Ratgeber

Freiwilliger Standard: In 5 Schritten zum VSME-Bericht

Frau am PC mit vielen Unterlagen
© Vlada Karpovich by pexels

Kleine und mittlere Unternehmen fallen zwar nicht unter die neue gesetzliche Nachhaltigkeitsberichtspflicht. Doch immer mehr Investoren, Banken, Kunden, Geschäftspartner, (zukünftige) Mitarbeiter und andere Stakeholder verlangen mehr Transparenz von Unternehmen über die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft.

Ein neuer freiwilliger Nachhaltigkeitsberichtsstandard für KMU, der sogenannte "voluntary SME-Standard" (VSME) will auf diese Bedürfnisse eingehen. Mit dem Omnibus-Nachhaltigkeitspaket von Februar 2025 weist die EU-Kommission dem VSME eine größere Bedeutung zu. Zukünftig, so die Empfehlung, sollen Unternehmen unter 1000 Mitarbeitern Nachhaltigkeitskennzahlen mittels des VSME freiwillig berichten.

Wie erarbeiten Sie für Ihr Unternehmen den VSME-Bericht? Und warum sollten Sie das tun? Erfahren Sie, warum auch kleine und mittlere Unternehmen gut daran tun, einen freiwilligen Bericht abzugeben. Folgen Sie unserem Handlungsleitfaden in fünf Schritten bis zum Nachhaltigkeitsbericht. Erarbeitet wurde der Leitfaden gemeinsam mit dem Infozentrum Umweltwirtschaft am Bayerischen Landesamt für Umwelt.

Inhalt

Warum sollten KMU einen Nachhaltigkeitsbericht abfassen und wie funktioniert dieser Leitfaden?

Hintergründe des VSME-Standards

Woher kommt der VSME-Standard?

Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) hatte den Auftrag der EU-Kommission erhalten, einen freiwilligen Standard für die mittelbar betroffenen KMU in der Wertschöpfungskette zu entwickeln. Der von EFRAG erstellte Entwurf wurde Dez. 2024 an die EU-Kommission übermittelt.

Welches Ziel verfolgt der VSME?

Der VSME-Standard zielt darauf ab, KMU zu unterstützen, indem er einen einheitlichen Rahmen für die Erfassung und Berichterstattung von Nachhaltigkeitsinformationen, - zielen und -projekten bietet. Dies reduziert die Belastung durch verschiedene Anfragen von Geschäftspartnern und ermöglicht es KMU, relevante Nachhaltigkeitsdaten gegenüber Stakeholdern zu liefern, ohne unverhältnismäßig hohe Aufwände betreiben zu müssen.

Chancen vs. Risiken des VSME-Standards:

Da der VSME-Standard freiwillig ist, hängt sein Erfolg von der Akzeptanz durch Erstellende (KMU) und Nutzende (Unternehmen in der Wertschöpfungskette, Investoren, Banken) ab. Eine hohe Akzeptanz kann durch die Bereitstellung von Tools gefördert werden, die den Berichtsprozess für KMU erleichtern.

Ausblick

Die Weiterentwicklung des VSME-Standards bleibt eng mit regulatorischen Prozessen auf EU-Ebene verknüpft. Eine Konsultation durch die EU-Kommission ist geplant, ebenso wie mögliche Anpassungen durch politische Initiativen wie die CSRD Omnibus-Verordnung. Auch EFRAG arbeitet weiter am Entwurf. Unternehmen sollten die Entwicklungen beobachten, um frühzeitig reagieren zu können.

Warum der VSME ein guter Einstieg in das ESG-Reporting ist

Viele kleine und mittlere Unternehmen möchten ihre Nachhaltigkeitsleistungen transparenter machen – wissen aber nicht, wo Sie anfangen sollen. Der freiwillige VSME-Standard bietet einen praxisnahen und strukturierten Einstieg in die ESG-Berichterstattung – ohne dabei zu komplex zu sein.

Vorteile des VSME-Standard für KMU

5 Schritte zum VSME-Bericht

  1. Orientierung schaffen & Prozess vorbereiten
  2. Themen eingrenzen & Offenlegungspflichten identifizieren
  3. Daten erfassen & strukturieren
  4. Bericht strukturieren & schreiben
  5. Bericht kommunizieren & nutzen

Schritt 1: Orientierung schaffen & Prozess vorbereiten

Wissensaufbau, Definition der Beritchtsziele & -grenzen

Bevor Sie für Ihr Unternehmen mit der tatsächlichen Berichterstellung nach VSME beginnen, sollten Sie drei zentrale Fragen klären:

  • Was sind die konkreten VSME-Vorgaben?
  • Was möchten Sie mit dem Bericht erreichen?
  • Wie legen Sie die organisatorischen und zeitlichen Berichtsgrenzen fest?

Im VSME-Standard wir empfohlen, dass Mutter-unternehmen ihren Nachhaltigkeitsbericht auf konsolidierter Basis erstellen und Informationen ihrer Töchter einbeziehen. Wenn Sie einen Finanzbericht erstellen, bietet es sich an, den Nachhaltigkeitsbericht für eine Zeitspanne verfassen, welche konsistent mit der Erstellung des Finanzberichts ist. Zudem sollten die Informationen (z.B. Angaben über den Konsolidierungskreis) des Nachhaltigkeitsberichts kohärent mit dem Finanzbericht sein.

Tipp:

Kunden, Banken oder Investoren fordern zunehmend ESG-Transparenz – der VSME bietet hier einen guten Rahmen. Definieren Sie, welche Ziele Sie mit dem Bericht verfolgen!

Checkliste zur Prozessvorbereitung

AufgabeErledigt?
Klären Sie zunächst, welche Ziele Sie mit dem Bericht verfolgen (z. B. Banken- oder Kundenanforderungen, interne Steuerung, Marktpositionierung, Transparenz). Ist Ihr Unternehmen freiwillig oder indirekt zur Berichterstattung motiviert (z. B. durch Kundendruck)?
Kompakte Stakeholderanalyse (optional, aber empfohlen): Definieren Sie in diesem Kontext Ihre zentralen Stakeholder und versuchen Sie die zentralen Erwartungen an die Nachhaltigkeit nachzuvollziehen, um die Berichtsadressaten korrekt ansprechen zu können.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Vorgaben aus dem VSME-Standard. Bauen Sie Nachhaltigkeitswissen im Team auf (z. B. Information, externe Unterstützung). Welche Themen und Kennzahlen müssen erfasst werden?
Zeit- und Ressourcenplan: Bestimmen Sie den zeitlichen Rahmen und planen Sie Ressourcen frühzeitig. Wann soll der Bericht veröffentlicht werden? Wer hat dafür freie Kapazitäten?
Definieren Sie, wer die Berichterstattung verantwortet und welche Kontaktpersonen für die Sammlung der Daten benötigt werden (z.B. Controlling & Personal, Qualitätsmanagement und Supply Chain). Auch die Führungsebene sollte eingebunden sein, z. B. durch kurze regelmäßige Updates oder gezielte Abstimmungen.
Wenn Sie einen Finanzbericht erstellen, sollten Sie darauf achten, dass Informationen im Finanzbericht mit dem Nachhaltigkeitsbericht übereinstimmen. Definieren Sie danach die Berichtsgrenzen des Nachhaltigkeitsberichts: Unternehmenseinheiten, Zeitraum, Standorte, Geschäftsbereiche. Verwenden Sie Querverweise, um Zusammenhänge zwischen den Berichten darzustellen

Der modulare Aufbau des VSME

Aufbau und erforderliche Datenpunkte

Um sich der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu widmen, sollten Sie sich einen Überblick über das Anforderungsprofil des VSME verschaffen. Der VSME besteht aus zwei Hauptmodulen. Der modulare Aufbau ermöglicht es Unternehmen, den Standard an ihre spezifischen Bedürfnisse anzupassen und den Aufwand überschaubar zu halten.

Basic Modul MinimalanforderungenComprehensive Modul Optionale Ergänzun
Das Modul umfasst 2 allgemeinen Anforderungen und 9 ESG-Bereiche und enthält ca. 30 grundlegende ESG-Datenpunkte wie:Das Modul umfasst 2 allgemeine Anforderungen und 7 fortgeschrittene Bereiche und erweitert das Basic-Modul mit vertieften Analysen und spezifischen Berichtsanforderungen, u. a.:
- Allgemeine Unternehmensinformationen- Klimarisiken & -chancen
- Falls vorhanden: Beschreibung von Nachhaltigkeitzielen und Maßnahmen- Strategien zur Emissionsreduktion
- Grundlegen Umwelt-Metriken wie Energieverbrauch , CO₂-Emissionen, Wasser- und Abfallmanagement- Lieferketten-Nachhaltigkeit
- Grundlegende soziale Metriken wie Arbeitsbedingungen, Diversität & Unternehmensethik- Menschenrechtsaspekte
Tipp: Beginnen Sie mit dem Absismodul - es ist der empfohlene Ausgangspunkt. Ergänzen Sie bei Bedarf das Comprehensive Modul, um Banken, Investoren und Geschäftspartnern zusätzliche Einblicke zu geben. Tipp: Diese Informationen sind insbesondere für Banken, insvestoren und Firmenkunden relevant.

Überblick der beiden Module des VSME

Basic Modul MinimalanforderungenComprehensive Modul Optionale Ergänzun
AllgemeinB1 Grundlagen für die ErstellungC1 Strategie; Geschäftsmodell & nachhaltigkeitsbezogene Initiativen
 B2 Relevante Richtlinien & Praktiken für nachhaltiges WirtschaftenC2 Beschreibung der Angaben aus B2
UmweltB3 Energie & TreibhausgasemissionenB3 um Scope-3 Emissionen ergänzen
C3 Treibhausgas-Reduktionsziele und Klimatransition
C4 Klimarisiken
 B4 Luft-, Wasser- & Bodenverschmutzung 
 B5 Biodiversität 
 B6 Wasser 
 B7 Ressourcennutzung & Kreislaufwirtschaft 
SozialesB8 Eigene BelegschaftC5 Ergänzende Informationen zur Belegschaft
 B9 Gesundheit & SicherheitC6 Richtlinien & Praktiken mit Blick auf die Menschenrechte
 B10 Entlohnung, Tarifverträge & SchulungenC7 Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen
GovernanceB11 Verurteilung & Geldstrafen für Korruption & GeldwäscheC8 Erlöse aus kritischen Sektoren
  C9 Gender Diversity

Zuständigkeiten definieren und Rollen festlegen

Für die Erstellung eines VSME-Nachhaltigkeitsberichts ist keine umfassende Projektstruktur notwendig – wohl aber klare Zuständigkeiten. Wichtig ist, dass die Geschäftsführung den Bericht unterstützt und die grundsätzliche Bedeutung von ESG-Themen anerkennt. Der personelle Aufwand ist deutlich geringer als bei der CSRD, lässt sich also gut mit bestehenden Rollen kombinieren.

In kleineren Unternehmen bietet es sich an, die Koordination bei einer bereits bestehenden Funktion anzusiedeln – z. B. bei der Umwelt-, Qualitäts- oder Compliance-Beauftragten Person. Diese übernimmt die Rolle der internen Koordinationsstelle: Sie sammelt Informationen, gibt Impulse und ist zentrale Anlaufstelle für beteiligte Fachbereiche wie Einkauf, Personal oder Controlling. Diese werden punktuell eingebunden und sind insb. für die Zulieferung von relevanten Daten zuständig.

Auch wenn keine enge Integration in den Lagebericht nötig ist, empfiehlt sich ein Austausch mit der Finanzabteilung – gerade beim Blick auf ESG-Kennzahlen oder Investorenanforderungen. Gemeinsam sollte ein realistischer Zeitplan erstellt werden und überlegt werden, welche Unternehmensbereiche zur Datenerhebung beitragen können.

Welche Bereiche müssen einbezogen werden?

Für die VSME-Berichterstattung müssen verschiedene Bereiche im Unternehmen einbezogen werden, z.B. Geschäftsführung, Personal, Einkauf und Controlling.

  • Geschäftsführung
    Schnittstelle zum Management
    • Personal & Finanzabteilung
      Verknüpfung zum Lagebericht
    • Gebäudemanagement
      Energie und Umwelt
    • Einkauf
      Lieferkette
    • .....

Tipp: Frühzeitig Zuständigkeiten klären und realistische Zeitfenster setzen - auch für Abstimmungen.

Schritt 2: Themen eingrenzen & Offenlegungspflichten identifizieren

Wie beschrieben besteht der VSME-Standard aus zwei Modulen, dem Basic Modul und dem Comprehensive Modul und umfasst dabei insgesamt 20 Offenlegungsbereiche. In dieser Phase geht es darum, die für das Unternehmen relevanten Inhalte aus dem VSME-Standard zu identifizieren. Dabei ist wichtig zu verstehen, dass der Standard zwischen drei Arten von Anforderungen unterscheidet:

  • Verpflichtende Offenlegungen: Diese müssen immer berichtet werden – unabhängig von Branche oder Geschäftsmodell. Sie sind im Standard meist durch das Wort „shall“ (engl. = muss) gekennzeichnet.
  • „If applicable“-Angaben: Diese sind verpflichtend, wenn sie auf das Unternehmen zutreffen – also z. B. nur dann, wenn ein Betrieb Produktionsprozesse hat, die im erheblichen Maße Wasser verbrauchen oder in einem Sektor mit hohen Materialflüssen tätig ist.
  • Optionale Inhalte: Diese können freiwillig ergänzt werden, z. B. um das Nachhaltigkeitsengagement stärker zu zeigen oder den Bericht strategisch zu erweitern. Sie sind oft mit „may“ (engl. = kann) oder ähnlichen Formulierungen markiert.-

Checkliste zur Identifikation der Offenlegungen

AufgabeErledigt
Um zu ermitteln, was der nachhaltigkeitsbezogene IST-Zustand im Unternehmen ist und wo es ggf. Datenlücken gibt, ist es notwendig, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Diese Daten helfen bei der weiteren Analyse fundierter und kennzahlengestützter die Wesentlichkeit einzelner Themen zu bewerten. Sammeln Sie alle vorhandenen ESG-Daten und notieren Sie sich direkt die Quellen. Machen Sie sich früh Gedanken, wo sie fehlenden Daten beschaffen können (z.B. Lieferanten etc.).
Für die weitere Priorisierung und strategische Ausrichtung des Nachhaltigkeitsmanagements kann eine vereinfachte Wesentlichkeitsanalyse nützlich sein. Diese hilft zu identifizieren, welche Nachhaltigkeitsthemen für Ihr Geschäftsmodell und Ihre Stakeholder zentral sind. Als Ausgangslage bietet sich die Themenliste ab S. 56 im aktuellen VSME-Entwurf an (Appendix B: List of possible sustainability issues).
Legen Sie fest, ob Sie das Basic-Modul anwenden oder zusätzlich das Comprehensive Modul wählen möchten. Berücksichtigen Sie dabei externe Anforderungen (z. B. von Kunden, Banken oder Zertifizierungen), Stakeholdererwartungen sowie Ihre eigenen wesentlichen Nachhaltigkeitsauswirkungen (Impacts).
Identifikation der obligatorischen Offenlegungen: Sie haben innerhalb der einzelnen Module (B1-B11, C1-C9) immer verpflichtende Offenlegungen, freiwillige Offenlegungen und Offenlegungen, die für Sie nur „if applicable“ verpflichtend werden. Prüfen Sie dies im VSME-Entwurf und nutzen Sie gerne unsere Excel-Handreichung.
Ordnen Sie die Offenlegungspflichten den Fachbereichen zu. Wer hat welche Infos?

Identifikation der relevanten Offenlegungen

Die Tabelle unten listet alle Offenlegungspunkte auf und kennzeichnet, welche Pflichtangaben zu berichten sind und welche nur „if applicable“ obligatorisch werden. Zur konkreten Identifikation der für Sie relevanten Inhalte können Sie auf unsere Excel Handreichung▼ zugreifen

ModulNr.BeschreibungPflicht
Basic ModulB1Grundlagen der BerichterstellungImmer (teilw. "if applicable")
 B2Initiativen, Riochtlinien & zukünftige Initiativen für den Übergang zur nachhaltigeren Wirtschaft"if applicable"
 B3Energie- und TreibhausgasemissionenImmer
 B4Verschmiutzung von Luft, Wasser und Boden"if applicable"
 B5Biodiversität"if applicable"
 B6WasserImmer (teilw. "if applicable")
 B7Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft und AbfallmanagementImmer (teilw. "if applicable")
 B8Allgemeine Merkmale der BelegschaftImmer (teilw. "if applicable")
 B9Gesundheit und Sicherheit der BelegschaftImmer
 B10Vergütung, Tarifverhandlungen und Schulungen der BelegschaftImmer
 B11Verurteilungen und Geldstrafen wegen Korruption und Bestechung"if applicable"
Comprehensive ModuleC1Strategie: Geschäftsmodell und Nachhaltigkeit - Relevante InitiativenImmer (teilw. "if applicable")
 C2Beschreibung von Initiativen, Richtlinien und zukünftigen Initiativen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ( Semi-narrativ - Fortsetzung von B2)"if applicable" (teilw. optional)
 C3Reduktion von Treibhausgasen und Klimawandel"if applicable" (teilw. optional)
 C4Klimarisiken"if applicable" (teilw. optional)
 C5Zusätzliche (allgemeine) Merkmale der BelegschaftImmer
 C6Zusätzliche eigene Kennzahl zur Belegschaft - Menschrenrechtspolitiken und -prozesseImmer (teilw. "if applicable")
 C7Vorfälle im Zusammenhang mit schweren MenschenrechtsverletzungenImmer (teilw. "if applicable")
 C8Einnahmen aus bestimmten Sektoren aus Ausschluss von EU-ReferenzbenchmarksImmer (teilw. "if applicable")
 C9Geschlechterdiversität im Governance-Gremium"if applicable"

Welche Wesentlichkeitsanalyse passt

Ausgangslage: Sie haben bereits eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse gemäß CSRD gemacht und wollen diese nutzen oder Sie wollen freiwillig aus strategischen Gründen eine solche neu durchführen:

Welche Variante eignet sich für Sie?

Wichtig: Prüfen Sie nach jeder Variante im nächsten Schritt, ob bestimmte Offenlegungen im VSME-Standard nach dem „if applicable-Prinzip“ verpflichtend sind, unabhängig dem Ergebnis Ihrer Wesentlichkeitsanalyse. Eine Kombination dieser zwei Ergebnisse definiert Ihre Berichtsinhalte.

Mapping der ESRS-Themen zu den VSME-Angabepunkten

Prüfen Sie zunächst, welche Themen Sie im Rahmen der CSRD als wesentlich identifiziert haben. Anschließend vergleichen Sie diese Themen mit den Offenlegungen des VSME-Standards. Nutzen Sie dazu die folgende Zuordnungstabelle.

VSMEBeschreibungESRS (CSRD)
B1Grundlagen der BerichterstellungESRS " BP-1 und SBM-1
B2Initiativen, Richtlinien undzukünftige Initiativen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ( Ja/Nein-Dropwdown-Menü)ESRS2 PA in den themenbezogenen Standards
B3Energie- und TreibhausgasemissionenESRS E1-5 und E1-6
B4Verschmutzung von Luft, Wasser und BodenESRS E2-4
B5BiodiversitätESRS E4-5
B6WasserESRS E3-4
B7Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft und AbfallmanagementESRS E5-5
B8Allgemeine Merkmale der BelegschaftESRS Sa-6
B9Gesundheit und Sicherheit der BelegschaftESRS S1-14
B10Vergütung, Tarifverhandlungen und Schulungen der BelegschaftESRS S18, S1-11, S1-13, S1-16
B11Verurteilungen und Geldstrafen wegen Korruption und BestechungESRS G1-4
C1Strategie: Geschäftsmodell und Nachhaltigkeit - relevante InitiativenESRS 2 SBM-1
C2Beschreibung von Initiativen, Richtlinien und zukünftigen Initiativen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft (Semi-narrativ - Fortsetzung von B2)ESRS 2 PAT in den themenbezogenen Standards
C3Reduktion von Treibhausgasen und KlimawandelESRS E1-1, E1-3, E1-4
C4KlimarisikenESRS 2 IRO1. E1-9
C5Zusätzliche (allgemeine) Merkmale der BelegschaftESRS S1-7, S1-9
C6Zusätzliche eigene Kennzahl zur Belegschaft - Menschenrechtspolitiken udn -prozesseESRS S1-1, S1-3
C7Vorfälle im Zusammenhang mit schweren menschenrechtsverletzungenESRS S1-3, S1-17, S2, S3, S4
C8Einnahmena us bestimmten Sektoren und Ausschluss von EU-ReferenzbenchmarksESRS 2 SBM-1, ESRS E1-1
C9Geschlechterdiversität im Governance-GremiumESRS 2 GOV-1
   

Schritt 3: Daten erfassen & strukturieren

Daten sammeln und Informationen zusammentragen

Ob mit oder ohne Wesentlichkeitsanalyse: Nachdem klar ist, welche Daten für den VSME-Bericht erforderlich sind, sollte die nun folgende Datenerhebung systematisch organisiert werden. Legen Sie für jeden Datenpunkt fest, wer im Unternehmen verantwortlich ist und aus welcher Quelle die Information stammt. Ein Tipp: "Start where you are“ – nutzen Sie vorhandene Daten und Prozesse, statt alles neu zu erfinden. Der Jahresbericht umfasst meist auch VSME-relevante Kennzahlen wie Rechtsform, Umsatz, Mitarbeitendenzahl, Arbeitsunfälle, Fluktuation etc.

Für Angaben aus der Lieferkette – etwa zu Arbeitsbedingungen oder Emissionen – sollten Sie frühzeitig standardisierte Abfragen an Ihre Partner senden. Alle Daten sollten zentral gesammelt und nachvollziehbar dokumentiert werden, z. B. mit einer einfachen Excel-Vorlage oder einem gemeinsamen Ablagesystem. So sichern Sie Konsistenz, sparen Zeit bei Rückfragen und schaffen eine gute Basis für künftige Berichtsjahre.

Tipp: Nutzen Sie den VSME nicht nur zur Berichterstattung, sondern als Chance, Ihre ESG-Strategie zu schärfen: Definieren Sie zu den in diesem Schritt gesammelten Kennzahlen langfristige Ziele, identifizieren Sie nächste Schritte zur Verbesserung und integrieren Sie bestehende Nachhaltigkeitsinitiativen in den Bericht.

Checkliste zur Datensammlung

AufgabeErledigt?
Entwickeln Sie ein strukturiertes System zur Erfassung relevanter ESG-Daten und schaffen Sie einen zentralen (digitalen) Ort, an dem Sie globale ESG-Unternehmensdaten zusammentragen. Zum Beispiel SharePoints, Teams oder ESG-Softwarelösungen können hier eine gute Lösung sein. Auch die EFRAG hat eine Excel-Vorlage zur systematischen Datenerhebung veröffentlicht (bislang auf englisch verfügbar) (Link zum EFRAG Template).
Datenerhebung: Nutzen Sie falls vorhanden, bestehende Managementsysteme z.B. Umwelt-, Qualitäts-, Arbeitssicherheitsmanagementsysteme wie EMAS oder ISO-Normen oder andere Systeme wie das Energiemanagement, Einkauf etc. um Daten zeitsparend zu erheben. Erfassen Sie Umweltkennzahlen (z. B. Energieverbrauch, Emissionen), soziale Indikatoren (z. B. Mitarbeitendenvielfalt, Schulungen) und Governance-Themen (z. B. Verhaltenskodizes) direkt in der Struktur des Berichts gemäß VSME Basic-Modul (und ggf. Comprehensive-Modul) (Excel-Handreichung).
Sie können teilweise auf Proxys und Branchendurchschnitte zurückgreifen. Dies betrifft zum Beispiel Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes. Für Emissionsfaktoren eignen sich Datenbanken, das BAFA verfügt beispielweise über Emissionsdaten zu fossilen Energieträgern, die jährlich aktualisiert werden.
Falls Sie im Unternehmen bereits einen Finanzbericht erstellen, sollte der Nachhaltigkeitsbericht in einer konsistenten Zeitspanne zum Finanzbericht erstellt werden.
Halten Sie die Datenquellen, das Datum, den Erfassungszeitraum und ggf. Besonderheiten zur Interpretation nachvollziehbar fest. Hinterfragen Sie stetig den Prozess der Datenerfassung uns ergreifen Sie ggf. Verbesserungen!

Systematische Datenerfassung am Beispiel von Emissionen

Schritt 4: Bericht strukturieren und schreiben

Berichterstattung nach VSME

Nachdem Sie die nötigen Daten erhoben haben, erstellen Sie Ihren VSME-Bericht. Der Bericht kann eigenständig veröffentlicht oder freiwillig in den (Konzern-)Lagebericht integriert werden – eine Pflicht zur Integration besteht nicht. Eine bestimmte digitale Formatvorgabe (z. B. ESEF) ist beim VSME nicht erforderlich.

Der VSME-Standard gibt vor, welche Inhalte berichtet werden sollen; zusätzliche Nachweise sind nicht verpflichtend. Eine externe Prüfung ist nicht vorgesehen. Sie können aber den Bericht z. B. von einem Branchenverband oder externen Dritten freiwillig prüfen lassen, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Der DNK wird ein kostenfreie Plausibilitätsprüfung zur Verfügung stellen (DNK-Plattform zur Berichterstattung).

Mit Blick auf den Umfang des Berichts: Legen Sie den Fokus auf Prägnanz und Verständlichkeit statt auf Detailtiefe oder aufwändige Gestaltung.

Berichten Sie im Rahmen der modularen VSME-Struktur ausschließlich zu den für Ihr Unternehmen relevanten Themenfeldern.

Tipp:

Falls Sie im Unternehmen bereits einen Finanzbericht erstellen, sollte der Nachhaltigkeitsbericht in einer konsistenten Zeitspanne zum Finanzbericht erstellt werden.

Legen Sie einen klaren Zeitplan für die nächste Berichtsaktualisierung fest, dokumentieren Sie alle relevanten Datenquellen sorgfältig und notieren Sie Verbesserungspotenziale sowie offene Punkte direkt im Bericht. So stellen Sie sicher, dass Ihr Reporting und Nachhaltigkeitsmanagement kontinuierlich verbessert wird.

Checkliste Berichterstattung nach VSME

AufgabeErledigt?
Erfassen und berichten Sie alle Themenbereiche gemäß VSME-Standards. Wenden Sie konsequent das „Relevanzprinzip“ an, indem Sie nur zu tatsächlich relevanten Aspekten (wenn so vorgegeben) detaillierte Angaben machen. Stellen Sie dabei immer den Bezug zum Geschäftsmodell her!
Achten Sie auf eine klare, leserfreundliche Formulierung, die den Fokus auf Verständlichkeit statt Perfektion legt.
Achten Sie auf Konsistenz mit anderen Berichten (z. B. Lagebericht, Website, Umweltberichte).
Strukturieren Sie den Bericht so, dass alle wesentlichen Informationen zu Umwelt, Sozialem und Governance übersichtlich dargestellt werden. Nutzen Sie die gegebene Gliederung! Passen Sie Aufbau und Sprache gezielt an Ihre wichtigsten Zielgruppen an.
Holen Sie die interne Freigabe (z. B. durch Geschäftsleitung, Compliance etc.) ein, und bereiten Sie den Bericht als PDF oder für die Veröffentlichung auf der Website professionell auf.

Schritt 5: Bericht kommunizieren und nutzen

Nach der Erstellung des VSME-Berichts ist die gezielte und glaubwürdige Kommunikation der finale entscheidende Schritt. Denn nur wenn Ihre Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar werden, entfalten sie Mehrwert für Ihr Unternehmen, Ihre Stakeholder und den Markt.

Tipp: Der Bericht ist kein Selbstzweck – nutzen Sie ihn strategisch für Positionierung, Kundengewinnung und interne Motivation.

Warum Nachhaltigkeitskommunikation wichtig ist

Gute Kommunikation schafft Vertrauen bei Kunden, Partnern, Banken und Mitarbeitenden. Sie bringt strategische Vorteile – etwa bei Ausschreibungen oder Finanzierungen – und positioniert Ihr Unternehmen als verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert.

Darauf kommt es an:

  • Transparent: Offen über Ziele, Maßnahmen und Fortschritte berichten – ehrlich statt werblich.
  • Klar: Verständlich und konkret kommunizieren, statt abstrakt und technisch.
  • Zielgerichtet: Relevante Zielgruppen ansprechen – mit passenden Formaten und Kanälen.

Umgang mit vertraulichen oder sensiblen Informationen

Wenn die Anwendung des Standards die Offenlegung vertraulicher oder sensibler Informationen erfordert, dürfen diese Informationen weggelassen werden. In diesem Fall muss jedoch im Rahmen der Angabe B1 (siehe Abschnitt 24) klar darauf hingewiesen werden, dass bestimmte Inhalte aufgrund ihrer Vertraulichkeit nicht offengelegt wurden.

Checkliste Nachhaltigkeitskommunikation

AufgabeErledigt?
Kommunizieren Sie die wichtigsten Ergebnisse und Maßnahmen aus Ihrem VSME-Bericht klar und verständlich.
Wählen Sie geeignete Kommunikationskanäle (z. B. Website, Social Media, interne Kommunikation, Pressemitteilung) aus.
Berücksichtigen Sie die unterschiedlichen Zielgruppen und passen Sie Ihre Botschaften entsprechend an.
Stellen Sie den VSME-Bericht auf Ihrer Website und verweisen Sie ggf. in anderen Medien darauf.
Informieren Sie Ihre Mitarbeitenden frühzeitig und binden Sie sie aktiv in die Kommunikation ein.
Bieten Sie Ihren Stakeholdern die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Feedback zu geben.
Aktualisieren Sie Ihre ESG-Kommunikation regelmäßig und berichten Sie über Fortschritte und neue Ziele. Wichtig: Dies ist nicht verpflichtend!

Glaubwürdig kommunizieren

Mit der Berichterstattung nach VSME haben Sie reichlich „Futter“ für die Kommunikation. Dabei gilt es auch zunehmend Anforderungen zu berücksichtigen:

Achten Sie bei der Außenkommunikation darauf, Greenwashing zu vermeiden. Die EU arbeitet derzeit an der Green Claims Directive, die voraussichtlich 2025 beschlossen und ab 2027 verbindlich werden soll. Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen, umweltbezogene Werbeaussagen („Green Claims“) künftig mit wissenschaftlichen Belegen zu untermauern und diese vorab von einer unabhängigen, akkreditierten Stelle zertifizieren zu lassen. Allgemeine oder vage Aussagen wie „umweltfreundlich“ oder „klimaneutral“ sind künftig nur zulässig, wenn sie durch überprüfbare Nachweise gestützt werden und dürfen nicht irreführend sein.

Achten Sie daher auf eine ausgewogene, transparente Kommunikation: Stellen Sie sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen dar und dokumentieren Sie alle Umweltangaben nachvollziehbar. Bereiten Sie sich frühzeitig auf die neuen Anforderungen vor, indem Sie bestehende Umweltclaims prüfen, wissenschaftlich absichern und die notwendigen Nachweise dokumentieren.

Tipp: Es gibt viele Mitgliedschaften, die Erkennungswert bieten, wie beispielsweise der Umwelt- und Klimapakt. Darüber gibt es noch viele weitere Netzwerke für Nachhaltigkeit, auch für einzelne Branchen.

  • Der Umwelt- und Klimapakt steht allen bayerischen Unternehmen und Betrieben offen, die sich für den Umweltschutz einbringen. Die Teilnahme erfolgt für zunächst drei Jahre mit Option auf Verlängerung und ist kostenfrei.
  • Die Bayerische Klima-Allianz ist ein Projekt des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Die Partner treffen sich mehrmals im Jahr und planen gemeinsame Projekte.
  • Erfahrungsaustausch und Weiterbildung steht im Zentrum des Unternehmensnetzwerk Klimaschutz. Gemeinsam soll Bewusstsein für den betrieblichen Klimaschutz geschaffen werden.
  • Das UmweltClusterBayern setzt sich für Wissenstransfer und Kooperation ein. Unternehmen und Forschungseinrichtungen sollen vernetzt werden. Das Cluster hat eine breitere Ausrichtung und behandelt verschiedene Umweltthemen.

Ausblick: Wie geht es weiter mit dem VSME?

Die EFRAG hat Ende 2024 den finalen Entwurf des VSME an die EU Kommission übergeben.

Mit dem Omnibus-Nachhaltigkeitspaket von Februar 2025 weist die EU-Kommission dem VSME eine größere Bedeutung zu. Sie möchte diesen Standard zukünftig allen Unternehmen unter 1000 Mitarbeitern empfehlen und als "Value Chain Cap" verankern, d.h. berichtspflichtige Unternehmen sollen zukünftig nicht mehr Kennzahlen bei ihren Zulieferen und Kunden abfragen, als der VSME umfasst.

Die EU-Kommission plant, den VSME in einem delegierten Rechtsakt formal zu verabschieden. Noch ist unklar, ob diese finale Version dem bislang vorliegenden, finalen Entwurf der EFRAG entsprechen wird. Es wurde angekündigt, dass die Kommission den VSME zunächst als Empfehlung veröffentlichen will, bevor er als delegierter Rechtsakt erlassen wird. Aktuell können Unternehmen auf Basis des EFRAG-Entwurfs ihre freiwillige Berichterstattung vorbereiten.

Die EFRAG hat angekündigt, Unterstützungsmaterialien zum VSME zu veröffentlichen und öffentliche Veranstaltungen durchzuführen, um die Anwendung des Berichtstandards zu unterstützen. Dieser Aufbau des VSME-Ecosystems erfolgt nun nach und nach. Erste Veranstaltungen und Angebote finden sich oben unter "Aktuelles".