05.07.2017 - Altötting-Mühldorf

Wirtschaft kennt keine Landkreis-Grenzen

Die Landkreise Altötting, Mühldorf und Rottal-Inn gehören politisch zwar zu unterschiedlichen Regierungsbezirken, sie sind wirtschaftlich aber eng miteinander verbunden. Bemerkbar macht sich das unter anderem bei der Pendlermobilität und bei den Kaufkraftflüssen.

IHK-Gremien Altötting-Mühldorf und Rottal-Inn planen engere Zusammenarbeit

So beträgt der Kaufkraft-Austausch zwischen Rottal-Inn und dem restlichen Bayern jedes Jahr über 50 Millionen Euro, besonders groß ist dabei der Anteil von Mühldorf und Altötting. Der gemeinsame Dialog zwischen den Unternehmen in der Region stand deshalb im Fokus der jüngsten Sitzung des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf in Raitenhaslach, an dem auch Vertreter der IHK Niederbayern teilgenommen haben.

Peter Glas, Vorsitzender des IHK-Gremiums Rottal-Inn, betonte die Notwendigkeit nach einer konstanten Zusammenarbeit, vor allem beim Thema Infrastruktur. „Unsere gemeinsame Region hat eine Schlüsselfunktion für den Wirtschaftsverkehr in Richtung Passau, München, Regensburg und Rosenheim. Der zügige Weiterbau von B15 neu und A94 braucht deshalb die Geschlossenheit und enge Kooperation der Wirtschaft“. Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des Regionalausschusses Altötting-Mühldorf, sieht das genauso:
„Beide Vorhaben stehen seit Jahrzehnten auf der politischen Tagesordnung. Gemeinsame Positionierungen wie in der Vergangenheit sind genau der richtige Weg, um uns gegenüber den Mandatsträgern aufzustellen“. Denn Pendlerströme, so die Unternehmerin aus Schwindegg, würden vor Landkreisgrenzen genauso wenig Halt machen wie der Waren- und Güterverkehr. Vor diesem Hintergrund ist eine Vertiefung der inhaltlichen Zusammenarbeit zwischen dem Regionalausschuss Altötting-Mühldorf und dem Gremium Rottal-Inn sowie gegebenenfalls weiteren IHK-Gremien geplant.

In diesem Zusammenhang sprach der Regionalausschuss auch über die neue Südbayerninitiative zwischen den IHKs in München und Oberbayern, Niederbayern und Schwaben. „Gemeinsam stehen diese drei Regionen für über 60 Prozent der bayerischen Wirtschaftsleistung und vertreten 65 Prozent der Unternehmen im Freistaat“, erklärt IHK-Chefvolkswirt Dr. Robert Obermeier. Als erster Schritt fand in allen drei Kammerbezirken eine Standortumfrage zu den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen statt. In Hinblick auf die Bundestagswahl im September informierte Obermeier die Unternehmer über die anstehenden IHK-Aktivitäten. So findet unter anderem am 1. August eine eigene „Wahlarena“ in München statt, bei der die bayerischen Spitzenkandidaten aller Parteien zu den zentralen wirtschaftspolitischen Fragen Stellung nehmen.

Auf der Tagesordnung der Sitzung stand mit dem Bildungsexpress auch ein sehr erfolgreiches Projekt aus der Region. Christoph Oechsner berichtete über die Ergebnisse des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung dieser Initiative. „Um den großen Erfolg der letzten Jahre fortzuschreiben, müssen wir uns überlegen, wo Anpassungen notwendig sind und Sinn machen“, so der Unternehmer aus Erharting. Unter anderem soll auf Wunsch vieler Teilnehmer der Aufenthalt des Bildungsexpress in Salzburg verlängert werden. Dadurch können die Jugendlichen und ihre Eltern die Zeit in der Mozartstadt entspannter verbringen.

Neues konnte ebenso der Arbeitskreis „Kultur- und Kreativwirtschaft“ berichten. Unter der Leitung von Andreas Seifinger hat der Arbeitskreis ein Konzept zur Vernetzung der Unternehmen aus der Kultur- und Kreativbranche in der Region Altötting-Mühldorf ausgearbeitet. „Herzstück ist eine Online-Plattform, auf der sich die rund 600 Unternehmen aus der Region und ihre Angebote vorstellen können“, erklärt Seifinger. Einstimmig beschloss der Regionalausschuss, Maßnahmen zu unterstützen, welche die Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region Inn-Salzach als eigenständiges Wirtschaftsfeld und als Wachstumsbranche etablieren und deren Wettbewerbsfähigkeit stärken. In der Tischumfrage am Ende der Sitzung bestätigten alle anwesenden Unternehmer die sehr gute Konjunkturlage. „Die Auftragsbücher sind voll“, fasst Obermeier-Osl die Stimmung der regionalen Wirtschaft zusammen.

Vor der Sitzung besichtigten die Mitglieder des Regionalausschusses gemeinsam mit den Gästen aus Niederbayern das Akademiezentrum der TU München, welches im ehemaligen Zisterzienserkloster von Raitenhaslach untergebracht ist. Die Anlage ist im Eigentum der Stadt Burghausen und darf bis zum Jahr 2038 kostenlos von der TU München als Studien- und Seminarzentrum genutzt werden.