Gegen jeden Versuch, die Auswirkungen eines Embargos gegen russisches Gas zu verharmlosen, sprach sich IHK-Präsident Klaus Josef Lutz aus. „Das ist nicht nur ein bisschen Wintermantel anziehen und das wars“, warnte er. Es helfe auch nicht, wenn Deutschland wirtschaftlich signifikant geschwächt werden.
Die Auswirkungen der Sanktionen in Russland beschrieb Tim Knoll, Geschäftsführer der Auslandshandelskammer Russland, als „sehr spürbar und sehr schmerzhaft“. Das gelte vor allem für die Sanktionen im Finanzsektor mit dem damit verbundenen Niedergang des Rubels und den Preissteigerungen.
Dass Unternehmen, die in Russland ihre Geschäftstätigkeit aufgeben, unter Umständen mit Enteignung rechnen müssten, konnte er zum aktuellen Zeitpunkt nicht bestätigen. Es läge noch kein schriftlicher Gesetzentwurf vor.
Florian Bieberbach, Vorsitzender des IHK Umwelt- und Energieausschusses, beschreibt die Versorgungslage auf dem Energiesektor in Deutschland als angespannt. Es drohe aber kurzfristig kein Engpass bei irgendeinem Energieträger. Die größte Sorge gebe es beim Gas. Kritisch werde es im nächsten Winter. Im Falle eines Embargos gegen russisches Gas könne es zu Versorgungsstörungen kommen, zuerst bei Industrie und Gewerbe. Was das Erdöl angehe, handele sich um einen globalen Markt, das werde sich „relativ schnell zurechtrütteln“, so Bieberbach.
Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Dieter Janecek, dankte der Wirtschaft für ihre Bereitschaft, in der Ukraine-Krise Lasten zu tragen und selbst zu unterstützen. Auch er hielte ein Embargo gegen russisches Gas für einen „falschen Schritt“. Schnell aus russischem Gas auszusteigen, wäre ein Fehler, „schlicht, weil wir es nicht können“.
Nun sei es an der Zeit, die Planungsprozesse zu beschleunigen. „Versorgungssicherheit ist das A & O“, betonte der Grünen-Politiker. Die Probleme mit Russland zeigten, dass der Glaube, „Wandel durch Handel zu erreichen, naiv war.“ IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl bedankt sich ausdrücklich bei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dafür, dass er standhaft gegen einen Stopp der Gasimporte aus Russland eintritt.