„Damit es weitergeht“

Von Harriet Austen, IHK-Magazin 03/2024

„Für mich als Nachfolger war Corona ein Riesenthema und die erste Krise, die ich hautnah erlebt habe“, erinnert sich Franz Schabmüller. Erst 2 Jahre zuvor hatte ihm sein Vater, Franz Schabmüller senior, die Geschäftsführung der familieneigenen FRAMOS Holding GmbH in Ingolstadt übergeben. Und das ziemlich konsequent. „Er vertraute mir und griff trotz allem nicht ein“, sagt der Junior heute.

Er und sein Team mussten also mit den heftigen Umsatzeinbrüchen allein fertigwerden. „Diese harte Probe“, so Schabmüller, hätten sie gemeinsam gemeistert und die Unternehmensgruppe rasch aus der Krise herausgeführt. „Mein Vater wusste eben, dass seine Firma in guten Händen ist.“ Das lag auch daran, dass der Generationswechsel rechtzeitig gelungen war.

Gelungene Übergabe

Der Seniorchef hatte seinen Rückzug von langer Hand geplant wegen eines frühen Herzinfarkts – und sich Schritt für Schritt entbehrlich gemacht. So konnte er seinem Sohn mit gutem Gewissen eine erfolgreiche und wirtschaftlich gesunde Holding hinterlassen. Sie besteht aus 9 operativen Firmen, maßgeblich in der Automobil- und Motorradzulieferbranche sowie im Maschinen- und Anlagenbau.

Dass Franz Schabmüller die Nachfolge antreten würde, war nicht von Anfang an klar. Er machte zunächst eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker, „um anderweitig Fähigkeiten zu erwerben“. Nach einem gemeinsamen Urlaub in Rom und intensiven Gesprächen über die Zukunft des Unternehmens fragte Schabmüller senior seinen Sohn, ob er sich vorstellen könne, als Assistent der Geschäftsleitung einzusteigen. Der Junior sagte noch während seines Wirtschaftsingenieurstudiums zu.

Familienverfassung als Grundlage

Er lernte Finanzwesen, Unternehmenssteuerung und Gesellschaftsrecht nicht nur in der Theorie, sondern gleich in der Praxis kennen. Relativ schnell entschied er sich dann, gemeinsam mit seinem Vater, dessen langjährigem Mitstreiter Herbert Fürst sowie externen Beratern, den Generationenübergang einzuleiten. „Wir haben den Prozess exakt strukturiert, Leitsätze entwickelt und zusammen mit den Gesellschaftern eine Familienverfassung erarbeitet“, zählt Schabmüller auf. Gleichzeitig wurden 2013 die Tochtergesellschaften der Gruppe in der FRAMOS Holding GmbH zusammengefasst – eine intensive Lehr- und Einarbeitungszeit für Schabmüller.

Als der Vater 2014 in die Geschäftsführung der neuen Beteiligungsholding wechselte, übertrug er seinem Sohn zusammen mit Fürst die operative Leitung der Firmengeschäfte. Dabei wollte er auch seine persönlichen Werte wie die Orientierung am Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns weitergeben. „Mein Vater praktizierte einen offenen Führungsstil, ließ andere neben sich emporwachsen, konnte Verantwortung übertragen und wusste, wen er auf welche Weise fördern konnte“, sagt Schabmüller junior und versucht, ebenso zu handeln.

Diese Grundhaltung half ihm, als Geschäftsführer auch schwierige Zeiten durchzustehen, wie etwa die Abwicklung eines Unternehmens und die Kündigung der Mitarbeiter.

Kosten gestrafft, Prozesse optimiert

Ganz besonders galt das für die Folgen der Coronapandemie. Die Standfestigkeit der Gruppe sowie das Gespür des gesamten Führungsteams für die richtigen Maßnahmen führten das Unternehmen nicht nur rasch aus der misslichen Lage, sondern hatten auch „sachlich betrachtet positive Effekte“, bestätigt Schabmüller. So wurden die Kosten gestrafft, Investitionen und Prozesse in Bezug auf ihre Zukunftsfähigkeit auf den Prüfstand gestellt und die Digitalisierung stetig vorangetrieben.

Klare Vertretungsregeln

Dieses umsichtige Krisenmanagement kommt der Gruppe aktuell zugute, um zum Beispiel die seit 2021 um 30 Prozent gestiegenen Energiekosten zu bewältigen. „Wir müssen unser Geschäftsmodell kontinuierlich durchchecken“, sagt Schabmüller und ist sich seiner unmittelbaren Verantwortung voll bewusst. Dazu gehört, das Unternehmen durch klare Stellvertreterregelungen unabhängig von einzelnen Personen zu gestalten, „damit es im Ernstfall weitergehen kann“.

Nicht meckern, selbst gestalten

Nach 5 Jahren an der Spitze der Holding zieht er ein positives Fazit: „Wir haben die Firma Punkt für Punkt resilienter gemacht, aber auch vieles über die normale Geschäftstätigkeit hinaus gestaltet.“ Der Unternehmer gründete beispielsweise eine Firma für Start-up-Beteiligungen. Als Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt will er zeigen, „dass es Sinn macht, sich zu engagieren, statt sich dauernd zu beschweren“.

Zur Person: Franz Schabmüller

Franz Schabmüller, Jahrgang 1985, studierte nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker Wirtschaftsingenieurwesen und absolvierte berufsbegleitend seinen Master in Family Entrepreneurship. 2011 begann er als Assistent der Geschäftsleitung in der väterlichen Franz Schabmüller Firmengruppe in Ingolstadt. 2014 übernahm er die operative Leitung, 2018 stieg er zum geschäftsführenden Gesellschafter der FRAMOS Holding GmbH auf. Mit 1.200 Mitarbeitern setzt das Unternehmen 200 Millionen Euro um. Schabmüller ist Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.