Neutralen Moderator einbinden
Selbst wenn weitgehend klar ist, welche Punkte in einer Familienverfassung thematisiert werden sollten (siehe Kasten unten): Eine für alle Familienunternehmen passende Blaupause gibt es nicht. Denn jede Firma tickt anders, jede Unternehmerfamilie hat ihre eigenen Ziele und Werte. „Das Aufstellen einer Familienverfassung ist ein sensibler, weil oftmals auch emotionaler Prozess, der am besten von einem neutralen Moderator begleitet werden sollte“, sagt Thum.
Er empfiehlt mehrere ein- bis zweitägige Workshops, an denen sich alle Familiengesellschafter beteiligen. „Der Austausch von Erwartungen, die gemeinsamen Diskussionen und die Erarbeitung des Regelwerks definieren das Miteinander und stärken die Bande der Gesellschafter untereinander.“ Um die Verbindlichkeit zu betonen, sollten alle Familienmitglieder das erarbeitete Dokument unterschreiben. „Eine Familienverfassung ist zwar rechtlich nicht bindend“, sagt Thum. „Ihre ethisch-moralische Wirkung darf jedoch nicht unterschätzt werden.“
Dies bestätigt Rechtsanwalt Felix Link (33), der bei der Beratungsgesellschaft Rödl & Partner GmbH im Bereich Unternehmensnachfolge und Family Offices tätig ist. „Die Familienverfassung bildet quasi die Richtschnur für den Umgang in der Familie in Bezug auf das Unternehmen und trägt viel dazu bei, Konflikte zu vermeiden und zu lösen“, sagt er. „Sie kann aber auch als Weisung an die Organe eines Unternehmens, also etwa die Geschäftsführung und den Beirat, dienen.“