Pressemeldung vom 26.02.2021

‎Kleine Firmen besonders stark von Coronakrise getroffen

Portrait of an upset businessman at desk in office. Businessman being depressed by working in office. Young stressed business man feeling strain in eyes after working for long hours on computer.
© Rido

Während die durchschnittliche Eigenkapitalausstattung der Unternehmen durch die Corona-Krise kaum gelitten hat, droht vor allem vielen kleinen Unternehmen bald die Luft auszugehen. Kleine und mittelständische Betriebe berichten über mehr Eigenkapitalprobleme und höhere Insolvenzrisiken als Großunternehmen, so eine Studie des ifo-Instituts im Auftrag der IHK für München und Oberbayern.

ifo-Studie: Eigenkapitaldecke deutlich dünner, Insolvenzrisiken größer

Die Tendenz sei vor allem beim kleinsten Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen sichtbar. „Das Ergebnis unterstreicht unsere Forderung an die Politik: Sie muss mit einem deutlich ausgeweiteten steuerlichen Verlustrücktrag auf drei, besser noch fünf Jahre die Finanzlage der stark von Corona betroffenen Unternehmen stützen. Wenn der Staat in guten Zeiten Steuereinnahmen von den Gewinnen abschöpft, sollte er in einer Jahrhundertkrise großzügiger als bisher eine Verrechnung mit den aktuell auflaufenden Verlusten erlauben“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern.

Auch zwischen den Branchen stellte die Studie große Unterschiede fest. „Das Gast­gewerbe, die Reisebranche und der Kunst- und Unterhaltungssektor verzeichneten deutlich höhere Einbrüche beim Eigenkapital als der Durchschnitt. Viele Unternehmen in diesen Sektoren waren vor der Krise gesund“, betont Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. Anders sei die Lage etwa in Teilen der Industrie, wie in der Metallerzeugung und -verarbeitung. Diese Branche klagte bereits vor der Krise über schlechte Geschäfte und leidet auch aktuell unter abschmelzenden Eigenkapitalausstattungen.

Nur 6 Prozent aller für die Studie befragten Firmen berichteten über starke Rückgänge ihres Eigenkapitals. Insgesamt vermeldeten 30 Prozent der Betriebe eine Abnahme, 61 Prozent keine Veränderung und 9 Prozent sogar einen Anstieg ihres Eigenkapitals. „Insgesamt war das Eigenkapital nur eine von vielen Sorgen der befragten Firmen. Ihnen brachen Aufträge weg und ihre Geschäftslage verschlechterte sich“, erläutert Peichl.

Eine der Forderungen der Studie ist, das Eigenkapital insbesondere kleiner Firmen zu stärken. Neben der temporären Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrags gehören dazu nach IHK-Ansicht auch einfacher zugängliche Nachrangdarlehen für den kleinen Mittelstand. Das ifo mahnt, dass vor allem solche Maßnahmen sinnvoll seien, die Firmen mit einer stabilen Geschäftsentwicklung vor der Krise unterstützen. „Unprofitable Firmen künstlich am Leben zu halten, ist nicht der richtige Weg. Das führt zu Wettbewerbsverzerrung“, sagt Peichl.

Die ifo-Studie „Eigenkapitalentwicklung im Zeichen der Coronakrise“ im Auftrag der IHK für München und Oberbayern ist zum Download verfügbar unter www.ifo.de und www.ihk-muenchen.de/eigenkapital.