Der innerstädtische Strukturwandel stellt Oberbayerns Innenstädte bereits seit vielen Jahren vor große Herausforderungen. Aktuell ist zudem die Situation in Innenstädten und Ortszentren durch multiple Krisen angespannt (Strukturwandel, Rezession, Warenhaus-Schließungen, Fachkräftemangel).

Inhalt

Innenstädte und Ortszentren – neue Impulse für eine erfolgreiche Entwicklung ‎notwendig

Jahrzehntelang hat vor allem der ‎stationäre Einzelhandel dafür gesorgt, dass Menschen die Innenstädte besuchen. Der ‎ Online-Handel hat das Einkaufsverhalten jedoch nachhaltig verändert, hinzu kommt ein Pandemiebedingter und krisenbedingter Rückgang der Innenstadtbesucher, z.B. durch fehlende (Tages-)Touristen, dem Wegfallen von Veranstaltungen oder weniger Pendleraufkommen. Damit die Innenstädte und Ortszentren nicht nur funktionsfähig und vital bleiben, sondern zu neuen Anziehungspunkten werden, sind mehr Leben, Frequenz, Nutzungsvielfalt und vor allem ‎lokalspezifische Erlebniskonzepte notwendig. ‎Sollte dies nicht gelingen, drohen langfristig Frequenzeinbrüche, Geschäftsaufgaben, ‎Leerstände, Verödung und Attraktivitätsverlust.

Bei der Umsetzung geeigneter Maßnahmen kommt es auf das Zusammenspiel aller Innenstadtakteure, wie Politik und Verwaltung, Gewerbetreibende und ‎Bevölkerung‎, an. Neben spezifischen Förderprogrammen zur qualitätsvollen Planung und Revitalisierung von Innenstädten sollten z.B. folgende weitere Maßnahmen gemeinsam umgesetzt werden:

  • Citymanagement etablieren ‎
  • Umsetzung digitaler Projekte (z.B. lokaler Online ‎Marktplatz)
  • Aktives Leerstandsmanagement etablieren (Zwischennutzungen fördern)‎
  • Flexibilisierung der Ladenöffnungszeiten
  • Schaffen von Experimentier- und Erlebnisräumen (z.B. Reallabore, Co-Working-Spaces, Pop-Up-Stores, Kultur- ‎und Kreativzentren)

Nutzungsmischung, Funktionsvielfalt und hohe Aufenthaltsqualitäten sind für attraktive und lebendige Innenstädte wichtiger denn je. Erfolgreiche Innenstädte müssen daher Orte der Kooperation und Partizipation werden, damit sie erfolgreich in der Zukunft bestehen können.

Förderprogramme für Innenstadtprojekte und Betriebe

Bund und Länder unterstützen Gemeinden und Betriebe dabei den strukturellen Wandel der Innenstädte und auch der Konsummuster der Kunden zu bewältigen. Dafür sind eine Reihe von Förderprogrammen aufgelegt worden. Hier finden Sie eine Auswahl geeigneter Zuschussprogramme:

Förderinitiative „Erfolgreich handeln“

  • Programm des Bayer. Wirtschaftsministeriums, dass bereits seit 2023 bayerische Einzelhändler durch praxisnahe und kostenfreie Informationsveranstaltungen, online und offline, gezielt bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen unterstützt.
  • Fördergegenstände: Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit bayerischer Händler durch kostenlose Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen und Anliegen des Einzel- und Großhandels
  • Zielgruppe: vorrangig Unternehmer/-innen, Dienstleister für den Handel, Städte, Kommunen, Werbegemeinschaften, Wirtschaftsförderungseinrichtungen und -verbände, sowie Hochschulen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen

Weitere Informationen zur Förderinitiative "Erfolgreich handeln"

Förderinitiative „LANDSTADT BAYERN"

  • Die Förderinitiative LANDSTADT BAYERN wurde 2022 vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr gestartet und wird mit dem Folgeprojekt LANDSTADT BESTAND (2025–2027) fortgeführt. Ziel ist es, innovative Ansätze für die nachhaltige Entwicklung bestehender Quartiere im ländlichen Raum zu fördern.
  • Fördergegenstände: Gefördert werden nicht-investive Maßnahmen wie Planungswettbewerbe, Rahmenplanungen, Konzeptstudien oder Beteiligungsprozesse. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Mobilität, Klimaanpassung, Digitalisierung, Wohnen, Arbeiten, Ökologie und Kultur.
  • Zielgruppe: Für die aktuelle Förderperiode wurden elf Modellkommunen aus ganz Bayern ausgewählt, die beispielhaft Strategien zur Revitalisierung und zukunftsfähigen Gestaltung ihrer Bestandsquartiere entwickeln (Auswahl bereits erfolgt)

Weitere Informationen zur Förderinitiative "LANDSTADT BAYERN"

Förderinitiative "Starkes Stadtmarketing 2025"

  • Programm des Bayerischen Wirtschaftsministeriums zur Förderung innovativer und nachhaltiger Stadtmarketingmaßnahmen. Ziel ist es, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit von bayerischen Städten und Gemeinden zu stärken und eine nachhaltige Belebung der Innenstädte zu unterstützen.
  • Fördergegenstände: Unterstützung von Projekten, die Maßnahmen im Bereich Stadtmarketing, Standortentwicklung und Innenstadtbelebung umfassen. Gefördert werden insbesondere innovative, zukunftsweisende und nachhaltige Konzepte, die zur Stärkung der lokalen Wirtschaft beitragen.
  • Zielgruppe: Kommunen, Städte, Stadtmarketingorganisationen, Gewerbeverbände, lokale Netzwerke und weitere Akteure, die sich für die Entwicklung und Förderung des städtischen Handels und der Innenstadt einsetzen.
  • Die Bewerbungsphase ist zum 30.06.2025 beendet worden.
Weitere Informationen zur Förderinitiative "Starkes Stadtmarketing 2025"

Best Practice Beispiele von Innenstadtprojekten

Drehscheibe für klimafreundliche Lieferungen - Radlogistik-Hub München am Viehhof

Mit dem ersten Radlogistik-Hub Münchens am Viehhof in Sendling setzt die Landeshauptstadt München einen zentralen Schritt für eine klimafreundliche, stadtverträgliche und zukunftsfähige Logistik. Das im August 2023 eröffnete Pilotprojekt dient als Modell für die Umsetzung nachhaltiger Lieferkonzepte auf der „letzten Meile“ und ist Teil der städtischen Mobilitätsstrategie 2035.

Vom Hub aus beliefern fünf Logistikunternehmen Haushalte, Gewerbe und Baustellen per E-Lastenrad – emissionsarm, leise und platzsparend. Betrieben von der städtischen P+R GmbH auf dem Gelände der Markthallen München ist der Hub Teil der Allianz „Mobile Zukunft München“ mit IHK und dem Bayerischen Staatsministerium. Auf Basis positiver Erfahrungen plant die Stadt ein Netzwerk weiterer Hubs. Herausforderungen sind verfügbare Flächen, Betriebsstrukturen und Wirtschaftlichkeit. Ein EU-Projekt testet ergänzend mobile Paketboxen und Kühltransporte per Lastenrad.

Ziele des Projekts:

  • CO₂-Reduktion und Entlastung der Innenstadt
  • Förderung nachhaltiger Logistikmodelle
  • Aufbau eines stadtweiten Netzwerks von Radlogistik-Hubs
  • Stärkung Münchens als Modellstadt für urbane Logistik

Gemeinsam stark für lebendige Innenstädte - Innenstadt Freitag im Oberland

Der Innenstadt Freitag ist eine Initiative mehrerer Gewerbevereine und Innenstadt-Initiativen im bayerischen Oberland. Entstanden in den Corona-Jahren, verfolgt das Projekt das Ziel, die Attraktivität der Ortszentren zu steigern, den lokalen Handel zu stärken und das Bewusstsein für regionales Einkaufen zu fördern. Nach der erfolgreichen Premiere 2024 wurde das Erfolgsmodell 2025 fortgesetzt – mit elf Initiativen aus zehn Orten im Oberland (Bad Tölz, Garmisch, Partenkirchen, Geretsried, Murnau, Penzberg, Oberammergau, Wolfratshausen, Bad Wiessee, Holzkirchen, Starnberg). Von Mai bis September finden fünf Aktionstage statt.

Begleitet wird das Projekt von einem Schulungsprogramm, das vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wird. Im Fokus steht die Stärkung der digitalen Kompetenz der teilnehmenden Betriebe – insbesondere im Bereich Social Media und Online-Marketing. So werden Händler:innen fit für die Zukunft und die Herausforderungen des digitalen Wandels gemacht.

Ziele des Projekts:

  • Belebung der Innenstädte und Ortszentren durch gemeinsame Aktionstage und Veranstaltungen
  • Förderung der Zusammenarbeit zwischen Gewerbevereinen und Initiativen
  • Sensibilisierung für den lokalen Einkauf und regionale Wertschöpfung
  • Unterstützung der Betriebe bei Digitalisierung und Online-Kommunikation

Digitaler Wirtschaftsmotor für die Region - OBERLANDCard

Die OBERLANDCard ist das erste landkreisweite Bonusbezahlsystem Deutschlands und wurde im Mai 2021 im Landkreis Miesbach eingeführt. Sie verbindet Wirtschaftsförderung, Regionalentwicklung und Identitätsstärkung in einem innovativen Projekt. Ziel ist es, regionale Betriebe zu stärken, Kund:innen zu binden und die Digitalisierung des lokalen Handels voranzutreiben.

Kund:innen sammeln bei teilnehmenden Partnern Bonuspunkte, die sie einlösen können. Zusätzlich gibt es den OBERLANDGutschein als regionale Gutscheinlösung. Arbeitgeber können steuerfreie Sachzuwendungen auf die Karte laden – ein Angebot, das Kaufkraft in der Region hält. Über oberlandcard.com steigern Betriebe ihre digitale Sichtbarkeit, bewerben Aktionen und erreichen neue Kundengruppen. Das stetig wachsende Partnernetzwerk zeigt die hohe Akzeptanz des Projekts – ein Erfolgsmodell für regionale Digitalisierung und Handelsbelebung.

Ziele des Projekts:

  • Umsatz- und Frequenzsteigerung der Partnerbetriebe
  • Unterstützung bei der Digitalisierung
  • Aufbau eines gemeinsamen regionalen Netzwerks
  • Stärkung der Identifikation mit der Region