Die Abwägung der Forderungen in der wirtschaftspolitischen Gesamtinteressenvertretung
Die Gremien, Ausschüsse und Versammlungen der bayerischen IHKs stellen bei ihrer Beurteilung des Vorhabens, die Schienenanbindung des Flughafens München zu verbessern und den Standort intermodal an den Regional- und Fernverkehr anzubinden, die verkehrs- und volkswirtschaftlichen Vor- und Nachteile gegenüber. Sie kommen zu dem Schluss, dass der daraus resultierende Nutzen für die Unternehmen und die Bevölkerung in Bayern die finanziellen Aufwendungen und ggf. temporären Belastungen durch fällig werdende Baumaßnahmen bei Weitem überwiegt
Intermodale Mobilitätsketten
Die Verkehrsträger Straße, Schiene, Luft über kurze Wege und Umsteigemöglichkeiten intermodal zu verknüpfen, macht Mobilitätsketten effizienter und erhöht dadurch die Qualität der verkehrlichen Erreichbarkeit des Wirtschaftsstandortes Bayern. Der Flughafen wird damit zum Mobilitätshub und kann für Geschäftsreisende, Touristen und die hiesige Bevölkerung attraktivere Verkehrsverbindungen anbieten.
Belastung durch Baustellen
Für die Anrainer der geplanten Vorhaben bedeuten die Baumaßnahmen eine temporäre Belastung der Lebensqualität. Um die Beeinträch?tigungen so gering wie möglich zu halten, müssen Maßnahmen zum Schutz vor Lärmbelästigung und Luftverschmutzung ergriffen werden. Es sind Bauweisen zu wählen, die das Schutzbedürfnis der Bevölkerung mit dem Ziel einer Verbesserung der Schienenanbindung in Einklang bringen, beispielsweise Troglagen oder Lärmschutzwände. Beide Interessen stehen gleichberechtigt nebeneinander. Über die Projekte soll in offenem Dialog mit der betroffenen Bevölkerung kommuniziert werden. Deren Hinweise und Vorschläge sind so weit wie möglich aufzugreifen.
Verlagerung auf die Schiene
Eine Vielzahl von Kurzstrecken- und Zubringerflüge kann bei einer leistungsfähigen Schienenanbindung an das Hochgeschwindigkeitsnetz ersetzt werden. Die. Anreise aus dem Einzugsgebiet des Flughafens kann bei einer attraktiven Anbindung ebenfalls mit dem Fern- oder Regionalzug erfolgen. So wird das viel befahrene Straßennetz im Einzugsbereich entlastet und die Umwelt geschont.
Finanzielle Aufwendungen
Die Forderungen enthalten den Bau neuer Bahnlinien zum und vom Flughafen und den Bau eines neuen Bahnhalts für Regional- und Fernzüge direkt am Flughafen. Selbstredend ist die Planung, der Bau und anschließende Betrieb mit erheblichem finanziellen Aufwand verbunden, dem ein entsprechender Nutzen gegenüberstehen muss. Da es sich hier um Investitionen in die Struktur des Standortes und dessen auf Dauer nutzbare Schieneninfrastruktur handelt, kann aus volkswirtschaftlicher Sicht die Rentabilität der Vorhaben bestätigt werden. Ein wesentlicher Beitrag zum Umwelt-, Natur- und Klimaschutz geht einher.
Im Wettbewerb aufholen
Mit der Verbesserung seiner Schienenanbindung holt der Flughafen München strukturell auf, um Schritt halten zu können im Standortwettbewerb mit den umliegenden Großflughäfen. Beispielsweise bietet die LUFTHANSA ihr Rail&Fly-Angebot „ExpressRail“ ausschließlich für den Flughafen Frankfurt an, und das aktuell sogar aus bayerischen Städten wie München, Augsburg, Ulm oder Nürnberg. Damit der Flughafen München auch künftig konkurrenzfähig bleibt und seine internationalen Direktverkehre ausbauen kann, braucht es den Ausbau und die Ertüchtigung der Schieneninfrastruktur.
In Verantwortung gehen
Bereits heute investiert die Flughafen-Betreibergesellschaft erhebliche Mittel in die Errichtung der Schieneninfrastruktur auf eigenem Gelände. So wird etwa der Bau des Eisenbahntunnels zur Realisierung des Erdinger Ringschlusses für die S-Bahn-Verkehre bezahlt. Als bayerische IHKs sind wir der Ansicht, dass auch bei weiteren Projekten alle Partner im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitfinanzieren sollten.