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Wer seine Website anlegt oder überarbeitet, sollte auf Klimafreundlichkeit achten

Wer seine Website anlegt oder überarbeitet, sollte auf Klimafreundlichkeit achten

© undrey/Adobe Stock

Klimafreundlich im Netz

Produkte, Dienstleistungen, Prozesse – für all das sollte mehr Klimaschutz das Ziel sein. Das Gleiche gilt fürs Internet. Gerade kleinere Unternehmen können hier mit einfachen Maßnahmen Wettbewerbsvorteile erzielen.

Von Stefan Bottler 07/2023

Das Internet ist ein richtiger Stromfresser. Wäre es ein Land, hätte es heute schon den sechstgrößten Stromverbrauch der Erde, so der BUND Naturschutz Bayern. Tendenz weiter steigend. Jetzt werben erste Dienstleister mit Lösungen für ein klimafreundliches Internet. Mit Zertifikaten können sich Kunden bestätigen lassen, dass sie ihre Website wirklich nachhaltig und CO2-reduziert gestaltet haben und betreiben.

Dominique Grabmann (42), Internetunternehmer in Prien am Chiemsee, hat ein solches Angebot genutzt. Der Webdesigner, der sich auf Websites für Ferienwohnungen spezialisiert hat, ließ seine Unternehmenshomepage Pro Natur Design vom IT-Dienstleister Cleaner Web durchchecken. Das Berliner Unternehmen entdeckt auf nahezu jeder Homepage Einsparpotenziale: Hier eine Grafik, die beim Abrufen nur Strom kostet, aber eigentlich ersatzlos gestrichen werden kann. Dort Fotos, die stromsparend mit geringeren Datenvolumina auskommen könnten. Oder zu viele, unnötige Java-Scripts, die den Energieverbrauch ebenfalls steigern. Grabmann erhielt jede Menge Tipps, wie er den CO2-Fußabdruck seiner Website optimieren kann. Anschließend ermittelte er mit einem Onlinekalkulator die neuen Emissionszahlen. „Pro Click werden jetzt 68 Prozent weniger CO2 ausgestoßen“, freut sich der Unternehmer.

90 Prozent weniger Emissionen möglich

Teilweise liegt das Einsparpotenzial sogar noch höher. Für manche Homepages wurden sogar verringerte Emissionen von über 80 oder gar 90 Prozent ermittelt. Unter den klimafreundlichen Websites sind auffallend viele von kleinen Unternehmen. IHK-Referentin Alexandra Scholz wundert dies nicht: „Auf neue Herausforderungen können kleine Unternehmen erfahrungsgemäß besonders schnell reagieren“, sagt die Nachhaltigkeitsexpertin. „Viele bauen ihre Homepage noch auf, tun sich mit Veränderungen leichter, agieren flexibel.“

Schwachstellen mit Onlinetests ermitteln

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass bereits einfache Maßnahmen den Daten- und Stromverbrauch einer Website um bis zu 50 Prozent senken können, ohne dass die Nutzer Einschränkungen erleben. Mit einem schnellen Onlinetest bei Cleaner Web und anderen Anbietern wie etwa „greenwebsite“, „CO2 neutrale website“ oder „klimapositiv.world“ kommen Websitebetreiber Schwachstellen schnell auf die Spur. „Vor allem Datenmengen und -transfers können fürs Klima optimiert werden“, fasst Hannah Magin, Gesellschafterin von Cleaner Web, die Ergebnisse dieser Tests zusammen. Gerade Videos und externe Skriptdateien treiben den Verbrauch in die Höhe. Wer seine Homepage optimieren will, sollte deshalb laut Magin prüfen, welche Inhalte wirklich benötigt werden und welche gestrichen werden können. „Und natürlich sollte grüner Strom genutzt werden“, ergänzt die Expertin. Hier allerdings sind alle Seiten gefordert – Serverbetreiber, Homepageanbieter und Nutzer.

Klimafreundlich ist kundenfreundlich

Gerade Letztere profitieren von den Optimierungen, wie auch Unternehmer Grabmann berichtet. „Viele User, die sich für Ferienwohnungen interessieren, haben ein wackliges Netz und freuen sich über schnell aufrufbare Inhalte“, sagt der Unternehmer vom Chiemsee. Denn das fördert ein entschlackter und CO2-optimierter Webauftritt eben auch. Klimafreundliches Internet ist auch kundenfreundliches Internet. „Und immer eine gute Differenzierung gegenüber dem Wettbewerber“, sagt IHK-Expertin Scholz.

IHK-Info: Klimaneutrale Website

Mit diesen einfachen Maßnahmen können Unternehmen erste Schritte hin zu einer klimafreundlichen, stromsparenden Website gehen:

  • Bei Anlage der Website stromsparende Farben verwenden (Schwarz frisst weniger Strom als Blau oder Weiß)
  • Die vorinstallierten Systemschriften nutzen, denn die müssen nicht extra geladen werden
  • Fotos, Logos, Grafikern im komprimierten und daher sparsameren Format abspeichern
  • Abwägen, ob Videos wirklich nötig sind – diese brauchen, ebenso wie das Streamen, viel Strom
  • Alte Inhalte, die nicht mehr gebraucht werden, aussortieren und so mit Datensparsamkeit Energie sparen
  • Ebenso überprüfen, wie viele Scriptdateien auf dem Rechner sind beziehungsweise ob sie sich reduzieren oder durch klimafreundliche Varianten ersetzen lassen
  • Caching-Systeme verwenden, denn dann muss die Seite nicht immer wieder neu beim Server angefordert werden, was ebenfalls Energie spart
  • Nutzerfreundlichkeit erhöhen, denn je schneller ein User auf der Website findet, was er sucht, umso weniger Energie verbraucht er
  • Energiesparende Geräte kaufen und grünen Strom nutzen