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Stellt sich auf die Zukunft mit künstlicher Intelligenz ein – die IKT-Branche

Stellt sich auf die Zukunft mit künstlicher Intelligenz ein – die IKT-Branche

© ihorvsn/Adobe Stock

Starke Branche

Dienstleister der Informations- und Kommunikationstechnologie decken einen breiten Aufgabenbereich ab. Auch für Kleinunternehmen bieten sich attraktive Perspektiven.

Von Josef Stelzer, 8/2025

Big Tech made in USA zieht gern nach München: Ob Apple oder Amazon, Google, Microsoft oder OpenAI – sie alle haben in der bayerischen Landeshauptstadt ihre Deutschlandzentralen errichtet. Doch sind es nicht allein diese Big Player, die den Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie, kurz IKT, in München und Oberbayern ausmachen. Im Gegenteil: Eine zentrale Rolle spielen hier vor allem auch kleinere IKT-Dienstleister. Das Bayerische Landesamt für Statistik hat 2023 über 13.000 IKT-Dienstleister in Oberbayern registriert, die weitaus meisten davon beschäftigen weniger als 10 Mitarbeitende. Viele agieren sogar als Solounternehmer.

„In und um München ist eine große Bandbreite an Unternehmen mit unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern aktiv“, erläutert IHK-Experte Bernhard Kux. Ihr Leistungsspektrum reicht von der Softwareentwicklung und -programmierung über Wartung und Betrieb von Hardware oder Software bis zu Beratungsleistungen. „Die IKT-Dienstleister unterstützen ihre Kunden bei der digitalen Transformation, steigern die Effizienz und fungieren als technologische Impulsgeber, zum Beispiel in der Automobil-, Finanz- und Versicherungsbranche.“

Boomtown München

Das Herz der Branche schlägt im Wirtschaftsraum München. Rund 5.000 IKT-Unternehmen zählt das Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft in der Landeshauptstadt. Dabei entfallen allein auf die Dienstleister rund 44 Prozent der Münchner IKT-Gesamtumsätze. Zwischen 2013 bis 2022 steigerten die Dienstleistungsbetriebe ihr Umsatzvolumen um das etwa Zweieinhalbfache auf mehr als 13,2 Milliarden Euro.

Was macht die kleineren IKT-Dienstleister aus? Was sind Umsatztreiber? Worin liegen ihre Stärken? Wo liegen Wachstumsbremsen?

Flexibel und anpassungsfähig

Cecilia Bernhardt, Consultant und Akademieleiterin bei der Münchner Unternehmensberatung VISION & AIM GmbH, betont zunächst die Stärken: Diese sieht sie im Vergleich zu größeren Wettbewerbern in kürzeren Kommunikationswegen und dem geringeren internen Abstimmungsbedarf. „Kleinbetriebe wie wir sind einfach flexibler, können leichter neue Ideen in Kundenprojekte einbringen und gemeinsam mit den Kunden neue Wege gehen.“

So sieht das auch die Münchner mindscreen GmbH. Sie fokussiert sich auf Lösungen für digitale Barrierefreiheit, zum Beispiel Web-Anwendungen und Apps, die sich für Menschen mit Behinderung eignen. „Die Spezialisierung sowie die Flexibilität gegenüber Kundenwünschen oder Marktanforderungen sind generell Stärken von kleineren Dienstleistungsunternehmen wie mindscreen“, betont Geschäftsführerin Annett Farnetani und fügt hinzu: „Wir arbeiten selbst mit freiberuflichen IKT-Profis und Kleinstbetrieben zusammen und sind damit sehr zufrieden.“

Immer für den Kunden da

Auch Timo Specht, Geschäftsführer der Münchner SEO- & Google Ads Agentur Specht GmbH, setzt auf Flexibilität: „Wir sind sehr anpassungsfähig und können mit unseren 8 Angestellten und freien Mitarbeitern rasch auf Kundenanforderungen reagieren“, bekräftigt der Unternehmer. „Enge persönliche Kontakte zu den Kunden sind selbstverständlich, und wenn sie uns brauchen, sind wir für sie da.“

KI steigert Nachfrage

Wohin geht es in Zukunft? „Die Branche wird weiterwachsen“, sagt IHK-Experte Kux. Zugute kommt ihr der Kundenbedarf an Dienstleistungen rund um Themen wie Cloud-Migration, Onlinemarketing, Datenanalyse und individuelle Softwareentwicklung. Dabei spielen Effizienzsteigerung, Kostensenkung und die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle eine wichtige Rolle. Zudem profitiert die Branche von der stark steigenden Nachfrage nach Lösungen und Beratung zu Cybercrime und künstlicher Intelligenz.

Apropos KI: „KI-Anwendungen ermöglichen deutliche Effizienzverbesserungen, etwa im Marketing, in der Produktion sowie in anderen Bereichen. Auch kleinere IKT-Dienstleistungsunternehmen bauen hier ihre Kompetenzen mittlerweile massiv aus“, sagt Kux. Wie die Specht GmbH: Um sich für die Anforderungen zum Thema künstliche Intelligenz zu wappnen, hat Timo Specht eine KI-Agentur aus der Taufe gehoben. „KI wird unser Geschäft rund um Suchmaschinenoptimierung stark verändern“, erklärt er die Neugründung, „und darauf bereiten wir uns vor.“

Digitalbonus bringt Marktchancen

Treibend bleiben für die Branche neben den vielfältigen Kundenanforderungen zudem die staatlichen Digitalisierungsinitiativen und Förderprogramme wie etwa der Digitalbonus. Damit können bayerische Unternehmen in praktisch allen IKT-Kundenbranchen ihre betrieblichen Digitalisierungsanstrengungen vorantreiben. Kux: „Für die Dienstleister ergeben sich daraus zusätzliche Marktchancen.“

Fachkräfte gesucht

Größte Herausforderung bleibt zugleich der Fachkräftemangel. Gerade die kleinen Betriebe stehen bei der Suche nach qualifiziertem Personal oftmals vor hohen Hürden, zumal sie in puncto Gehaltsniveau und Aufstiegsperspektiven in der Regel weit hinter den Möglichkeiten der Großunternehmen zurückbleiben. Kux: „Sie sollten daher bei der Rekrutierung ihre besonderen Vorzüge herausstellen: die Kundennähe, Verantwortung, interessante, wechselnde Aufgaben.“ Sein Fazit: „Die Branche und nicht zuletzt die kleinen Betriebe sind für den Standort ein unerlässlicher Transformationstreiber.“