit für das Auslandsgeschäft geschaffen zu haben.
	Die trüben Aussichten belasten die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen: 17 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen ausweiten, 31 Prozent wollen hingegen weniger investieren. Der Stellenabbau setzt sich ebenfalls fort: Nur 10 Prozent der Befragten streben einen Stellenaufbau an, 29 Prozent hingegen wollen Stellen abbauen. Die Arbeitslosigkeit in der Region wird demzufolge weiter steigen.
	Schabmüller: „Kein Ende der Durststrecke in Sicht“
	„Vor uns liegen keine leichten Zeiten“, erklärt Franz Schabmüller, Sprecher des IHK-Forums für die Region Ingolstadt. „Die aktuelle Durststrecke entwickelt sich für die Wirtschaft zunehmend zu einem Langstreckenlauf. Von einem Herbst der Reformen ist kaum etwas zu spüren und statt wirtschaftspolitischem Rückenwind kämpfen unsere Betriebe weiter mit heftigem Gegenwind.“ Schabmüller sieht die Bundesregierung in der Pflicht, endlich die Ziele, die sie sich selbst zur Stärkung der Wirtschaft gesteckt hat, mit Entschlossenheit anzugehen. Ihm zufolge funktioniere das aber nur mit strukturellen Reformen. Die massive Neuverschuldung müsse in zusätzliche Investitionen fließen und dürfe nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet werden. „Wir brauchen zwingend Reformen in unserem Steuer- und Sozialsystem. Die Arbeitskosten müssen gesenkt und Anreize für Mehrarbeit gesetzt werden. Außerdem braucht es einen entschiedenen Bürokratieabbau, wettbewerbsfähige Energiepreise und mehr Anstrengungen zur Vollendung des EU-Binnenmarkts. Die Gefahr ist groß, dass unser Wirtschaftsstandort im internationalen Vergleich noch mehr an Wettbewerbsfähigkeit verliert.“
	Schabmüller verweist zugleich auf das Zukunftspotenzial, das in der Region Ingolstadt trotz aller strukturellen Herausforderungen steckt: „Unser Standort hat eine echte Chance, sich neu zu besinnen. Blicken wir mutig in die Zukunft und mobilisieren wir alle Kräfte, um unsere Region zu einem Top-Standort für Zukunftstechnologien zu entwickeln! Mobilität wird dabei immer Teil unserer DNA sein und auch von der Stärkung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie wird unsere Region profitieren. Aber wir können noch mehr dafür tun, um Gründerinnen und Gründern mit innovativen Geschäftsideen und -modellen bei uns das beste Spielfeld auszubreiten. Innovationen legen den Grundstein für mehr Wirtschaftsvielfalt und sind damit eine wichtige Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts. Damit neben international agierenden Konzernen und einem soliden Mittelstand mehr Start-ups und Scale-ups bei uns Fuß fassen, müssen wir gemeinsam mit der Politik die Voraussetzungen dafür weiter verbessern und als Gesellschaft insgesamt mehr auf Unternehmertum setzen.“ 
	Die IHK für München und Oberbayern hat für ihren Konjunkturbericht zahlreiche Unternehmen in der Kreisfreien Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm im September dieses Jahres befragt. Der Bericht wird drei Mal im Jahr veröffentlicht.