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Finanziell in der Krise: Selbstständige sind häufig betroffen

Finanziell in der Krise: Selbstständige sind häufig betroffen

© David/Adobe Stock

Zurück in die Spur

Damit ein Unternehmen nicht in ernste finanzielle Schwierigkeiten gerät, ist Weitsicht gefragt – und schnelles Handeln. Die IHK hilft.

Von Sabine Hölper, 01/2025

Seit 10 Jahren vertreibt Olivia Drepper* Premiumprodukte sowohl an Privat- als auch an Geschäftskunden. Vor knapp einem Jahr brach der Umsatz ihres Unternehmen mit einer Teilzeitbeschäftigten plötzlich ein. Drepper (47) vermutet, dass ihr die chinesische Konkurrenz einen großen Brocken des Geschäfts streitig gemacht hat. Die Folge: Das Finanzamt forderte sie dazu auf, umgehend ihre Außenstände zu begleichen, insbesondere die Umsatzsteuer. Zudem musste sie trotz sinkender Einnahmen ihre private und geschäftliche Miete zahlen. Drepper kam in Zahlungsschwierigkeiten.

Vorsicht, Zombieunternehmen

Kleine Unternehmen und Selbstständige schlittern mitunter besonders schnell in eine Krise. Im schlimmsten Fall kommt es zur Insolvenz. Aktuell steigen die Insolvenzzahlen. Wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) kürzlich festgestellt hat, lag die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland im dritten Quartal 2024 so hoch wie in keinem anderen Quartal seit Mitte 2010.

Der Anstieg geht laut Bernhard Eichiner, Referatsleiter Industrie, Innovation, Beratung bei der IHK für München und Oberbayern, zwar von einer recht niedrigen Basis aus. Doch das liegt auch daran, dass diverse rechtliche Rahmenbedingungen wie Schutzschild- oder StaRUG-Verfahren eingeführt wurden, um Insolvenzen zu vermeiden. StaRUG steht für das Unternehmensstabilisierungs- und Unternehmensrestrukturierungsgesetz. Unternehmen, die nur mithilfe dieser Möglichkeiten die Insolvenz abwenden konnten, sind nicht gesund. Man nennt sie „Zombieunternehmen“. Sie sind in der Regel hoch verschuldet.

Risiko früh erkennen

Damit es nicht so weit kommt, sollten Unternehmer stets ihre Zahlen im Blick haben, rät Eichiner. Dann merken sie schnell, wenn der Betrieb in die Schieflage gerät. Wichtig sei eine Risikofrüherkennung auch in anderen Bereichen. „Der Selbstständige muss ein Auge darauf haben, ob er eventuell zu stark von einem oder wenigen Kunden abhängig ist“, sagt der IHK-Experte. Außerdem sollte er immer hinterfragen, ob sein Geschäftsmodell zukunftstauglich ist, die Produkte oder Leistungen vom Markt noch gefragt werden. Falls nicht, sollte er sich umorientieren.

Zeigt sich eine bedenkliche Entwicklung, muss der oder die Betroffene handeln. „Jetzt gilt es zu kommunizieren“, sagt Eichiner. Etwa mit der Hausbank, die bei günstiger Prognose den Kontokorrentrahmen ausdehnt. Auch das Finanzamt und die Sozialversicherungsträger lassen bei Engpässen mit sich reden. „Sie stunden Zahlungen oder verschieben Fristen“, sagt Eichiner.

Externe Hilfe suchen

Spätestens wenn Liquiditätsprobleme auftreten, sollten sich Unternehmer auch an die IHK wenden. Sie hilft mit individuellen und bewährten Tipps, außerdem arbeitet sie mit der Task Force der LfA Förderbank Bayern zusammen. Diese unterstützt den bayerischen Mittelstand bei der Bewältigung von wirtschaftlichen Krisen. Sie berät kostenfrei und neutral zu Wegen aus der finanziellen Schieflage.

Auch Drepper hat sich an einen Berater der IHK gewandt. Das war ein guter Schritt. „Ich bin nicht allein, der IHK-Experte hat mir viele hilfreiche Links geschickt“, sagt sie. Mit etwas Glück könne sie die Misere abwenden, blickt die Unternehmerin nun etwas optimistischer in die Zukunft.

IHK-Info: Krisen erkennen

Unabhängig von der wirtschaftlichen Situation gibt es verschiedene Krisenphasen, in denen sich ein Unternehmen befinden kann. Werden die einzelnen Phasen richtig erkannt und steuert das Unternehmen frühzeitig gegen, kann es sich wieder positiv entwickeln. Auf ihrer Website informiert die IHK umfassend zu Krisenphasen und Krisenmanagement.