E-Mobilität fördern, weil wir Klimaschutz wollen – das klingt doch vernünftig.
Ich glaube nicht, dass E-Mobilität die Lösung aller Probleme ist. Im Gegenteil: Man muss sich nur mal ansehen, wie im Kongo Seltene Erden abgebaut werden. In Südamerika haben ganze Landstriche kein Wasser mehr, weil man für die Batterien die Rohstoffe abbaut. Wer E-Autos fördert, fördert unter heutigen Bedingungen auch gigantische Umweltschäden. Die Politik sollte nicht vorgeben, in welche Technologie man investiert.
Der Bund gibt zusätzlich 2,5 Milliarden Euro für Ladesäulen-Infrastruktur und Entwicklung der Batterietechnik aus. Halten Sie das für eine Fehlinvestition?
Nein, das ist richtig. Wir müssen natürlich die Ladeinfrastruktur massiv ausbauen. E-Mobilität wird sicher ein Standbein des Autoverkehrs der Zukunft sein. Es ist tatsächlich erstaunlich, dass wir uns da so schwertun. Was ich falsch finde, ist nur, die E-Mobilität zum alleinigen Wundermittel zu erklären.
Diskutieren Sie mit anderen Unternehmern über die Corona-Krise?
Am Anfang blieb dafür nur sehr wenig Zeit. Ich war doch extrem beschäftigt und belastet mit der Situation. Da gilt es vorrangig, das eigene Unternehmen durch die Krise zu bringen.
Welche Rettungsstrategie haben Sie verfolgt?
Es gibt die gesundheitliche Seite. Was macht man mit seinen Mitarbeitern? Was kann man tun, um sein Unternehmen zu schützen? Ich hatte natürlich die Sorge, dass sich im eigenen Betrieb jemand ansteckt und eine Pandemie ausbricht. Wir hatten einen sehr hohen Krankenstand. Jeder der eine Erkältung hatte, blieb sofort zuhause. Es hätte ja Corona sein können. Alle Mitarbeiter waren total verunsichert. Da muss man als Chef oder Manager Zuversicht verbreiten. Man darf da nicht ängstlich wirken.
Wie haben Sie die Krise persönlich erlebt?
Als immensen Druck. Es gibt wahnsinnig viel zu organisieren und zu entscheiden. Wie geht man um mit der reduzierten Nachfrage? Kann man Bestellungen bei Lieferanten verschieben oder stornieren? Wie führt man die Kurzarbeit ein? Welche Bereiche meines Unternehmens sind am härtesten betroffen? Nur wer selbst Unternehmer ist, kann sich, glaube ich, vorstellen, wie viel Arbeit das bedeutet.
Haben andere Unternehmer ähnliche Erfahrungen gemacht?
In meinem Freundeskreis sind einige Unternehmer. Da hat man sich natürlich auch mal über die Frage ausgetauscht: Wie geht es Dir denn so? Da sind auch Hoteliers dabei.
Klingt nach Drama.
Ganz am Anfang sah man das relativ gelassen. Bei uns im Berchtesgadener Land ist es üblich, dass viele Hotels zwischen Mitte März und Ostern zumachen. Wir haben keine lange Skisaison hier, wir sind eher ein Skitourengebiet. Als der Lockdown kam, dachten sich die Hoteliers: Okay, wir renovieren ein wenig, wir machen Mitte April wieder auf. Dann wurde schnell klar: Mitte April geht gar nichts. Und die Gäste stornierten massenhaft nicht nur den Oster-Urlaub, sondern gleich auch für Juni, Juli und August. Dann wurde es dramatisch.
Wie geht es den anderen Branchen Ihrer Region?
Unsere jüngste Regionalausschuss-Sitzung gab da ein klares Bild: Industrieunternehmen, Automotive, Maschinenbau sind massiv betroffen, Gastronomie und Hotellerie sowieso. Im Bau haben sie noch viele Aufträge in den Büchern, aber es kommen keine neuen mehr. Der Auftragsbestand schmilzt ab. Die Baufirmen gehen davon aus, dass bei ihnen die Krise zeitversetzt ankommt. Die Gewinner sind Lebensmittelmärkte, die können sich nicht retten vor Arbeit.
Warum kommt der Konsum trotz der Lockerungen so schwer in Gang?
Nachfrage und Konjunktur haben viel mit Psychologie zu tun. In aktuellen Umfragen finde ich einen Punkt spannend: Ein sehr großer Prozentsatz der Bundesbürger befürchtet keine Verschlechterung ihrer Einkommen. Das Potenzial für einen Nachfrageschub ist also da. Die Politik muss nun mit den richtigen Schritten Zuversicht wecken. Da dürfen wir nicht nur national denken. Wir müssen EU-weit für Aufbruchsstimmung sorgen.
Dafür wirbt auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie will 750 Milliarden Euro für den Wiederaufbau Europas investieren.
Investitionen in Europas Zukunft – das finde ich richtig. Die Frage ist nur, wie wir das finanzieren. Ein Punkt, denn erstaunlicherweise keiner erwähnt: Wir reiche Deutsche müssen armen Italienern helfen, das Bild stimmt doch so nicht. Das Durchschnittsvermögen eines Italieners ist mehr als doppelt so hoch wie das eines Deutschen.
Was schlagen Sie vor?
Eine Art Solidaritätszuschlag auf europäischer Ebene. Einen EU-Soli, den alle bezahlen, die sich das leisten können mit hohem Freibetrag und europaweit. Den würde ich auch bezahlen.
Und damit wollen Sie EU-weit Investitionen finanzieren?
Ja, so ähnlich wie nach der Wiedervereinigung. Wir können nicht andauernd die Zahlung Hunderter von Milliarden über Staatsschulden in die Zukunft verschieben.