Pressemeldung vom 14.06.2018 - Bad-Tölz-Wolfratshausen - Garmisch-Partenkirchen - Miesbach - Weilheim - Schongau
Regionale Wirtschaft leidet massiv unter Fachkräftemangel
Die Fachkräftelücke in den regionalen Unternehmen hat binnen Jahresfrist um 14 Prozent zugenommen. Trotz des aktuellen Beschäftigungsrekords fehlen den Betrieben in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Weilheim-Schongau über alle Berufsgruppen hinweg etwa 8.000 qualifizierte Mitarbeiter. Aufgrund dieses Engpasses können rund 4,5 Prozent aller in der Region angebotenen Arbeitsplätze für Fachkräfte nicht besetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Auswertung des IHK-Fachkräftemonitors Bayern.
Engpass verursacht volkswirtschaftliche Verluste von über 600 Millionen Euro
Die heimischen Betriebe suchen dabei vor allem beruflich qualifizierte Mitarbeiter. Besonderer Mangel herrscht in Berufen der Unternehmensführung und -organisation, zum Beispiel bei Industrie- und Bürokaufleuten. Weit oben auf der Wunschliste der Unternehmen stehen auch Mitarbeiter in Berufen der technischen Forschung und Entwicklung, Konstruktions- und Produktionssteuerung, wie beispielsweise Industriemeister und Bauzeichner. Mitarbeiter in Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen sind ebenfalls nachgefragt. Dazu zählen unter anderem Maschinen-, Service- und Fertigungsmechaniker.
„Der Fachkräftemangel bremst die Wirtschaft im Oberland massiv aus. 65 Prozent der Betriebe in der Region bezeichneten ihn in der IHK-Konjunkturumfrage vom Frühjahr als Geschäftsrisiko. Sie müssen aufgrund fehlender Kapazitäten Aufträge verschieben oder ablehnen. Der regionalen Wirtschaft entgeht dadurch in diesem Jahr eine Wirtschaftsleistung in Höhe von über 600 Millionen Euro, in Oberbayern sind es sogar neun Milliarden“, erklärt Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern.
Auch für die Zukunft gibt es keine Entwarnung. Im Gegenteil: bis 2030 wird sich die Lücke in der Region auf 14.000 Fachkräfte erhöhen. In Oberbayern, wo aktuell 103.000 Fachkräfte fehlen, wird sie sich bis dahin auf 195.000 nahezu verdoppeln. Der jährliche Bruttowertschöpfungsverlust wird in Oberbayern bis 2030 auf 18,3 Milliarden Euro anwachsen, im Oberland auf 1,3 Milliarden. Bedenklich stimmt auch die demografische Entwicklung. So erhöht sich das Durchschnittsalter von derzeit 43,4 Jahren auf 48,5 Jahre im Jahr 2030.
„Angesichts dieses bedrohlichen Szenarios für unsere Betriebe muss die Bekämpfung des Fachkräftemangels an erster Stelle stehen – in den Unternehmen, aber auch in der Politik. Wir müssen sicherstellen, dass die alarmierenden Prognosen bis 2030 gar nicht erst eintreten“, sagt Driessen. Er fordert vor allem mehr Frauen als Fach- und Führungskräfte, um den Personalengpass in der Wirtschaft zu lindern. „Dieses Potenzial ist derzeit jedoch begrenzt, weil die Kinderbetreuungsmöglichkeiten unzureichend sind und das Steuer- und Sozialsystem nur magere Anreize für Arbeitszeitverlängerungen setzt“, kritisiert der IHK-Chef.
Gleichzeitig beklagt die Wirtschaft, dass die Politik mit der „Rente mit 63“ die Weichen langfristig auf geringere Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer gestellt hat. Auch mit dem geplanten Rechtsanspruch auf befristete Teilzeit werde der Fachkräftemangel weiter befeuert. Driessen bekräftigt, dass die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland für die Wirtschaft ein wichtiger Teil der Problemlösung bleibe. Der Stellenaufbau im Oberland werde bereits jetzt zu über einem Drittel (36,2 Prozent) von ausländischen Fachkräften getragen. „Der Anteil der Beschäftigten ohne deutschen Pass in der Region ist zwischen 2012 und 2017 von 9,3 auf 13,2 Prozent gestiegen“, so Driessen. Es stehe deshalb außer Frage, dass Bayern und Deutschland ein neues Zuwanderungsgesetz brauchen. Zugewanderte Fachkräfte helfen, dem Standort langfristig seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Informationen zum IHK-Fachkräftemonitor Bayern
Der IHK-Fachkräftemonitor Bayern ist ein Online-Instrument, das die bayerischen IHKs 2011 gemeinsam mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR GmbH entwickelt haben. Er zeigt, wie sich die Fachkräftesituation im Freistaat darstellt und prognostiziert die Entwicklung bis zum Jahr 2030. Das Instrument wird jährlich aktualisiert und weiterentwickelt. Der Fachkräftemonitor ist über IHK-Fachkräftemonitor abrufbar.