Konjunktur Frühjahr 2025: Kein Ende der Durststrecke
Unberechenbare US-Zollpolitik mit unabsehbaren Folgen für die internationale Arbeitsteilung, Politikwechsel bei den Staatsfinanzen durch massive Kreditermächtigung für Verteidigung und Infrastruktur, 144 Seiten Koalitionsvertrag und eine neue Bundesregierung nach zwei Wahlgängen. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleiben unsicher. Eine klare Stimmungstrendwende in der bayerischen Wirtschaft ist nicht erkennbar. Zwar steigt der BIHK-Konjunkturindex gegenüber Jahresbeginn um fünf Zähler auf 104 Punkte an, das Barometer aus Lageurteilen und Erwartungen liegt jedoch weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 112 Punkten. Die Stimmung ist auch schlechter als im Vorjahr.
Inhalt
Die Geschäftslage gibt im Vergleich zum Jahresbeginn leicht nach – per Saldo um einen halben Zähler auf 8 Punkte. Das Niveau ist weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 17 Punkten. Branchenübergreifend laufen die Geschäfte schlechter als im Vorjahr. Dennoch zeichnet sich im Vergleich zum Jahresbeginn eine Bodenbildung ab – insbesondere in der Industrie sowie im Handel und Baugewerbe. Die Dienstleister sind angesichts der anhaltenden Schwäche in der Industrie und im Baugewerbe weniger zufrieden als zuletzt.
Die Geschäftserwartungen steigen etwa auf das Vorjahresniveau – per Saldo um 9 Zähler auf 0 Punkte. Damit gibt es nun zwar gleich viele Optimisten wie Pessimisten, der Saldo liegt jedoch seit mittlerweile 37 Monaten unter dem langjährigen Durchschnitt von 7 Punkten. Das ist die längste Phase gedämpfter Erwartungen seit Beginn der Umfrage im Jahr 1993. Ein durchgreifender Optimismus ist in keiner Branche erkennbar.
Die anhaltend trüben Aussichten belasten auch die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen. Geplante Investitionen dienen vorwiegend Ersatzbeschaffungen und Arbeitsplätze werden insbesondere aufgrund mangelnder Aufträge und hohen Arbeitskosten weiterhin abgebaut. Die Arbeitslosigkeit dürfte weiter steigen.
Zentrale Aufgabe der neuen Bundesregierung ist es, das Wachstumspotenzial deutlich zu erhöhen und für bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zu sorgen. Deutschland braucht eine stabile Regierung, die in den ersten 100 Tagen konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschafteinleitet. Dazu zählen unter anderem die degressiven Abschreibungen auf Ausrüstunginvestitionen, die Senkung der Stromsteuer für alle Branchen und glaubhafte Signale zur Reduktion von bürokratischen Last
Industrie
- Die Geschäftslage der Industrie stabilisiert sich auf niedrigem Niveau. Aktuell melden nur 16 % der Betriebe eine volle Auslastung – so wenige wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die Aufträge gehen immerhin erstmals seit zwei Jahren nicht weiter zurück. Für die kommenden Monate erwarten die Betriebe eine etwas bessere Auftragslage im Inland ausgehend von niedrigem Niveau. Die Erwartungen an das Auslandsgeschäft verschlechtern sich angesichts der Unsicherheit durch die US-Zollpolitik.
- Die Risikolage verschärft sich: Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und Arbeitskosten erreichen Rekordwerte. Die fehlende Inlandsnachfrage bleibt ein zentrales Risiko.
Dienstleistungen
- Die Dienstleistungsbranche ist weniger zufrieden mit ihren Geschäften. Besonders die unternehmensnahen Dienstleister spüren zunehmend die negativen Folgen der Schwäche in Industrie und im Baugewerbe. Aufgrund dessen blicken die Dienstleister auch mit mehr Zurückhaltung auf die Geschäfte in den kommenden Monaten als noch im Vorjahr.
- Als zentrale Risiken nennen die Unternehmen wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und mangelnde Inlandsnachfrage. Auch die Arbeitskosten werden häufiger als zuletzt genannt.
Handel
- Der schwache private Konsum sowie die geringe Nachfrage aus Industrie und Baugewerbe belasten den Handel. Die Betriebe verzeichnen schlechtere Geschäfte als im Vorjahr. Die Aussichten der Betriebe für die kommenden Monate verbessern sich etwas – vor allem im Großhandel, der die Grenze zum Optimismus leicht überschreitet.
- Hauptrisiken sehen die Betriebe in der fehlenden Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
Baubranche
- Schlechtere Geschäfte als zuletzt melden sowohl Hoch- als auch Tiefbau. Die gestiegenen Bauzinsen dürften dazu beigetragen haben. Das Ausbaugewerbe ist hingegen zufriedener. Für die kommenden Monate lässt der tiefe Pessimismus im Hochbau nach, während sich der Tiefbau skeptischer zeigt als zu Jahresbeginn. Ein schneller Mittelabfluss aus dem neuen „Sondervermögen Infrastruktur“ wird in den kommenden 12 Monaten nicht erwartet.
- Zentrale Risiken sehen die Betriebe in den wirtschafts?politischen Rahmenbedingungen und im Arbeitskräftemangel. Auch das Risiko der fehlenden Inlandsnachfrage bleibt zentral, wenngleich der Anteil spürbar zurückgeht.
Tourismus
- Saisonale Effekte und der schwache private Konsum belasten die Branche. Mit Blick auf die bevorstehende Sommersaison sind die Betriebe spürbar zurückhaltender als noch im letzten Frühjahr. Optimisten und Pessimisten sind gleich stark vertreten.
- Hohe Risiken sehen die Betriebe in den Arbeitskosten, den Energie- und Rohstoffpreisen und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
Liquidität und Risiken
Die Finanzlage in der bayerischen Wirtschaft verschlechtert sich minimal. Insgesamt melden 50 % der Betriebe eine gute, 37 % eine befriedigende und 11 % eine schlechte Liquiditätslage. 2 % der Unternehmen melden eine existenzbedrohende Liquiditätslage.