In die Organisation eingebunden zu sein, erhöht das Risiko
Ein klassischer Fall: Eine ehemalige Arbeitnehmerin in einer Werbeagentur wird nach der Elternzeit auf der Basis eines freiberuflichen Vertrages beschäftigt. Die Frau arbeitet Vollzeit in den Räumen der Agentur und die tägliche Arbeit lässt ihr keine Zeit, auch für andere Kunden tätig zu sein. Ihre Arbeitszeit stimmt sie mit den Urlauben festangestellter Mitarbeiter ab. „Das Risiko, als Scheinselbstständige eingestuft zu werden, also die Feststellung einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, ist in diesem Fall groß. Denn ausschlaggebend bei der Beurteilung ist, ob der Auftragnehmer wie ein Mitarbeiter in die Organisation des Auftraggebers eingebunden und weisungsgebunden ist.“ Wird die abhängige Beschäftigung festgestellt, besteht Sozialversicherungspflicht.
Anders herum löst die Tatsache allein, dass ein Unternehmer oder Freiberufler vorübergehend nur für einen einzigen Auftraggeber arbeitet, nicht automatisch Scheinselbstständigkeit aus. „Das ist lediglich ein Indiz, kann diese aber nicht allein begründen“, so IHK-Juristin Kamp.
Selbstständig? Diese Indizien sprechen dafür
Folgende Anhaltspunkte können für eine selbstständige Tätigkeit im sozialversicherungsrechtlichen Sinn sprechen:
- eigener Unternehmensauftritt nach außen (Werbung)
- keine oder eine nur geringe Einbindung in die interne Organisation des Auftraggebers (zum Beispiel keine oder nicht regelmäßige Teilnahme an Meetings und internen Briefings) - Ort und Zeitplanung sind dem Selbstständigen überlassen
- der Selbstständige arbeitet in einer eigenen Betriebsstätte
- im Zusammenhang mit der Ausübung der Tätigkeit beschäftigt er einen eigenen Angestellten
- der Auftragnehmer setzt eigenes Kapital und die eigene Arbeitskraft unter Risiko eines Verlusts ein. Besonders wichtig sind die selbst getragene unternehmerische Entscheidungsfreiheit und das unternehmerische Risiko.
- eine Vergütung, die weit über dem für sozialversicherungspflichtige Angestellte Üblichen liegt und somit Eigenvorsorge ermöglicht