Betriebliches Gesundheitsmanagement
Inhaltsnavigation
- Zahlen und Fakten rund um die Gesundheit im Unternehmen
- Bündnis für Prävention Bayern
- Betriebliches Gesundheitsmanagement zahlt sich vielfach aus
- Gesetzliche Fürsorgepflicht
- Als Führungskraft mit gutem Beispiel vorangehen
- Betriebliches Gesundheitsmanagement etablieren
- Freiwillige Gesundheitsförderung planen
- Diese Maßnahmen verbessern die Gesundheit am Arbeitsplatz
- BGM-Maßnahmen nach Zielgruppen
- Gesundheitsmanagement für Kleinunternehmer und Selbstständige
- FAQ zum betrieblichen Gesundheitsmanagement
- Zusammenfassung
- Welche Fragen haben Sie zum Gesundheitsmanagement?
Einleitung
Die gute Nachricht zuerst: Arbeit fördert die Gesundheit der Menschen. Mehr als ein Drittel der erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfänger leidet an gesundheitlichen Einschränkungen. Mit dem Wiedereinstieg in das Erwerbsleben ist häufig eine signifikante Verbesserung des Gesundheitszustands verbunden.
Es gibt aber auch einen Zusammenhang zwischen Arbeit und gesundheitlicher Belastung. Und dabei geht es nicht nur um schwere körperliche Arbeiten. Heute sitzen viele Arbeitnehmer pro Tag sieben Stunden an ihrem Platz. Und die Arbeitsmedizin hat längst erkannt, Sitzen ist ungesund. Zu wenig Bewegung, insbesondere in Verbindung mit unregelmäßigen und ungesunden Mahlzeiten und Stress, macht Menschen krank. Die einseitige Haltung und Belastung fördert Muskel-, Gelenk- und Skeletterkrankungen. Bewegungsmangel ist mit Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes assoziiert und Stress sowie wenig abwechslungsreiche oder über- und unterfordernde Tätigkeiten setzen der Psyche zu.
Insbesondere Rückenbeschwerden und psychische Probleme machen den Beschäftigten heutzutage zu schaffen. Laut dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse fehlten Beschäftigte im Jahr 2017 krankheitsbedingt 14,6 Tage am Arbeitsplatz. Fast jede elfte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird aufgrund von Rückenbeschwerden erteilt. 15,1 % der Krankschreibungen liegt eine psychische Störung zugrunde. Diese Zahlen zeigen, dass erkrankte Mitarbeiter eine große Belastung für Unternehmen sind. Deshalb ist ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das solchen Beschwerden vorbeugt, eine nötige und wirksame Investition – übrigens auch mit Blick auf die Unternehmensfinanzen. Beispiel psychische Gesundheit: Hier lagen im Jahr 2014 die Produktionsausfallkosten bundesweit bei 8,3 Milliarden Euro und die Bruttowertschöpfungsverluste bei 13,1, Milliarden Euro.
Zahlen und Fakten rund um die Gesundheit im Unternehmen
Bereits wenige Zahlen und Fakten zeigen, dass das betriebliche Gesundheitsmanagement ein wichtiges Instrument ist, um die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten.
- 23,2 % aller Fehltage wurden 2021 durch Muskel- und Skeletterkrankungen verursacht. Diese Krankheitsart ist somit für die meisten Fehltage verantwortlich. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Rückenerkrankungen (DAK Gesundheitsreport 2022).
- Psychische Erkrankungen kommen am zweithäufigsten vor und waren für 19,0% der Fehltage 2021 verantwortlich. Zudem führen sie mit 39,2 Tagen (2021) zu überdurchschnittlich langen Krankschreibungen und gehören zu den kostenintensivsten Erkrankungen (DAK Gesundheitsreport 2022).
- Die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen ist seit 1997 kontinuierlich gestiegen (DAK Gesundheitsreport 2022).
- 85 % aller Rückenschmerzen haben auch eine psychische Komponente (Bund deutscher Psychologen).
- 40 % aller Arbeitnehmer in der Altersgruppe zwischen 25 und 39 Jahren leiden an Rückenbeschwerden (DAK Gesundheitsreport).
- 9 % der Beschäftigten konsumieren regelmäßig Alkohol am Arbeitsplatz. 5 % nehmen ab und zu leistungssteigernde Medikamente ein (AOK Fehlzeitenreport).
- Das Durchschnittsalter in Bayern steigt bis 2040 voraussichtlich auf 45,5 Jahre. Im Jahr 2011 waren es noch 43,2 Jahre (Bayerisches Landesamt für Statistik).
- 2,5 Stunden körperliche Aktivität pro Woche reichen bereits aus, um die Gesundheit zu erhalten (WHO).
- 600 Euro pro Mitarbeiter und Jahr darf jedes Unternehmen steuerfrei für die Gesunderhaltung der Belegschaft aufwenden (Bundesgesundheitsministerium).
- 15 % bessere Leistungen bringen Mitarbeiter, wenn sie mental gesund sind (Top Job-Studie).
- 60 % der bayerischen Unternehmen geben an, dass die Bedeutung des betrieblichen Gesundheitsmanagements sich in den letzten Jahren gesteigert hat (IHK Unternehmensbarometer).
- 70,5 % der Beschäftigten schätzen einen Arbeitgeber mit betrieblichem Gesundheitsmanagement als attraktiv ein (Orizon).
- 24 % der Führungskräfte pflegen einen gesunden Lebensstil (Top Job-Studie).
- Psychische Belastungen führten im Jahr 2020 zu Produktionsausfallkosten von 14,6 Milliarden Euro und Bruttowertschöpfungsverlusten von 24,3 Milliarden Euro (BAuA).
- Die entstehenden Kosten durch Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems fallen mit Produktionsausfallkosten von 19,6 Mrd. Euro sowie Bruttowertschöpfungsverlusten i.H.v. 32,5 Mrd. Euro sogar noch höher aus (BAuA).
Bündnis für Prävention Bayern
Gesundheitsförderung und Prävention erhalten angesichts der zunehmenden Bedeutung chronischer, lebensstilbedingter Erkrankungen und des medizinisch-technischen Fortschritts zunehmend Aufmerksamkeit. Auf dieser Basis gründet der Bayerische Präventionsplan. Die Ziele des Bayerischen Präventionsplan sind: bestmögliche Gesundheit für Bayerns Bürger, gesundheitliche Chancengleichheit für alle bayerischen Regionen, Berücksichtigung von Gesundheitsförderung und Prävention in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sowie die Befähigung der Bürger zur Eigenverantwortlichkeit für die Gesundheit. Der Präventionsplan hebt vier Handlungsfelder besonders heraus:
- Gesundes Aufwachsen
- Gesundheitskompetenz in der Arbeitswelt
- Gesundes Altern
- Gesundheitliche Chancengleichheit.
Zugleich ist der Präventionsplan die Grundlage für das Bayerische Bündnis für Prävention. Mehr als 120 Einrichtungen, Verbände und Organisationen aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft sind dem Präventionsbündnis Bayern bereits beigetreten. Zu den Erstunterzeichnern gehört der Bayerische Industrie- und Handelskammertag. Sie alle bekennen sich zu den Zielen des Bayerischen Präventionsplans und engagieren sich in ihren Wirkungsbereichen dafür.
Betriebliches Gesundheitsmanagement zahlt sich vielfach aus
Unternehmen stehen in Zukunft vor einer großen Herausforderung. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung, und somit auch das durchschnittliche Alter der Beschäftigten, steigt. Zugleich rücken weniger junge Fachkräfte nach. Daher sind Betriebe darauf angewiesen, ältere Mitarbeiter bis zum Renteneintrittsalter gesund und leistungsfähig zu erhalten und für junge Bewerber attraktive Bedingungen zu bieten. Mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement lassen sich beide Ziele erreichen. Denn die verschiedenen Maßnahmen beugen gesundheitliche Problemen vor, überzeugen junge Fachkräfte – und helfen Kosten zu sparen.
Grundsätzlich zielen die Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in zwei Richtungen: Verhältnisprävention betrifft die betrieblichen Arbeitsumstände wie Arbeitsort, Abläufe oder Inhalte – also das, was in die Zuständigkeit des Arbeitgebers fällt. Verhaltensprävention betrifft die Motivation der Beschäftigten, sich gesundheitsbewusst zu verhalten, etwa den Regeln des Arbeitsschutzes Folge zu leisten, aber auch ihre Qualifikation sowie eine gesunde Gestaltung des beruflichen wie privaten Lebens zu erweitern.
Die gesetzliche Fürsorgepflicht ernst nehmen
Arbeitgeber haben eine grundsätzliche Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter. Dies steht so im Bürgerlichen Gesetzbuch.
Gesetzliche Fürsorgepflicht, §§ 617, 618 BGB
Fürsorgepflicht bedeutet, dass der Arbeitgeber zum Schutz von Leben und Gesundheit seiner Mitarbeiter verpflichtet ist, Räume, Vorrichtungen und Gerätschaften so einzurichten und zu unterhalten, dass der Arbeitnehmer gegen Gefahren geschützt ist.
Zugleich bestehen viele einzelne Gesetze und Vorschriften zum Gesundheits- und Unfallschutz. So ist etwa für jeden Arbeitsplatz eine Gefährdungsbeurteilung vorzunehmen, die seit September 2013 nicht nur die physischen, sondern auch psychischen Belastungen genau erfasst.
Die wichtigsten Regelungen zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf einen Blick:
- Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) inklusive Gefährdungsbeurteilungen (§5 ArbSchG): Diese betreffen die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte und des Arbeitsplatzes, physikalische, chemische und biologische Einwirkungen, die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz von Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeitsstoffen, Maschinen, Geräten und Anlagen sowie den Umgang damit, die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren, Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren Zusammenwirken, unzureichende Qualifikation und Unterweisung der Beschäftigten, psychische Belastungen bei der Arbeit.
- Arbeitsstättenverordnung
- Betriebssicherheitsverordnung
- Gefahrstoffverordnung
- Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge
- Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen bei der Arbeit (PSA Benutzungsverordnung)
- Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch Lärm und Vibrationen
- Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch künstliche optische Strahlung
- Lastenhandhabungsverordnung
- Biostoffverordnung
- Baustellenverordnung
Betriebliches Eingliederungsmanagement
Eine wichtige Regelung, die Unternehmen nicht aus dem Blick verlieren sollten, ist auch das Betriebliches Eingliederungsmanagement nach Sozialgesetzbuch IX, BEM (SGB IX, § 84): Betriebe jeder Größe müssen allen MitarbeiterInnen (egal ob Vollzeit oder Teilzeit, befristet oder unbefristet), die mehr als sechs Wochen im Jahr am Stück oder verteilt krank geschrieben waren, betriebliches Eingliederungsmanagement anbieten, das heißt: besondere Arbeitsbedingungen, Teilzeit etc. Pflicht ist das Angebot eines BEM, lehnt der Mitarbeiter ab, hat das Unternehmen seine Pflicht erfüllt.
Freiwillige Gesundheitsmaßnahmen ergänzen
Die betriebliche Gesundheitsförderung geht noch über diese Vorgaben hinaus. Wobei oft bereits kleine Maßnahmen eine große Wirkung zeigen. Ziel ist immer, die Mitarbeiter in Bewegung zu bringen und zu einem gesunden Lebensstil zu animieren. Welche Vorgehensweise sinnvoll ist, das richtet sich immer nach dem individuellen Bedarf der Mitarbeiter und des Unternehmens. Als Anregungen können folgende Ideen dienen, die bereits in verschiedenen bayerischen Unternehmen umgesetzt werden:
- Übernahme der Kosten für eine Mitgliedschaft in einem Fitness- und Therapiezentrum, wo die Mitarbeiter trainieren und sich fit halten können.
- Radfahr-Initiativen, bei denen Mitarbeiter Geld für soziale Projekte im wahrsten Sinne des Wortes erfahren, wenn sie den Arbeitsweg mit dem Fahrrad absolvieren.
- Betriebssportgruppen, in denen die Mitarbeiter nicht nur in Bewegung kommen, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl der Belegschaft gestärkt wird.
- Bewegungspausen, die die regulären Pausen verlängern, wenn Mitarbeiter bestimmte Präventionsübungen ausführen.
- Animationsfilme, mit denen einfache Übungen in rund einer Minute direkt am Schreibtisch ausgeführt werden können und die an Pausen und entlastende Maßnahmen erinnern sowie das Verhalten dauerhaft etablieren.
- Hilfsmittel wie Hebehilfen, die die körperliche Belastung vermindern.
- Ergonomische Arbeitsplätze, die Fehlhaltungen und einseitigen Belastungen vorbeugen.
Betriebe, die ein betriebliches Gesundheitsmanagement anbieten, sehen die positiven Effekte nicht nur bei der bereits vorhandenen Belegschaft. Sie bemerken auch, dass sie vermehrt interessante Bewerbungsschreiben erhalten und qualifizierte Fachkräfte anziehen.
Als Führungskraft mit gutem Beispiel vorangehen
Eine Studie der AOK Bayern zeigt, dass es um die Gesundheit der Manager und Führungskräfte oft nicht gut bestellt ist. Die Mehrheit dieser Gruppe arbeitet mehr als 50 Stunden pro Woche, ist ständig erreichbar und macht keine Pausen. Zudem bewegen sich viele höchstens einen Kilometer pro Tag zu Fuß. Viele leiden unter Rücken- und Gelenkbeschwerden, kämpfen mit Schlafproblemen und schleppen sich auch krank ins Büro. Dass 77 % der Manager und Führungskräfte in Bayern über eine schlechte Work-Life-Balance klagen, ist nach diesen Erkenntnissen keine Überraschung. Die Probleme, die sich aus diesem Verhalten ergeben, allerdings auch nicht. Einerseits setzen die Führungskräfte ihre eigene Gesundheit aufs Spiel. Auf der anderen Seite sind sie immer auch ein Vorbild für die Mitarbeiter.
Betriebliches Gesundheitsmanagement bezieht Führungskräfte daher mit ein. Denn ihre Gesundheit ist ebenso wichtig und gefährdet wie die von Mitarbeitern. Außerdem trauen sich viele Mitarbeiter nur, Belastungen anzusprechen oder sich Zeit für Übungen zu nehmen, wenn sie das Gefühl haben, dass der Vorgesetzte das positiv aufnimmt. Belegt ist: In Unternehmen, in denen die Geschäftsführung auf ihre eigene Gesundheit achtet, haben die Mitarbeiter um 8 % bessere Werte im Bereich der psychischen Gesundheit, so die TopJob-Studie. Führungskräfte können mit einfachen Maßnahmen mit gutem Beispiel vorangehen:
- Regelmäßig kleine Pausen einlegen
- Pausenzeiten wie die Mittagspause konsequent einhalten
- Das Wochenende als Erholungszeit nutzen
- Die ständige Erreichbarkeit abschaffen
- Multitasking vermeiden
- Körpersignale und Bedürfnisse ernst nehmen
- Sich selbst wertschätzend und wohlwollend betrachten
- Schreibtisch und Stehpult gezielt nutzen
- Sport nicht mit übersteigertem Ehrgeiz und Erfolgsdruck angehen
- Den Aufzug links liegen lassen und Treppen nutzen
- Kleine Spaziergänge machen
- Mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit kommen
- Rückenübungen in die Arbeit am PC integrieren
- Gesunde Ernährung, öfter Wasser statt Kaffee
Zusätzlich gilt für Unternehmer und Führungskräfte:
- Aufgaben delegieren, nicht alles selbst erledigen
- Nein sagen lernen und auch den Mitarbeitern das Verneinen erlauben
- Die eigenen Grenzen erkennen und respektieren
- Prioritäten setzen
- Innehalten und reflektieren, wie es Körper und Geist geht
Unternehmer und Führungskräfte leiden besonders unter Stress und Bewegungsmangel. Daher ist es wichtig, in der Freizeit einen Ausgleich zu schaffen. Neben Sport sind besonders Aktivitäten wichtig, die den Geist zur Ruhe kommen lassen und bei denen der Kopf vollkommen abschalten kann. Welche Strategie zum Einzelnen passt, ist sehr unterschiedlich. Manche Führungskräfte machen Yoga, andere joggen, dritte malen oder singen. Andere spielen Theater oder gehen Wandern.
Gesund führen
Zur Rolle des Vorgesetzten gehört aber nicht nur Vorbild zu sein. Er kann auch über sein Führungsverhalten positiv zur Gesundheit seiner Mitarbeiter beitragen. Selbstbestimmung und Selbstbefähigung gelten dabei als wichtige Treiber der Mitarbeitergesundheit: Mit Empowerment verbessert sich die psychische Gesundheit der Mitarbeiter um 31%. Das sind wertvolle Tipps:
- Gesundheit in den Werten des Unternehmens verankern
- Regelmäßige, rechtzeitige und vollständige Informationen zur Aufgabe geben
- Fragen stellen, anstatt nur Anweisungen zu geben
- anspruchsvolle, abwechslungsreiche Arbeitsinhalte ermöglichen
- Anerkennung und Lob spenden
- nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern
- Eigenständigkeit und Eigenverantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern
- Weiterbildung und Weiterentwicklung ermöglichen
- Entwicklungsperspektiven und Verantwortung geben
- regelmäßig fragen, wie es den Mitarbeitenden geht, und bei Problemen auf sie eingehen
- soziale Unterstützungsmaßnahmen, die Wertschätzung vermitteln gewähren
- präsent und ansprechbar sein bei Schwierigkeiten
- regelmäßige Mitarbeitergespräche zum ehrlichen Austausch einführen
Ein betriebliches Gesundheitsmanagement etablieren
Ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement schafft eine Arbeitsatmosphäre, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Das fördert nicht nur die Gesundheit, es erhöht auch das Engagement, die Leistungsfähigkeit und die Bindung an den Arbeitgeber. Dabei ist es wichtig, das betriebliche Gesundheitsmanagement schrittweise und gemeinsam mit der Belegschaft zu etablieren. Das ist aus zwei Gründen essenziell:
- Die Mitarbeiter wissen am besten, welchen körperlichen und geistigen Belastungen sie an ihrem Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Maßnahmen nach dem Gießkannenprinzip, die verteilt werden, weil sie als gesund gelten, passen nicht immer zum Betrieb und bleiben wirkungslos.
- Die Belegschaft muss mitziehen und die Maßnahmen gern und aktiv umsetzen. Das funktioniert selten, wenn die Geschäftsleitung etwas beschließt und den Angestellten sozusagen zwangsweise gewünschte Verhaltensweisen abverlangt.
Voraussetzung: Gesetzliche Anforderungen erfüllen, unter anderem Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung
Um die gesetzlichen Regelungen kommt kein Unternehmen herum. Bevor also freiwillige Maßnahmen gestartet werden, gilt es die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Gerade die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung haben viele Unternehmen noch nicht immer im Blick. Sie muss aber von Unternehmen jeder Größe durchgeführt werden, ihre Durchführung muss dokumentiert werden. Die Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung wird mittlerweile von den Gewerbeaufsichtsämtern immer stärker geprüft. Nicht-Umsetzung ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit Geldstrafen bestraft werden. Themen sind Arbeitsbedingungen, Kommunikation und Führung. Insbesondere die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hält viele pragmatische Ideen zur Durchführung und Dokumentation bereit und bietet ein entsprechendes Handbuch zur Gefährdungsbeurteilung auf ihren Seiten an.
Freiwillige Gesundheitsförderung zielvoll planen
Schritt 1: Mitarbeiter beteiligen
Wichtig für die Akzeptanz und eine rege Teilnahme ist, dass die Mitarbeiter in die Planung des betrieblichen Gesundheitsmanagements einbezogen werden. In kleinen Unternehmen kann das über eine Mitarbeiterbefragung oder über einen Gesundheitszirkel erfolgen, bei dem die Mitarbeiter Probleme und Wünsche diskutieren. In größeren Unternehmen ist es sinnvoll, den Betriebsrat von Beginn an in die Planungen zu integrieren.
Schritt 2: Maßnahmen befristet einführen und Erfolg überprüfen
Nicht jede gesundheitsfördernde Aktivität passt zu jedem Unternehmen, und was auf dem Papier sehr sinnvoll erscheint, kann in der Praxis versagen. Allerdings wird es bei nahezu jedem Angebot einzelne Mitarbeiter geben, die das Programm sehr schätzen. Daher ist es empfehlenswert, Aktionen zuerst zu befristen und den Erfolg zu überprüfen. So können wenig erfolgreiche Maßnahmen durch neue Ansätze ergänzt oder komplett ersetzt werden, ohne Teile der Belegschaft zu enttäuschen. Erfolgreiche Maßnahmen dagegen fließen dauerhaft in die Betriebskultur ein.
Schritt 3: Unterstützung nutzen
Betriebliches Gesundheitsmanagement wird auch vom Staat unterstützt.
- Steuervorteil: 600 Euro pro Mitarbeiter und pro Jahr können steuerbegünstigt für Maßnahmen der Gesundheitsförderung investiert werden. Steuerbefreit sind zum Beispiel: Bewegungsprogramme, Ernährungsangebote, Suchtprävention oder Stressbewältigung. Nicht darunter fällt die Übernahme der Beiträge für einen Sportverein, ein Gesundheitszentrum oder Fitness-Studio. Die Maßnahmen müssen dem Leitfaden Prävention entsprechen, den der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen zusammengestellt hat.
- Maßnahmen nach Präventionsgesetz: Seit 2015 gibt es das Präventionsgesetz: Die Krankenkassen sind demnach verpflichtet, mehr Geld in die gesundheitliche Prävention zu investieren – unter anderem in die betriebliche Prävention. Diese Angebote sind je nach Krankenkasse kostenfrei. Sie müssen dem Leitfaden Prävention und seinen Kriterien entsprechen. Im Betrieb müssen BGM-Anfangsstrukturen gegeben sein, um die Angebote zu nutzen. Der 500-Euro-Steuervorteil besteht nebenbei weiter.
- Gesundheitsregionen plus: Mit dem Konzept "Gesundheitsregionen plus" will die bayerische Staatsregierung die Gesundheitsversorgung, -förderung und Prävention im Freistaat durch regionale Netzwerke weiter verbessern. Die regionalen Netzwerke sollen auf kommunaler Ebene zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen. Dazu gehören zum Beispiel die Versorgung mit Haus- und Fachärzten, Patienteninformation, Bewegungsförderung, Suchtvorbeugung oder Kinder- und Jugendgesundheit. Der Freistaat unterstützt die Gesundheitsregionenplus durch Beratung und Fördermittel.
Strukturierte Maßnahmen, die die Gesundheit am Arbeitsplatz verbessern
- Gesunde Ernährung: Ein Obstkorb zum Zugreifen, kostenlos gestelltes Mineralwasser, gesunde Gerichte in der Kantine und Schulungen zur gesunden Ernährung tragen viel zur Mitarbeitergesundheit bei. Stress, Bewegungsmangel und unregelmäßige und ungesunde Mahlzeiten fördern Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen. Unternehmen können viel tun, um Mitarbeitern Alternativen aufzuzeigen und einfach zugänglich zu machen.
- Stressabbau: Wenig Stress und eine entspannte Arbeitsatmosphäre tragen viel dazu bei, die Belegschaft lange gesund und leistungsfähig zu halten. Hier sind insbesondere die Führungskräfte gefragt, denn der Führungsstil beeinflusst die Stimmung stark. Schulungen zu einem gesunden Führungsstil, Entspannungsseminare sowie Angebote für eine positive Work-Life-Balance bewirken viel.
- Körperliche Gesundheit: Rückenleiden sind das Volksleiden Nummer 1. Auch an diesem Punkt können Selbstständige, Kleinunternehmer und KMU viel tun. Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze, abwechslungsreiche Aufgaben, die Mitarbeiter in Bewegung bringen, Rückenschulungen, Entspannungsseminare oder Betriebssport zeigen sich hier wirksam.
- Aktion Rauchfrei: Rauchen ist nicht nur ungesund, es sorgt auch für Spannungen am Arbeitsplatz. Denn Nichtraucher beschweren sich oft und nicht zu Unrecht über die Zigarettenpausen der rauchenden Kollegen. Bei sechs Raucherpausen á 5 Minuten sind das 30 Minuten pro Tag. Auch wenn nicht jeder so viel raucht, wird das Problem ersichtlich. Arbeitgeber können das Betriebsgelände zur rauchfreien Zone erklären und das Rauchen vor den Eingang verbannen. Solche Maßnahmen verhindern Streit unter Mitarbeitern und beugen Mobbing vor. Zugleich sollten Programme zur Raucherentwöhnung angeboten werden, viele Krankenkassen haben entsprechende Kurse im Angebot. Denn viele Raucher würden gern auf die Zigarette verzichten. Sie wissen nur nicht, wie sie das schaffen sollen.
Apropos: Es besteht ein Rechtsanspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz. Denn auch passiver Tabakkonsum kann zu erheblichen Gesundheitsschäden wie chronischen Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs führen. Nichtrauchende Beschäftigte haben daher einen rechtlichen Anspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz. Wie dieser Nichtraucherschutz umgesetzt werden soll, entscheiden Unternehmensleitung und Mitarbeitervertretung gemeinsam. Den Forderungen des Gesetzgebers können Unternehmen mit folgenden Maßnahmen entsprechen:
- Rauchverbot im Gebäude – Raucherplätze im Freien
- Raucherräume
- Raucherpausenraum
- Technischer Nichtraucherschutz im Sinne von Raucherkabinen oder Raucherecken mit ausreichender Entlüftung
Praktische BGM-Maßnahmen nach Zielgruppen
Die Interventionen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sollen natürlich nicht nach dem Gießkannenprinzip erfolgen. Eine Zielgruppenanalyse ermöglicht das Schnüren von spezifischen BGM-Angeboten, so dass sich die jeweiligen Mitarbeiter auch angesprochen fühlen und teilnehmen.
Beispielsweise lassen sich anhand von Altersstrukturanalysen demografische Zielgruppen ermitteln. Je nach Unternehmensgröße können die Bedarfe einzelner Mitarbeitergruppen auch unkompliziert über eine Befragung der Belegschaft identifiziert werden. Mit Hilfe der gesetzlich vorgeschriebenen psychischen Gefährdungsbeurteilung lassen sich besonders belastete Einheiten ermitteln. Mitarbeiterpartizipation ist bei diesem Prozess richtig und wichtig! Fragen Sie Ihre Mitarbeiter einfach, was ihnen wichtig ist, wie sie konkret arbeiten möchten, worauf sie Wert legen.
Instrumente zur Zielgruppenbestimmung:
- Arbeitsunfähigkeitsanalyse
- Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung
- Mitarbeiterbefragung
- Altersstrukturanalyse
- Arbeitsplatzbegehung nach Tätigkeitsbereich
Machen Sie ihre gesundheitsaffinen Mitarbeiter zu Botschaftern
Eine kostengünstige, zeitsparende und zugleich effektive Möglichkeit, um ihre Mitarbeiter zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten zu motivieren ist der Einsatz von internen Multiplikatoren. Dafür werden die Mitarbeiter, die bereits gesundheitsaffin sind, zu sogenannten „Gesundheitsbotschaftern“ ausgebildet. Dies verbessert nicht nur das interne Know-how, sondern ist zugleich ressourcenschonend und nachhaltig. Die Aufgabe der Botschafter ist es nun, sich für die Gesundheit der Kollegen zu engagieren und gemeinsam BGM-Angebote in Anspruch zu nehmen oder direkt am Arbeitsplatz zum Beispiel Wettbewerbe zu initiieren. Durch die Ansprache von Kollege zu Kollege sind Beschäftigte häufig viel zugänglicher. Ein weiterer Vorzug: Wenn auch Multiplikatoren mit Migrationshintergrund oder speziellen Fremdsprachenkenntnissen ausgebildet werden, so können diese aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit auch die Kollegen erreichen und motivieren, die sonst aufgrund von kulturellen und sprachlichen Barrieren nicht erreicht werden.
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wird die Zielgruppe der Auszubildenden beziehungsweise Berufseinsteiger immer wichtiger. Es geht um die Gewinnung aber auch die Bindung der jungen Mitarbeiter an das Unternehmen. Doch stellt die Ansprache der Auszubildenden beziehungsweise Berufseinsteiger auch eine besondere Herausforderung dar. Berufsanfänger wünschen sich heutzutage eine ganz andere Ansprache, als noch vor einem Jahrzehnt. Denn junge Mitarbeiter setzen auf digitale und moderne Arbeitsbedingungen. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten sowie die verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind wesentliche Merkmale, die ihnen bei der Suche nach dem passendem Arbeitgeber wichtig sind.
Die jungen Generationen werden zugleich häufig mit dem Begriff „Digital Natives“ in Verbindung gebracht. Es beschreibt jene Generation, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen und mit digitalen Technologien vertraut ist. Dabei nimmt die Smartphone- und Internet-Nutzung (darunter auch die Nutzung von Social Media) jedoch häufig einen suchtähnlichen Charakter ein. Ebenso wie die „Nomophobie“, welche die Angst vor der Abwesenheit des Handys beschreibt. Insgesamt rund 270.000 Jugendliche sind von internetbezogenen Störungen betroffen, so der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2019. Doch auch auf andere Suchtformen sollten Arbeitgeber und Ausbilder noch ein Auge haben. Laut dem Drogen- und Suchtbericht ging zwar der Gebrauch harter Drogen, der riskante Alkoholkonsum und auch das Rauchen unter Jugendlichen zurück, der Cannabiskonsum steigt aber wieder an.
Wesentliche Merkmale der jungen Generation:
- Sie gehen das Leben spielerisch und kreativ an.
- Sie interagieren sowohl online als auch offline.
- Sie betreiben intensives Social Networking.
- Sie leben in einer globalisierten Welt.
- Sie bevorzugen flache Hierarchien.
Die aufgezeigten Merkmale dieser Zielgruppe sollten bei der Planung von BGM-Maßnahmen beachtet werden. Um möglichst lange gesund und fit zu bleiben, sollte man frühestmöglich einen gesundheitsförderlichen Lebensstil verfolgen und sich auch bei der Arbeit entsprechend verhalten. Daher ist es wichtig, dass junge Mitarbeiter direkt zu Beginn ihres Erwerbslebens lernen, wie sie ihre Gesundheit im Arbeitsalltag fördern und somit die Entstehung von Erkrankungen bestenfalls verhindern (Primärprävention). Dabei kann der Arbeitgeber im Rahmen des BGM unterstützen. Ziel der Unternehmen sollte es sein, die Gesundheit zu einem festen Bestandteil der Ausbildung zu machen.
Eine mögliche Maßnahme ist die Ausrichtung von Events und Aktionstagen. Sie können speziell auf die Bedürfnisse der Auszubildenden abgestimmt werden. Selbsttests oder „Do-it-yourself“-Übungen können diese Zielgruppe spielerisch an das BGM heranführen und deren Gesundheitsbewusstsein sensibilisieren. Aktionstage können nach dem Prinzip „Station-Aktion“ aufgebaut werden. So können die Bereiche Ernährung, Bewegung, Stress und Sucht einfach integriert werden. Zudem können die Themen „Selbstmanagement“ und „Fit für die Prüfung“ für Auszubildende hilfreich sein. Die Organisation von Afterwork-Fitness-Events sind eine weitere mögliche Maßnahme. Denn sie fördern nicht nur die Gesundheit sondern auch den Teamgeist.
Um Auszubildenden einen zusätzlichen Anreiz zu geben, können Gewinnspiele etabliert werden. Der Einsatz von Preisen steigert die Teilnehmerquoten enorm, vor allem da sich die junge Generation über eine Spielgesellschaft definiert. Ob die Preise materieller oder immaterieller Art sein sollen, kann je nach Umfang individuell gestaltet werden.
Eine weitere Option ist der Einsatz von digitalen BGM-Instrumenten. Der sogenannte Gamification-Trend spricht vor allem junge Generationen an. Da sie in ihrer Freizeit viel Zeit an ihrem Handy verbringen, bietet dieser Ansatz eine gute Möglichkeit, das Thema Gesundheit auch im privaten Setting der Auszubildenden.
Viele Unternehmen stehen aufgrund des demografischen Wandels vor enormen Herausforderungen. Sie müssen sich auf ein erhöhtes Durchschnittsalter der Belegschaft sowie auf die Folgen des Fachkräftemangels vorbereiten. Immer mehr Beschäftigte zählen zur Altersgruppe 50+. Zwar sinkt die Häufigkeit der Krankmeldungen im zunehmenden Alter, allerdings steigt die Dauer der krankheitsbedingten Abwesenheit an. Dabei stellen ältere Mitarbeiter eine wichtige Ressource für Unternehmen dar. Sie verfügen über besondere Stärken:
- Wissen und Erfahrung
- Zuverlässigkeit
- Loyalität
- Hohe Arbeitsmoral
- Qualitätsorientierung
- Soziale Kompetenzen
- Netzwerke etc.
Investieren Sie in ein Demografie-Management, dann investieren Sie gleichzeitig in ihre Wettbewerbsfähigkeit. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, sind gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter essenziell. Mit Hilfe eines Demografie-Managements werden idealerweise die Produktivitätsrisiken minimiert, die auf den demografischen Wandel zurück zu führen sind. Dabei stellt die Altersstrukturanalyse ein grundlegendes Instrument dar, um die aktuelle und zukünftige Altersstruktur ihrer Mitarbeiter zu identifizieren bzw. zu prognostizieren. Unter anderem werden dabei Daten wie Alter, Geschlecht und Arbeitsbereiche der Beschäftigten herangezogen.
Entsprechend der Altersstruktur sollten sich Unternehmen mit den Bedürfnissen der Altersgruppen auseinandersetzen. Maßnahmen festlegen und im Unternehmen implementieren. Dabei haben sich insbesondere folgende Handlungsfelder bewährt:
- Gesundheitsförderung der Mitarbeiter: Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheits-Checkups, Bereitstellung psychosozialer Unterstützungsangebote etwa auch zur Unterstützung bei der Pflege Angehöriger
- Personalgewinnung und -bindung: kontinuierliche Weiterbildung/Qualifizierung, um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten, Vergütung und nicht-monetäre Vorteile
- Wissensmanagement und –transfer: altersgemischte Teams, Lerntandems, Mentorenprogramme, Vorträge, z.B. zum Thema „Lernen ohne Stress-Lebenslang“
- Maßnahmen zur alter(n)sgerechten Arbeitsplatz und Arbeitszeitgestaltung: Arbeitsbedingte Fehlbelastungen vorbeugen/reduzieren (hinsichtlich Gelenke, Sehkraft et cetera)
Ziel ist es, ältere Beschäftigte als Kompetenzträger langfristig im Unternehmen zu halten und dabei deren Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten. Mögliche Maßnahmen könnten zum Beispiel Workshops oder Seminare zu Themen wie „Altersgerechte Digitalisierung“, „Fit im Alter“ oder „Oldies but Goldies – Leistungsfähigkeit im Alter“ sein. Wurden entsprechende altersgerechte Maßnahmen konzipiert, müssen diese auch von der Zielgruppe angenommen werden. Daher spielt die richtige Ansprache eine wichtige Rolle und sollte gerade bei älteren Mitarbeitern nicht rein über digitale Wege erfolgen. Vielmehr sollte ein Kommunikationsmix mit Printmedien oder auch die direkte Ansprache bei Events/Veranstaltungen erfolgen.
Der Bereich des Betrieblichen Wiedereingliederungsmanagement muss eine altersgerechte stufenweise Wiedereingliederung ermöglichen, so dass weitere krankheitsbedingte Fehlzeiten reduziert werden können.
Weitere hilfreiche Informationen finden Sie im IHK-Ratgeber Ältere Mitarbeiter.
Die Betrachtung der Kategorie „Geschlecht“ im Setting des Betrieblichen Gesundheitsmanagement bietet Innovationspotential. Studien weisen darauf hin, dass Frauen und Männer ein unterschiedliches Gesundheitsverhalten vorweisen. So kann sich zum Beispiel die Wahrnehmung von Stress bei den Geschlechtern unterschiedlich stark ausprägen. Auch der Umgang mit Gesundheit und Krankheit ist unterschiedlich. Frauen beschäftigen sich viel mehr mit dem Thema Gesundheit und Krankheit, während Männer nachweislich viel seltener zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Auch bei präventiven BGM-Angeboten weisen sie eine signifikant geringere Teilnehmerquote als Frauen auf. Die Ansprache der männlichen Beschäftigten im Rahmen des BGM stellt viele Unternehmen daher vor eine besondere Herausforderung.
Herausforderung Männergesundheit
Alle BGM-Angebote sollten dahingehend überprüft werden, ob sie die Lebenswelten von Männern angemessen berücksichtigen. Zudem sollten ausgewählte Maßnahmen getrennt nach Geschlechtern angeboten werden. Die Motivation zur Teilnahme lässt sich bei Männern beispielsweise durch Challenges und Teamwettbewerbe steigern. Viele Männer erreicht man gut durch Herausforderungen und Wettkämpfe, um sich gegenseitig zu messen. Das Gewinnen von Preisen steigert zusätzlich die Motivation. Diese können beispielsweise in Form von Gutscheinen oder kleinen Sachpreisen individuell gestaltet werden.
Haben an den bisherigen Ernährungsprogrammen überwiegend weibliche Beschäftigte teilgenommen, sollten zukünftig auch die männlichen Mitarbeiter angesprochen werden. Dabei sollte die Ansprache für Männer anderes gestaltet werden als die für Frauen. Um Männer für das Thema Ernährung zu begeistern, kann das BGM-Programm zum Beispiel einen besonderen Slogan/ein besonderes Logo erhalten, die gezielt männliche Beschäftigte ansprechen. So könnte ein Ernährungskurs, der speziell Männer erreichen soll, etwa lauten: „Gesundes Grillen für starke Kerle“.
Auch der Einsatz digitaler Lösungen ist eine mögliche Maßnahme. Das digitale BGM spricht vor allem technik- beziehungsweise internetaffine Männer an. Die Erfahrung zeigt, dass durch den Einsatz von onlinebasierten Interventionen oder Apps, die Motivation und Partizipation dieser Zielgruppe erhöht werden kann. So werden z.B. durch die Nutzung von Fitness-Trackern (ggf. unter Verwendung sogenannter Wearables) Erfolge spielerisch visualisiert. Sie werden dadurch besser sichtbar und können gegebenenfalls zwischen Kollegen verglichen werden. Doch gibt es auch Männer, die lieber unbeobachtet an gesundheitsförderlichen Angeboten teilnehmen, so dass auch hierbei der Vorteil der Anonymität bei digitalen BGM-Angeboten greift.
Mütter in der „Sandwich-Position“: Job, Familie und Pflege
Frauen sind hingegen gesundheits- und BGM-affiner. Hier geht es deutlich um flankierende Maßnahmenangebote zur Vereinbarkeit von Job und Familie: Viele berufstätige Mütter sind einer hohen Doppelbelastung ausgesetzt. Neben der Arbeit kümmern sie sich um Kinderbetreuung und Erziehung, häufig auch um die Pflege von Angehörigen. Diese „Sandwich-Position“ von berufstätigen Frauen kann sich auf Dauer negativ auf den Gesundheitszustand auswirken.
Eine Vielzahl von Mitarbeitern legt großen Wert darauf, dass ihr Arbeitgeber familienfreundlich ist. Die Möglichkeit zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie verringert nicht nur die Stressbelastungen der Eltern, sie steigert auch deren Motivation und die Leistungsbereitschaft. Zudem können Ausfall- und Fehlzeiten gesenkt werden. Es hat sich gezeigt, dass familienfreundliche Arbeitgeber eine höhere Arbeitgeberattraktivität (Employer Branding) als andere Unternehmen aufweisen und sie schneller Fachkräfte gewinnen.
Viele Ideen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf finden Sie auch auf unserer IHK-Website.
Innerhalb des BGM können Kurse oder Seminare speziell für werdende Mütter und Väter angeboten werden. Impulsvorträge, wie man den beruflichen und familiären Anforderungen gerecht wird, können ebenfalls sehr hilfreich sein.
Familiensportfeste für Mitarbeiter und deren Familien fördern nicht nur die Gesundheit des Einzelnen, sondern stärken auch den Zusammenhalt sowie die Loyalität gegenüber der Firma, wodurch Mitarbeiter gerne und langfristig bei ihrem Arbeitgeber bleiben. Laden Sie auch die Mitarbeiter zu Veranstaltungen ein, die sich aktuell noch in Elternzeit befinden. Dadurch werden diese weiterhin in das Betriebsleben integriert und fühlen sich nicht isoliert vom Arbeitsalltag. Dadurch fällt es wesentlich leichter, nach einer Familienphase wieder in den Beruf zurückzukehren.
Kooperationen mit Dienstleistern von sogenannten Employee Assistance Programmen (EAP) sind eine weitere Maßnahme zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Ein EAP bietet Beratungen zu gesundheitlichen, beruflichen aber auch persönlichen Fragen. Es kann schnell und einfach ein Beratungstermin vereinbart werden. Ein wesentlicher Vorteil hierbei ist, dass die Beratung persönlich aber auch telefonisch oder durch spezielle Online-Tools erfolgen kann. Da die Finanzierung durch den Arbeitgeber pauschal erfolgt, ist die Anzahl der Beratungsgespräche offen und anonym.
Im Rahmen der Schichtarbeit müssen sich Beschäftigte auf wechselnde Arbeitszeiten einstellen. Diese Unregelmäßigkeiten haben einen negativen Einfluss auf die Gesundheit. Schichtarbeiter und Pendler sind enormen Belastungen ausgesetzt, die nachweislich zu negativen gesundheitlichen Folgen führen können. Gerade die Schichtarbeit hat durch die unregelmäßigen Arbeitszeiten eine große Auswirkung auf den Schlaf der Mitarbeiter, da es zur Verschiebung der Phasenlage von Arbeit und Schlaf kommt. Auch bei Pendlern kann ein Schlafdefizit nachgewiesen werden. Psychosomatische Beschwerden und ein höheres Stresslevel ist ebenfalls bei dieser Zielgruppe festzustellen.
In Betrieben mit Schichtdienst kann die Umsetzung von BGM-Maßnahmen aufgrund der unregelmäßigen Arbeitszeiten zu einer Herausforderung werden. Denn häufig können Beschäftigte mit wechselnden Schichten nicht an festterminierten Sportkursen oder Präventionsprogrammen teilnehmen. Auch die Zielgruppe der Pendler ist hiervon betroffen. Daher ist es von großer Bedeutung, dass die Bedürfnisse und besonderen Anforderungen dieser Zielgruppe bei der Gestaltung der BGM-Maßnahmen beachtet werden. Im Rahmen der Verhältnisprävention sollte der Arbeitgeber zudem gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel die Schichtmodelle optimieren und pendlerfreundlich agieren (flexible Regelung von Arbeitszeit und -ort, alternierende Homeoffice-Lösungen).
Eine mögliche BGM-Option sind auch digitale Lösungen. Digitale BGM-Programme können rund um die Uhr genutzt werden. Für die Nutzung wird lediglich ein internetfähiges Endgerät benötigt. Ziel ist es, im Bezug zum Schichtdienst gesundheitsförderliches Know-how zu vermitteln. Hierzu kann zum Beispiel ein individueller Chronotypen-Check durchgeführt werden. Als Chronotypen werden in der Chronobiologie die Kategorien von Menschen bezeichnet, die aufgrund der inneren biologischen Uhr physische Merkmale wie etwa Schlaf- und Wachphasen oder Leistungsvermögen zu unterschiedlichen Tageszeiten in unterschiedlicher Ausprägung besitzen. In Verbindung mit dem Schichtplan können dann Empfehlungen in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Bewegung und Stress gegeben werden.
Seminare, die sich explizit mit den Herausforderungen der Schichtarbeiter und Pendler befassen, können unterstützend angeboten werden. Vorstellbar sind Seminare zu Schlaf, Erholung, und Entspannung. Doch auch Themen, wie Ernährung und Bewegung im Schichtalltag können aufgenommen werden.
Ist es für die Schichtarbeiter und Pendler zeitlich nicht möglich an den Seminaren teilzunehmen, besteht die Option, dass sie sich die Seminare zu einem anderen Zeitpunkt digital anschauen können. Der Vorteil der Zeit- und Ortsunabhängigkeit greift auch hier. Die Entscheidung wann und wo sie etwas für ihre Gesundheit tun wollen, ist frei wählbar.
Der Arbeitsalltag von Mitarbeitern in der Verwaltung ist vor allem durch Bildschirmarbeit und Tätigkeiten im Sitzen gekennzeichnet. Daher ist es kein Wunder, dass gerade diese Zielgruppe einen enormen Bewegungsmangel vorweist. Muskel-Skelett-Erkrankungen stehen weit vorne bei den krankheitsbedingten Fehltagen. Die Arbeit im Büro wird überwiegend in statischer Haltung verrichtet. Dies führt zu Verspannungen und Beschwerden im Rücken.
Eine wichtige Maßnahme ist die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes. So sollte zum Beispiel auf eine richtige Einstellung von Bürostuhl und Bildschirm geachtet werden. Hierbei sollte insbesondere auf arbeitsplatznahe ergonomische Interventionen Wert gelegt werden. Um den Verspannungen und Schmerzen entgegenzuwirken, stellt eine regelmäßige Bewegung die oberste Priorität dar. Daher folgen viele Unternehmen dem Trend „Bewegte Pausen“. Kollegen können sich beispielsweise nach dem Mittagessen verabreden und eine Runde spazieren gehen. Auch besteht die Möglichkeit einen zertifizierten Trainer in das Unternehmen einzuladen. Sie zeigen den Mitarbeitern, wie sie mit geringem Aufwand einfach und effektive Übungen in ihren Arbeitsalltag integrieren können. Der Trend „Walking-Meetings“ zielt ebenfalls auf die Steigerung der Bewegung am Arbeitsplatz ab. Es ist nachgewiesen, dass Bewegung die Konzentrationsfähigkeit ebenso wie das kreative Denken fördert und somit die Produktivität steigert. Darüber hinaus stärkt es den Teamgeist.
Auch digitale BGM-Angebote können gerade bei Verwaltungsmitarbeitern hilfreich sein. Da sie über die technische Ausstattung an ihrem Arbeitsplatz verfügen, ist die digitale Ansprache von Mitarbeitern in der Verwaltung einfacher als bei anderen Zielgruppen. Über Newsletter können die Mitarbeiter über die Angebote informiert werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, zum Beispiel konkrete Rückenübungen oder kurze Videos im firmeninternen Newsletter zu platzieren, um die Mitarbeiter zum Mitmachen zu motivieren.
Online-Coaching-Plattformen und Gesundheitsplattformen sind bekannte digitale BGM-Instrumente. Hierüber wird den Mitarbeitern ermöglicht, Informationen über gesundheitsrelevante Themen zu erhalten und sich mit Dritten auszutauschen. Es besteht die Möglichkeit, dass BGM-Plattformen von externen Dienstleistern gestellt und von Krankenkassen bezuschusst werden. Erinnerungsfunktionen helfen den Mitarbeitern, nicht die Motivation zu verlieren. Plakate mit Übungen für den Arbeitsplatz können in den Büros aufgehängt werden, damit Mitarbeiter diese einfach und unkompliziert durchführen können.
Schritte-Wettbewerbe können zusätzlich die Motivation der Mitarbeiter steigern. Zudem wird nicht nur die Bewegung im Arbeitsalltag gesteigert, sondern auch in der Freizeit.
Ein gutes Instrument, zur Identifizierung potenzieller Risikogruppen stellt die Durchführung von regelmäßigen (anonymen) Mitarbeiterbefragungen dar. Gleichzeitig können die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter abgefragt werden und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
Einigen Mitarbeitern ist es häufig jedoch gar nicht bewusst, dass sie zu einer Risikogruppe zählen und ihr Verhalten ändern sollten. Daher ist das Anbieten von Gesundheitscheckups und Vorsorgeprogrammen eine sinnvolle Maßnahme, um frühzeitig gesundheitliche Risiken der Mitarbeiter aufzudecken und ihnen die Augen zu öffnen (Sensibilisierung). Insbesondere Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können in den meisten Fällen durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil positiv beeinflusst werden, sodass keine Arbeitsunfähigkeit folgen muss.
Ein Großteil der Menschen mit Risikofaktoren oder Volkskrankheiten sind sich dessen jedoch durchaus bewusst, überwinden ihren „inneren Schweinehund“ aber trotzdem nicht. Auch aufgrund von Schamgefühlen möchten sie teilweise lieber anonym und ungestört BGM-Angebote in Anspruch nehmen. Denn nicht jeder Kollege muss von den psychischen Belastungen oder Gewichtsproblemen des anderen wissen. Die Bereitstellung von externen BGM-Angeboten kann hierbei unterstützen. So wird es den Mitarbeitern ermöglicht, ungestört an Ernährungs- oder Sportprogrammen, Suchtpräventionen oder an Vorträgen zu spezifischen Krankheiten, teilzunehmen. Weiterhin können Mitarbeiter Soforthilfe (24/7) zum Beispiel bei akuten psychischen Belastungen erhalten und sich anonym per Video/Telefonanruf von Experten beraten lassen.
Aufsuchende BGM-Maßnahmen besonders erfolgsversprechend
Mitarbeiter, die zu einer Risikogruppe zählen, sind in der Regel weniger gesundheitsaffin und daher besonders schwer mit BGM-Maßnahmen zu erreichen. Für diese Beschäftigten sind externe Angebote wie Kooperationen mit Fitnessstudios oder ein Lauftreff weder überzeugend noch interessant. Vielversprechender sind sogenannte „aufsuchende“ Gesundheitsangebote, wobei die Mitarbeiter (in Einvernehmen) direkt an ihrem Arbeitsplatz und bestenfalls während der Arbeitszeit mit konkreten gesundheitsförderlichen Angeboten und Informationen konfrontiert werden. Es ist besonders wichtig, Risikogruppen mit niedrigschwelligen BGM-Maßnahmen zum ersten Schritt zu motivieren und dadurch idealerweise eine nachhaltige Verhaltensänderung zu erzielen, indem zum Beispiel deren intrinsische oder extrinsische Motivation geweckt wird.
In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt zunehmend verändert. Der Arbeitsalltag wird von einem hohen Arbeitstempo und einem enormen Zeit- und Termindruck geprägt. Zudem wird von den Beschäftigten ein immer höheres Maß an Flexibilität erwartet. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und privatem Leben zunehmend. Die ständige Erreichbarkeit und die gewaltige Informationsflut führt zu Belastungen bei den Beschäftigten. Statistiken zeigen, dass nicht nur die Fehltage und Krankheitsfälle aufgrund von psychischen Erkrankungen die zweithäufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehlzeiten sind. Auch der Anteil an Beschäftigten, die aufgrund psychischer Leiden frühzeitig in Rente gehen, steigt an.
Führungskräfte haben die Aufgabe Verhaltens- und Einstellungsveränderungen zu erkennen. Folgende Symptome können auf eine psychische Fehlbelastung hinweisen:
- Anstieg der Fehlzeiten
- Soziales Zurückziehen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Reagieren schnell gereizt
- Konzentrations- und Leichtsinnsfehler
Das frühzeitige Erkennen und präventives Entgegenwirken (Frühintervention) sind vor allem bei psychischen Belastungen enorm wichtig, um (Langzeit-)Erkrankungen und somit Absentismus zu verhindern. Doch auch das Phänomen des Präsentismus sollte reduziert werden. Präsentismus beschreibt das Verhalten von Arbeitnehmern, die trotz Krankheit zur Arbeit kommen, obwohl sie nicht voll leistungsfähig sind. Dadurch kommt es nicht nur zur Gefährdung von Kollegen, z.B. durch Ansteckung, sondern auch zu abnehmender Arbeitsqualität sowie Fehlern und Unfällen, was einen enormen Kostenfaktor für den Arbeitgeber darstellt. Aufgrund von geringerer Regenerationsmöglichkeit folgen dann nicht selten psychische Belastungen, was sich ebenfalls negativ auf die Produktivität auswirkt. Daher ist es wichtig, die Unternehmenskultur sowie den Umgang mit Krankheit, Gesundheit und Fehlzeiten zu optimieren, um somit das Verhalten der Arbeitnehmer positiv zu beeinflussen.
Der erste Schritt zur Identifikation psychischer Belastungen
Mitarbeiterbefragungen und Einzelgespräche, können zur gesetzlich vorgeschriebenen psychischen Gefährdungsanalyse herangezogen werden. Ebenso helfen Gesundheitsberichte der Krankenkassen oder Screenings im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge, um psychische Fehlbelastungen zu erkennen. Erst nachdem die psychischen Belastungen und Handlungsfelder identifiziert wurden, können entsprechende Maßnahmen entwickelt und durchgeführt werden. Drei Handlungsfelder:
1. Psychische Gesundheit stärken: Mitarbeiterentwicklung (besonders Führungskräfteentwicklung-/schulung, gesundes Führen), Unternehmenskultur stärken (Vertrauen, Respekt, transparente Kommunikation, Mitbestimmung, direkte Beteiligungsmöglichkeiten)
2. Betroffene unterstützen: Betriebliches Eingliederungsmanagement, Mitarbeiterberatungsprogramme (EAP): online, telefonisch oder persönlich, Führungskräfteschulungen, Meditations-/Achtsamkeits-App
3. Verhältnisse optimieren: Arbeits(platz)gestaltung und Arbeitsorganisation (u.a. Arbeitszeitregelungen, Jobrotation), Personalbedarfsermittlung und -planung, betriebliche Sozialleistungen und angemessene soziale Anerkennung und materielle Gratifikationen
UnternehmerInnen und Führungskräfte stellen einen kritischen Erfolgsfaktor für ein erfolgreiches BGM dar. Daher sollte dieser Zielgruppe besonders große Beachtung geschenkt werden. BGM muss von der gesamten Belegschaft gelebt werden. Als Bindeglied zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeiter nehmen Führungskräfte die wichtige Rolle eines Multiplikators und Vorbildes ein. Führungskräfte sollten daher nicht nur fachliche Voraussetzungen mitbringen, sondern auch über eine gewisse Sozialkompetenz verfügen, indem sie zum Beispiel bei Veränderungen der Mitarbeiter aufmerksam werden (Sensitivität). Zudem sollten Vorgesetzte nicht erst dann die Gesundheit thematisieren, wenn ein Mitarbeiter erkrankt ist, sondern bereits im Vorfeld die Belegschaft zur Teilnahme an gesundheitsförderlichen Maßnahmen motivieren und auch Informationen und Wissen weitergeben. Gleichermaßen sollten UnternehmerInnen/Führungskräfte einen gesundheitsorientierten Führungsstil verfolgen. Ein positives Arbeitsumfeld, indem gesund geführt wird, wirkt sich positiv auf Mitarbeiterzufriedenheit, Motivation und Leistungsfähigkeit aus. Da gesundes Führen in der Regel kein typischer Bestandteil der fachlichen Ausbildung ist, ist es sinnvoll in Führungskräfte-Coachings zu investieren. Dies lohnt sich für das Unternehmen in doppelter Hinsicht: zum einen steigt die Produktivität und zum anderen sinken die Fehlzeiten.
Ganzheitlicher Ansatz, permanente Pflege
Ein effektives und funktionierendes Gesundheitsmanagement fußt auf einem ganzheitlichen Ansatz, der die Arbeitsbedingungen, die Kommunikation und das seelische Wohlbefinden der Mitarbeiter einbezieht. Damit ergeben sich zahlreiche synergetische Effekte:
- Zeigt die Unternehmensleitung, dass sie die Probleme der Mitarbeiter erkennt und löst, drückt sie auch Wertschätzung für die Arbeit und das Engagement des Einzelnen aus.
- Arbeitsbedingungen, die Stress reduzieren, verbessern das Arbeitsklima, was sich dann wiederum positiv auf die psychische Belastung der Mitarbeiter auswirkt.
- Ganzheitliche Konzepte ermöglichen es, dort zuerst zu reagieren, wo die Probleme am größten sind, ohne das große Ganze aus dem Blick zu verlieren.
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist kein Selbstläufer
Wenn die ersten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter etabliert werden, genügt es nicht, die Aktivitäten einfach nur anzubieten. Die Obstschale im Pausenraum benötigt einen Mitarbeiter, der den Zustand der Früchte prüft und für eine appetitliche Präsentation sorgt. Die Betriebssportgruppe kommt ohne kompetente Trainer und Mitarbeiter, die die Termine koordinieren und immer wieder aktiv mögliche Teilnehmer werben, nicht aus. Büropflanzen, die eine gute Raumatmosphäre schaffen, brauchen Pflege. Deshalb ist es unerlässlich, für die Gesundheitsförderung einen freiwilligen Kümmerer zu finden, der mit Engagement und Begeisterung für die regelmäßige Durchführung sorgt. In der Regel wird der Kümmerer seine Aufgaben in Absprache und nach Ermessen der Unternehmensleitung in seiner Arbeitszeit machen. Zudem ist es wichtig, dass die Führungsmannschaft hinter den Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und Prävention steht und sich beteiligt. Ein Unternehmer oder Vorgesetzter, der selbst aktiv in der Betriebssportgruppe mitmacht, motiviert seine Mitarbeiter und tut auch etwas für die eigene Gesundheit. Zudem verbessert der sportlich-spielerische Kontakt das Betriebsklima und baut Hemmschwellen ab.
Ein weiterer wichtiger Punkt für den Erfolg ist die Ansprechbarkeit. Eine Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter sich vertrauensvoll an den Chef wenden können, wenn sie Ideen haben oder Unterstützung benötigen, fördert das seelische Wohlbefinden und den Erfolg von Programmen. Immerhin stehen für jeden Mitarbeiter bis zu 500 Euro pro Jahr steuerfrei für Prävention und Gesundheitsförderung zur Verfügung. Warum also nicht einem Mitarbeiter einen Bewegungskurs ermöglichen und den nächsten bei der Raucherentwöhnung unterstützen oder eine ganze Abteilung zum Antistresskurs schicken, wenn das Interesse besteht? Der Staat fördert solche Maßnahmen.
Vorgesetzte können gezielte Stresspuffer sein
Ein wichtiger Punkt beim betrieblichen Gesundheitsmanagement ist die Resilienz der Mitarbeiter. Menschen sind verschieden, die einen sind wahre Stehaufmännchen, die mit Druck, Stress und Rückschlägen sehr gut umgehen können. Andere reagieren auf Stress sehr empfindlich, die Resilienz der meisten liegt irgendwo dazwischen. Es ist kaum möglich, die natürliche Widerstandsfähigkeit des Menschen gegen psychisch belastende Situationen – sei es beruflich oder privat – signifikant zu verbessern. Aber Unternehmen können viel dafür tun, dass die Arbeitsbedingungen die Resilienz nicht verschlechtern. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements kann die Resilienz nicht separat verbessert werden. Viele verschiedene Maßnahmen tragen aber zu widerstandsfähigen Mitarbeitern bei, die gut mit Stress und Krisen umgehen können. Dazu gehören folgende Ansätze:
- Es ist sehr schädlich, Druck einfach weiterzugeben. Gutes Führen ist gesundes Führen. Daher sollten Mitarbeiter transparent und umfassend über eine Situation und Aufgabe informiert werden, sie brauchen Wertschätzung, Verantwortung und Entwicklungsmöglichkeiten. Siehe auch oben: Stichwort Gesund Führen
- Handlungsspielräume sollten, wenn es der Job erlaubt, eine Selbstverständlichkeit sein.
- Führungskräfte sollten Mitarbeiter auch in sozialen Fragen unterstützen und z. B. gemeinsam nach Lösungen für die Kinderbetreuung oder für Reha-Maßnahmen suchen.
- Ein stetiger Dialog mit den Beschäftigten ist wichtig, dazu muss eine offene Kommunikationskultur bestehen.
- Bewertungssysteme sollten wertschätzend sein. Kritik ist richtig und wichtig, es kommt immer darauf, wie diese vermittelt wird.
Persönliche Souveränität, Stabilität und Gemeinschaftsfähigkeit sind essenzielle Faktoren für ein gutes Betriebsklima und leistungsstarke und innovationsfreudige Mitarbeiter. An der Gestaltung eines solch produktiven Arbeitsumfeldes sind die Führungskräfte maßgeblich beteiligt. Deshalb sollten im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements auch Fortbildungen und Seminare zum Thema Führungsstil und Führungskompetenz angeboten und durchgeführt werden. Auch Workshops für Führungskräfte und Mitarbeiter tragen viel zu einer gesunden und damit auch produktiven Arbeitsumgebung bei.
Gesundheitsmanagement für Kleinunternehmer und Selbstständige
Selbstständige und Kleinunternehmer sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 60 Mitarbeitern haben eine besonders gute Ausgangsposition für ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement. Denn in kleinen Unternehmen kennen sich Vorgesetzte und Mitarbeiter gut. Selbst bei rund 60 Mitarbeitern sind zumindest alle vom Sehen her bekannt. Diese vergleichsweise große Vertrautheit in familiärer Arbeitsumgebung macht es besonders leicht, ungesunde Mechanismen zu erkennen und gesundheitsfördernde Maßnahmen erfolgreich und gezielt umzusetzen. Zudem ziehen Mitarbeiter engagierter mit, wenn Inhaber und Führungskräfte sichtbar mit gutem Beispiel vorangehen. Das ist in kleineren Betrieben leichter umzusetzen.
FAQ rund um das betriebliche Gesundheitsmanagement
Unter den Begriff des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) fallen alle Aktivitäten von Unternehmen, die Gesundheit von Beschäftigten zu schützen und langfristig zu bewahren. Der Gesetzgeber gibt dabei eine Reihe verpflichtender Maßnahmen vor, um Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Die jeweiligen Anforderungen finden sich in gesetzlichen Bestimmungen, Durchführungsverordnungen, Verwaltungsvorschriften sowie ministeriellen Erlassen. Darüber hinaus sind auch die Berufsgenossenschaften als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung berechtigt, eigenständige Rechtsvorschriften und Durchführungsverordnungen zu erlassen.
Zusätzlich können die Betriebe ihren Beschäftigten eine freiwillige Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) anbieten. Sie dient der Prävention von Erkrankungen, die mit dem Arbeitsplatz in Zusammenhang stehen. In den meisten Fällen zielen diese Angebote auf Ergonomie und Bewegung, auf Entspannung und Stressbewältigung sowie eine bessere Ernährung ab. Allerdings sind die Grenzen zwischen Pflicht und Kür in den vergangenen Jahren durchlässiger geworden.
Das betriebliche Gesundheitsmanagement kommt als ganzheitlicher Ansatz zur Gesundheitsförderung in folgenden Bereichen zum Einsatz:
- Personal- und Organisationsentwicklung
- Fehlzeitenmanagement
- Arbeits- und Gesundheitsschutz
- Betriebliches Eingliederungsmanagement
- Betriebliche Gesundheitsförderung
Besonders in den Themenbereichen betriebliche Gesundheitsförderung, Fehlzeitenmanagement und Arbeits- und Gesundheitsschutz sind präventive Maßnahmen gefragt, die verhindern, dass es zu Ausfällen oder Leistungsminderungen durch Krankheit oder Unfall kommt.
Ganz im Sinne des Präventionsgesetzes legen immer mehr Unternehmer Wert auf Vorsorge. Das betriebliche Gesundheitsmanagement versucht, die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten, anstatt erkrankten Mitarbeitern bei der Genesung und Wiedereingliederung zu helfen. Dabei verschiebt sich der Fokus der Präventionsmaßnahmen immer mehr in den Bereich der psychischen Gesundheit. Arbeitnehmer leiden verstärkt unter psychischen Problemen. Besonders belastend sind die hohen Anforderungen an die Flexibilität, die Arbeitszeiten, unruhige Erwerbsbiografien durch viele Befristungen, Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung. Gerade hier bietet das betriebliche Gesundheitsmanagement Möglichkeiten, gegenzusteuern und psychische Erkrankungen zu vermeiden.
Zusammenfassung
Betriebliches Gesundheitsmanagement wird in Zeiten des Fachkräftemangels und des anstehenden Renteneintritts der Baby-Boomer immer wichtiger. Einerseits unterstützen Unternehmen durch Präventionsmaßnahmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und sorgen so dafür, dass die Belegschaft bis zum Renteneintrittsalter gesund und leistungsfähig bleibt. Auf der anderen Seite sind Unternehmen, die in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren, für junge Fachkräfte als Arbeitgeber besonders attraktiv. Damit zahlt sich das betriebliche Gesundheitsmanagement gleich doppelt aus. Wichtig für den Erfolg ist, gezielt solche Maßnahmen anzubieten, die den Mitarbeitern tatsächlich helfen. Das Gießkannenprinzip funktioniert nicht, denn jeder Betrieb und jede Belegschaft ist anders. Deshalb ist es wichtig, im Vorfeld zu evaluieren, welchen gesundheitlichen Gefahren die eigenen Mitarbeiter ausgesetzt sind und welche Maßnahmen die Situation verbessern können. Im Idealfall werden die Mitarbeiter frühzeitig an den Planungen beteiligt, das erhöht die Akzeptanz und steigert das Engagement. Zudem sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob die Maßnahmen ihren Zweck erfüllen, oder ob Änderungen vorgenommen werden sollten.
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Weitere externe Informationen
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
- Faktenblätter, Tools und Praxisbeispiele – BGM-Basics
- Leitfaden Prävention
- Kein Stress mit dem Stress – Qualifikationskriterien für das BGM
- Bayerischer Präventionsplan
- BGM: Best Practice Mawa GmbH
- BGM: Trendthema BGM neu denken
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