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Veranstaltungsrückblick "Steuerprüfungen von Unternehmen: Alles klar!?" 12.11.2025
Von Kälbern, KI und Kommunikation: Großes Interesse bei IHK-Veranstaltung
Über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, sich bei unserer hybriden Veranstaltung am 12.11.2025 über aktuelle Entwicklungen rund um Betriebsprüfungen zu informieren. Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Institutionen gaben tiefe Einblicke in ihre Sicht der Dinge. Die Veranstaltung wurde im Rahmen einer gemeinsamen Initiative der bayerischen IHKs von der IHK für München und Oberbayern ausgerichtet.
Steuerliche Betriebsprüfungen unterliegen einem tiefgreifenden Wandel. Prüfansätze der Finanzverwaltung werden immer digitaler und rücken näher an das laufende Geschäft der Unternehmen heran. Zugleich werden grenzüberschreitende Prüfungen bei Auslandsbeziehungen immer bedeutender. Neue Verfahrensregeln und Mitwirkungspflichten sollen Betriebsprüfungen schneller und effizienter machen. Unternehmen wünschen sich Klarheit, Planungs- und Rechtssicherheit. Sie wollen bürokratiearme, gestraffte Prüfungen.
Diese und weitere aktuelle Entwicklungen bei steuerlichen Prüfungen standen im Zentrum der Veranstaltung am 12.11.2025. Namhafte Expertinnen und Experten aus der bayerischen Finanzverwaltung, der Justiz, Wirtschaft, Beratung und weiteren Institutionen beleuchteten das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Ziel des Austauschs war auch ein verbessertes gegenseitigen Verständnis in der Betriebsprüfungspraxis.
Eindrücke zur Veranstaltung "Steuerprüfungen von Unternehmen: Alles klar!?" vom 12.11.2025
Steuerprüfungen von Unternehmen - ein breites Spektrum mit viel Veränderungspotenzial
Florian Horn, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der IHK für München und Oberbayern, begrüßte die rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung vor Ort und im virtuellen Raum.
Er dankte den Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Institutionen, die als Mitwirkende und Unterstützer gewonnen werden konnten. Hierbei nannte er insbesondere die bayerischen IHKs, das bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat, das bayerische Landesamt für Steuern, das Finanzamt München, den Bundesfinanzhof, die Steuerberaterkammer München, die zahlreichen Vertreterinnen und Vertreter aus der Unternehmerschaft, das Institut für Digitalisierung im Steuerrecht e. V. (IDSt), die Hochschule Campus Wien sowie verschiedene Landkreise und Städte aus dem Kammerbezirk.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen u.a. aus Unternehmen, steuer- und rechtsberatenden Berufen sowie aus dem Finanzwesen.
Martin Clemens, Referatsleiter Steuern und Finanzen der IHK für München und Oberbayern, führte durch ein vielseitiges Programm mit Impulsen aus aktuellen Entwicklungen, digitalen Aspekten, grenzüberschreitenden Prüfungen sowie einem Blick in die Glaskugel, wohin die Entwicklungen gehen könnten. In Kurzvorträgen und Paneldiskussionen wurden zentrale Herausforderungen und aktuelle Fragen der Betriebsprüfung praxisnah beleuchtet.
Wussten Sie wie viele Kälber ein Milchbetrieb braucht oder wo Sie besser den Geldbeutel bereithalten? Mit Mythen und Verschwörungstheorien wurde aufgeräumt und Ronald Reagan, Elvis Presley und Freddie Mercury mit Hilfe von KI zum Leben erweckt.
Expertinnen und Experten aus der bayerischen Finanzverwaltung, der Justiz, Wirtschaft, Beratung und weiteren Institutionen teilten ihr Wissen und gaben wertvolle Einblicke.
Impulse und Paneldiskussionen
Über Grundlagen, wie die Arten und den Ablauf von Steuerprüfungen, bis hin zu aktuellen Neuerungen, die seit Anfang des Jahres zur Anwendung kommen, diskutierten Experten im ersten Panel. Ebenso wurden die Grundzüge und Erfahrungen eines Tax-CMS praxisnah erläutert sowie das Projekt zum modernen und effizienten Steuervollzug in Bayern vorgestellt. Zu den Referenten im ersten Panel zählten: Dr. Arnd Weißgerber, Referatsleiter beim Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat, Raimund Mader, Vizepräsident der Steuerberaterkammer München, sowie Florian Wiebecke, Head of Group Tax bei der Brückner Group SE.
Das zweite Panel stand ganz unter dem Motto der Digitalisierung. Franz Hruschka, Leiter der Betriebprüfung beim Finanzamt München, Stefan Groß, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands des IDSt, Prof. Dr. Gregor Nöcker, Richter am Bundesfinanzhof München, sowie Nancy Rizos, Managerin Global Taxes der EOS GmbH, befassten sich mit einem weitgefassten Kranz an digitalen Prüfungsthemen. Dies betraf beispielsweise elektronische Kassenmeldungen und risikoorientierte Prüfungsmethoden. Auch wurden einerseits Grenzen der digitalen Steuerprüfung durch die Rechtsprechung aufgezeigt und andererseits mit Hilfe einer Live-Vorführung Möglichkeiten der KI-Nutzung in der Betriebsprüfung dargestellt.
Im Fokus des dritten Panels standen Steuerprüfungen mit Auslandsbezug. Ulrike Wolff-Seeger, Referatsleiterin für Auslandsfachprüfungen beim Bayerischen Landesamt für Steuern, gab einen Überblick über grenzüberschreitende Steuerprüfungen und stellte Möglichkeiten und Einsatzgebiete von gemeinsamen Prüfungen (Joint Audits) vor. Karl Seeleitner, Head of Group Taxes der KRONES AG, teilte praxisnah Erfahrungen aus Betriebsprüfungen im Ausland und ging hierbei unter anderem auf Joint Audits und weitere Prüfungskonstellationen mit ausländischen Prüfern ein.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Abschlussrunde. Auf dem Podium waren - mit einem Blick über die Grenze - Mag. Dr. Bianca Wöhrer, Dozentin für Steuerrecht an der Hochschule Campus Wien, und als weitere Panel-Teilnehmer Norbert Rossmeisl, Leiter der Steuerabteilung des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat, sowie Holger Engelke, Head of Group Tax bei der Munich Re. Gemeinsam wurde nicht nur ein Blick in die Glaskugel geworfen, um herauszufinden, ob die Zukunft Erleichterungen für Unternehmen bringen wird. Ein Blick nach Österreich zeigte, wie dort eine begleitende Prüfung seit Jahren erfolgreich funktioniert. Diskutiert wurde auch, wie Vertrauenskultur bei Steuerprüfungen gelingen kann und welche Chancen und Herausforderungen die Modernisierung der Prüfung für Verwaltung und Unternehmen bereithält.
Kurzumfrage zu Steuerprüfungen
Im Verlauf der Veranstaltung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihre Meinung zu Steuerprüfungen im Rahmen einer Kurzumfrage (Voting) einbringen.
Nur rund die Hälfte der an der Umfrage Teilnehmenden hatten überwiegend positive Erfahrungen bei Betriebsprüfungen. Bei rund 57% der Umfrageteilnehmer und Umfrageteilnehmerinnen dauerte die letzte Außenprüfung länger als ein Jahr. Unter den Top 3-Problemen bei Betriebsprüfungen wurde der Zeitaufwand als Ressourcenproblem, die unklare Gesetzgebung und Auslegung sowie die Kommunikation mit der Finanzbehörde genannt.
Diese Probleme spiegeln sich auch in den abgefragten Anregungen wieder: Hier zählen ein kürzerer Prüfungszeitraum, ein besseres Miteinander mit dem Prüfer bzw. der Prüferin sowie das Nutzen der bereits vorhandenen Daten durch die Finanzbehörde zu den größten Wünschen.
Take-Home-Botschaften der Veranstaltung
Unsere Referentinnen und Referenten gaben den Unternehmen die folgenden Botschaften mit auf den Weg:
- Nutzen Sie die neuen Möglichkeiten, vor allem im digitalen Bereich!
- Beschäftigen Sie sich mit Ihren Daten und Prozessen!
- Kooperation und Kommunikation!
- Vor Ort ist wichtig: Firma, Firma, Firma...
- Wahren Sie alle die Verhältnismäßigkeit.
- Keine Angst vor Auslandsbetriebsprüfungen, aber halten Sie den Geldbeutel bereit!
Networking
Beim anschließenden Get-together in entspannter Atmosphäre bot sich vor Ort die Gelegenheit, sich mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Mitwirkenden der Veranstaltung auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Fazit
Die Veranstaltung zu Steuerprüfungen war ein voller Erfolg und bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wertvolle Informationen und Anregungen zur Umsetzung. Die IHK für München und Oberbayern wird dieses wichtige Thema im Interesse der bayerischen Unternehmen weiterhin aufmerksam begleiten.