»Rechtlich machbar und ökonomisch sinnvoll«
Nach Ansicht der Bayerischen Staatsregierung widerspricht eine Alpentransitbörse dem EU-Recht. Wäre das Modell überhaupt machbar?
Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass die Alpentransitbörse technisch umsetzbar und ökonomisch sinnvoll ist. Das haben meine Kollegen, die an der Studie beteiligt waren, in langen Beiträgen nachgewiesen. Auch rechtlich ist das unproblematisch. Man müsste ein paar Änderungen vornehmen im nationalen und europäischen Recht. Aber das wäre sehr gut machbar. Es fehlt offensichtlich der politische Wille, hier etwas zu tun.
Das Schweizer Verkehrsministerium hat die Transitbörse gefordert mit dem Hinweis, die Basistunnel reichten nicht aus. Kommt dieser Befund nicht überraschend?
Nein, ich sehe das ganz genauso. Wenn man die Verkehrswege verbessert, die Transportkapazitäten erhöht und auf begleitende Maßnahmen über den Preis verzichtet, schafft man mehr Nachfrage. Die Frage ist, ob diese höhere Nachfrage, also ein Mehr an Verkehr, noch verträglich ist, selbst wenn Sie einen Tunnel haben. Wir sehen das auch am Gotthard, dass das irgendwann nicht mehr verträglich ist.
Befürchten Sie, dass der Gotthard an seine Belastungsgrenzen kommt?
Ja, das ist absehbar. Es entzieht sich meiner Kenntnis, wie der Brenner Basistunnel geplant und ausgelegt ist. Aber auch dort sind die Kapazitäten begrenzt.
Müsste man für eine Lösung des Transitproblems nicht auch den Pkw-Verkehr miteinbeziehen?
Selbstverständlich kann man den Privatverkehr miteinbeziehen. Wir hatten in Deutschland die Diskussion mit der Pkw-Maut. Die war an sich nicht unzulässig – nur die Kombination mit der Senkung der Kfz-Steuer war das Problem. Eine streckenabhängige Maut für Pkws, wenn sie nicht diskriminiert, ist rechtlich gut machbar und eine Idee, über die man nachdenken kann. Es ist nur die Frage, ob die Politik das will.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehören heute zu Europas großen Zielen. Wäre das nicht der ideale Rahmen für die Transitbörse?
Ich halte die Transitbörse unverändert für eine gute Variante. Unsere Studie hat klar gezeigt: Wenn die Politik effektiv Güterverkehr auf die Schiene verlagern und Umweltbelastungen verringern will, wäre das ein geeignetes Modell.