„Mehr Investitionen“
Was würden Sie jetzt tun, um Deutschland wirtschaftlich voranzubringen. Wie würde Ihr Drei-Punkte-Plan aussehen?
Als Erstes brauchen wir wieder mehr Investitionen. Wir müssen die Abschreibungsbedingungen so verbessern, dass sich Investitionen schneller rentieren. Auf diese Weise können die Betriebe, zweitens, ihre Innovationen umsetzen, um in neue Produkte einzusteigen. Drittens müssen wir die Kosten, auch die Energiekosten, unserer Unternehmen spürbar senken, damit sie international wieder konkurrenzfähiger werden.
Als Sie 1993 Bayerischer Wirtschaftsminister wurden, war die Lage im Freistaat sehr angespannt: Die Krise bedrohte nicht nur Chemie-, Automobil- und Textilindustrie, sondern generell die Wirtschaft. Was haben Sie damals getan?
Wir konnten auf den tiefgreifenden strukturellen Wandel Anfang der 1990er-Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht mit einem klassischen Konjunkturprogramm reagieren. Wir hatten nicht ein konjunkturelles, sondern ein strukturelles Problem durch die Billiglohnkonkurrenz in der östlichen Nachbarschaft und die fortschreitende Globalisierung. Wir haben daraufhin eine Doppelstrategie entwickelt.
„Globalisierung nutzen, nicht erdulden“
Teil eins war die „Bestandspflege“: Wir haben – neben vielen anderen Initiativen – zum Beispiel Betriebe, die in Schwierigkeiten gekommen sind, mithilfe der Banken, nicht mit staatlichem Geld, unterstützt, soweit sie sanierungsfähig und sanierungswürdig waren, um ihre unternehmerische Substanz zu erhalten.
Teil zwei war das Thema „Erneuerung, Innovation“: Wir haben die bayerischen Unternehmen mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen vernetzt, damit neue Produkte entwickelt und neue Betriebe gegründet werden konnten. Und wir haben dazu beigetragen, die Globalisierung nicht zu erdulden, sondern durch die Erschließung neuer Märkte für den Mittelstand und den Export zu nutzen.
Woher hatte Bayern die Finanzmittel?
Ministerpräsident Edmund Stoiber hat mit seiner Privatisierungsinitiative, also dem Verkauf von Staatsanteilen zum Beispiel an Energieversorgungsunternehmen, beachtliche Finanzmittel mobilisiert. Diese Erlöse waren die Basis für die „High-Tech-Offensive Bayern“.
Es konnte viel Geld in den Ausbau der Hochschulen und von außeruniversitären Forschungseinrichtungen und auch in wirtschaftspolitische Initiativen investiert werden. Das hat Bayern vorangebracht.