Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Unternehmen & wie können sie unterstützen?
Verschiedene Maßnahmen können zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf führen. Beispiele sind flexible Arbeitszeiten, Unterstützung bei der Kinderbetreuung oder explizite Programme für Väter. Beachten Sie dabei immer, dass die Angebote zu Ihrem Unternehmen und Ihren Mitarbeitern passen müssen.
Familienfreundliche Unternehmenskultur
Ein umfangreiches Angebot an familienfreundlichen Maßnahmen macht ein Unternehmen noch nicht zwangsweise familienfreundlich. Wichtig ist, dass die Inanspruchnahme des Angebotes auch willkommen und akzeptiert ist. Die Familienfreundlichkeit muss also Teil der Unternehmenskultur werden.
Ob eine Unternehmenskultur besonders familienfreundlich ist, entscheidet die Wahrnehmung der Mitarbeiter. Dabei gibt es für eine familienfreundliche Unternehmenskultur jedoch kein „One size fits all“-Konzept.
Wie findet man die für das eigene Unternehmen passende familienfreundliche Unternehmenskultur und setzt diese erfolgreich durch?
- Der Erfolg einer familienfreundlichen Unternehmenskultur hängt von der Beurteilung der Mitarbeiter ab. Führen Sie am besten eine Befragung durch, um deren Bedürfnisse und Wünsche zu erfahren.
- Transparenz und Kommunikation fördern die Durchsetzung einer familienbewussten Unternehmenskultur. Wichtig ist, dass die Beschäftigten wissen, welche Angebote es gibt und diese aktiv beworben werden.
- Unklarheiten sollten aus dem Weg geräumt werden, indem Maßnahmen und Angebote schriftlich festgehalten werden.
- Eine familienfreundliche Unternehmenskultur ist wie das Unternehmen selbst einem ständigen Wandel ausgesetzt. Deshalb gilt es, die Maßnahmen immer wieder an neue Herausforderungen anzupassen.
Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle
Die meisten Arbeitnehmer verbinden mit einem familienfreundlichen Betrieb flexible Arbeitszeiten. Starre Zeiten lassen sich nur schlecht mit der Kinder- oder Angehörigenbetreuung unter einen Hut bringen. Aber auch allgemein profitiert die Work-Life-Balance und damit die Zufriedenheit der Mitarbeiter von einer freien Zeiteinteilung. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, eine angenehme Aufteilung von Privatleben und Beruf zu unterstützen. Zu den erfolgreichen Ideen gehören folgende:
- Gleitzeit mit einer definierten Kernarbeitszeit
- Jahres- oder Lebensarbeitszeitkonten, die Mitarbeitern das Ansparen von Stunden für eine lange Auszeit ermöglichen
- Das Angebot von abgestuften Teilzeit-Modellen, bei denen die Arbeitszeit nach und nach aufgestockt wird
- Angebot der Teilzeitarbeit, auch in Elternzeit – so bedeutet diese nicht automatisch den totalen Ausstieg aus dem Job
- Jobsharing, bei dem sich zwei Mitarbeiter einen Arbeitsplatz teilen
- Erlaubnis zur Vertrauensarbeitszeit, bei der die Mitarbeiter ihre vereinbarte Zeit frei einteilen
- Schichtarbeit möglichst familienfreundlich organisieren
- Freie Pausengestaltung, um plötzliche Termine oder regelmäßige familiäre Verpflichtungen zu ermöglichen
- Bei der Urlaubsplanung an die Bedürfnisse von Eltern denken
- Sabbaticals auch aus familiären Gründen ermöglichen
Interne Kommunikation der Maßnahmen
Nach der Einführung von Maßnahmen müssen Sie gezielt dafür sorgen, dass diese auch intern kommuniziert werden und Ihre Mitarbeiter von den Möglichkeiten erfahren. In der Regel reicht dafür nicht nur eine Verkündung, sondern Sie sollten regelmäßige Angebote zur Verfügung stellen:
- Das „Schwarze Brett“ oder das Intranet sind ideale Medien, um den Beschäftigten familienfreundliche Angebote des Unternehmens oder Betreuungs- und Pflegemöglichkeiten in der Region vorzustellen.
- Persönliche Gespräche und Termine für Zielvereinbarungen sind perfekt geeignet, um zu ermitteln, ob ein Mitarbeiter Unterstützung und Lösungen für familiäre Herausforderungen benötigt.
- Ein Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte etabliert werden.
- Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört als fester Punkt der Tagesordnung zu jeder Mitarbeiterversammlung.
- Newsletter oder Mitarbeitermagazine sind der beste Weg, um gelungene Vereinbarkeitslösungen in Form von Mitarbeitergeschichten vorzustellen.
- Richten Sie ein Betriebsfest für die ganze Familie aus.
Personalmarketing familienfreundlich ausrichten
Machen Sie Ihre familienfreundliche Unternehmenskultur auch extern bekannt und nutzen Sie sie als Vorteil beim
Recruiting
.
- Flyer oder Broschüren informieren Bewerber über die Angebote des Betriebs.
- Präsentieren Sie das Unternehmen als familienfreundlichen Arbeitgeber auf der Firmen-Homepage.
- Statements von zufriedenen Mitarbeitern sind ideale Botschaften an potenzielle Bewerber, um die Familienfreundlichkeit darzustellen.
- Familienfreundliche Angebote für Mütter und Väter sollten bereits im Vorstellungsgespräch Erwähnung finden.
- Nutzen Sie
soziale Netzwerke
zur Darstellung als Arbeitgeber mit Familiensinn, indem Sie zum Beispiel Mitarbeitergeschichten veröffentlichen.
Kinderbetreuung ermöglichen
60 Prozent der Mütter ist es sehr wichtig, dass der Arbeitgeber Rücksicht auf die Öffnungszeiten der Kinderbetreuung nimmt ( Prognos Studie, 2024). Eine betrieblich organisierte Betreuungsmöglichkeit ist auf die Arbeitszeiten zugeschnitten und gibt Arbeitgebern und Arbeitnehmern Planungssicherheit. Kleine und mittlere Betriebe, die keine eigene Kinderbetreuung anbieten können, haben die Möglichkeit, sich mit anderen Betrieben zu einer Kooperationspartnerschaft zusammenzuschließen oder mit externen Dienstleistern zusammenzuarbeiten.
Die Möglichkeiten im Überblick:
- Ein Kinderbetreuungszuschuss, auch für schulpflichtige Kinder, entlastet Familien und ermöglicht diesen, die Betreuung flexibler zu gestalten.
- Gemietete Belegplätze in einer Kindertagesstätte befreien Eltern von der Suche nach einem Kindergartenplatz. Mit weiteren Investitionen können Arbeitgeber dort mehr Mitarbeiter finanzieren und so die Öffnungszeiten passend zu ihren Ansprüchen verlängern.
- Ab einer gewissen Betriebsgröße kann eine eigene Tagespflege oder eine betriebseigene Kindertagesstätte sinnvoll sein.
- Notfallbetreuungsangebote über ein firmeninternes Netzwerk aus bereits in Rente gegangenen Mitarbeitern oder flexibel buchbaren Tagesmüttern helfen sehr.
- Und wenn sich einmal keine Kinderbetreuung findet, ist ein Eltern-Kind-Büro mit Wickeltisch und Spielecke perfekt.
Für die Einrichtung betrieblicher Betreuungsmöglichkeiten stehen verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Weitere Informationen bietet der
Familienpakt Bayern
.
Innerbetriebliche Ferienbetreuung
Kinder haben in der Regel mehr Ferien als Eltern Urlaubstage im Jahr. Unternehmen können Beschäftigte während der Ferienzeit mithilfe einer innerbetrieblichen Ferien- oder Feiertagsbetreuung unterstützen. Durch eine innerbetriebliche Ferienbetreuung können die Kinder der Beschäftigten tage- oder wochenweise im Betrieb betreut werden. Dabei bieten sich dem Unternehmen viele Möglichkeiten, die Betreuung zu organisieren und dabei auch die Bedürfnisse und Arbeitszeiten der Eltern zu berücksichtigen. Je nach Bedarf stehen Ihnen unterschiedliche Möglichkeiten im Hinblick auf Dauer und Ausgestaltung offen:
- Einzelne Tage lassen sich meist ohne großen Aufwand mithilfe des Engagements eigener Beschäftigter (zum Beispiel Azubis) gestalten.
- Bei wochenweisen Ferienangeboten können Unternehmen beispielsweise von lokalen Akteuren, die bereits ähnliche Angebote vorhalten, profitieren und ein gemeinsames Programm entwickeln. Die Konzeption und Durchführung können in Zusammenarbeit mit beispielsweise Jugendzentren und Vereinen, Verbänden, Kommunen und Städten sowie mit externen Dienstleistern erfolgen.
- Sind im eigenen Unternehmen nur wenige Kinder zu betreuen, kann auch die Zusammenarbeit mit einer Tagesmutter empfehlenswert sein.
- Bewährt hat sich auch, benachbarte Unternehmen ins Boot zu holen und eine gemeinsame Ferienbetreuung anzubieten.
Elternzeit und Wiedereinstieg in den Beruf
Für Unternehmen ist es sehr vorteilhaft, wenn sie während der Elternzeit den Kontakt zu den Mitarbeitern halten. Regelmäßige Kontaktaufnahmen, Informationen über Veränderungen und das Behalten von technischen Geräten wie Laptops oder Diensthandys unterstreichen die Bindung an den Arbeitgeber.
Weiterhin ist sehr wichtig, die Möglichkeiten, die das Bundeselterngeld- und Elternteilzeitgesetz (BEEG) bieten, zu kennen und mit den Mitarbeitern frühzeitig zu besprechen. Elterngeld Plus, Partnerbonus oder die flexible Elternzeit bieten viele Optionen, diese Lebensphase im Sinne von Eltern und Arbeitgeber zu gestalten. Unternehmer sollten insbesondere folgende Maßnahmen überdenken:
- Eine frühzeitige, gemeinsame Planung der Elternzeit, bei der bereits Beginn und Dauer, Kontakte während der Elternzeit, Fortbildungen und Arbeitsstunden festgelegt werden.
- Während der Elternzeit sollte Kontakt zu den Mitarbeitern gehalten werden. Ein Zugang zum Intranet, die Betriebszeitung, Einladungen zu Betriebsveranstaltungen wie der Weihnachtsfeier oder Familiennachmittage sind dazu geeignet.
- Ein Springer-Pool aus Mitarbeitern in Elternzeit schließt nicht nur kurzfristig Personallücken, die Arbeitnehmer bleiben auch weiterhin gut in den Betrieb eingebunden.
- Die Elternzeit bietet eine Gelegenheit, den Mitarbeitern interne oder externe Weiterbildungen zu ermöglichen.
- Die Vorbereitung des Wiedereinstiegs sollte frühzeitig erfolgen, um zum Beispiel das gewünschte Arbeitszeitvolumen festzulegen.
- Kollegen und Kolleginnen mit der Funktion eines Mentors erleichtern den Wiedereinstieg nach der Elternzeit und informieren die zurückgekehrten Mitarbeiter über Neuerungen.
Väterfreundliche Unternehmenskultur
Väter wollen heute beides – Familie und Karriere. Das zeigen Umfragen immer wieder. Der Väterreport 2023 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fand heraus, dass knapp 75 Prozent der Männer gerne mehr Zeit für Kinder und Familie haben möchten. Das ist auch gut für die Mütter, die nach wie vor die Hauptlast der Familienarbeit tragen, und – besonders in Zeiten des Fachkräftemangels – auch für die Arbeitgeber. Denn bringen sich die Väter mehr in die Familienarbeit ein, können die Frauen früher in den Beruf zurückkehren beziehungsweise ein höheres Wochenarbeitszeitvolumen leisten.
Der Nutzen aktiver Vaterschaft erstreckt sich aber nicht nur auf die Familie. Unternehmen sind betriebswirtschaftlich erfolgreicher, wenn sie ihre personalpolitischen Maßnahmen auch auf die Väter ausrichten. Eine betriebliche Familienpolitik, die aktive Vaterschaft unterstützt und zur Lösung der Vereinbarkeitsprobleme speziell von Vätern beiträgt, führt zu einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit, geringen Fehlzeiten und einer höheren Mitarbeiterproduktivität. Der Leitfaden „Väter und Vereinbarkeit“ des Netzwerks „Erfolgsfaktor Familie“ enthält eine Menge Beispiele, wie Personalpolitik väterfreundlich gestaltet werden kann.
Möglichkeiten für eine väterfreundliche Unternehmenskultur:
- Vollzeitnahe oder Teilzeit-Arbeitsmodelle und andere Vereinbarkeitsangebote werden nicht nur Müttern, sondern auch Vätern gemacht
- Väter werden ermutigt, mehr als die zwei typischen Monate Elternzeit zu nehmen.
- Über Väter in Teilzeit oder Elternzeit wird positiv in den Firmenmedien berichtet.
- Die Führungskräfte werden für Väter-Fragen sensibilisiert, nehmen das Thema in ihre Mitarbeitergespräche auf.
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