Verkaufs- und Umverpackungen
Folgende vier Parameter für recyclingfreundliche Packungen bieten Orientierung, um die Recyclingfähigkeit bestehender Verpackungen für das werkstoffliche Recycling einzuschätzen: Material, Restentleerung, Farbe/Druck und Etiketten/Banderole. Details finden Sie im Leitfaden
.
Beispiel Waschmittel
Aktuelle Verpackung: Kunststoffflaschen mit fest verklebten Etiketten oder großen bedruckten Banderolen aus Kunststoff. Die Etiketten können in der Recyclinganlage nur schwer abgetrennt werden. Bedrucktes Kunststoffsubstrat erschwert das Recycling. Wird es recycelt, kann es nur für Produkte in dunklen Farben eingesetzt werden, da ein erneutes Einfärben des Regranulats schwierig ist.
Lösungsansatz: Ein vollständig recycelbarer Standbodenbeutel mit abnehmbarer Banderole, da diese nur am Rand mit dem Beutel verschweißt ist. Nach Gebrauch wird die äußere Banderole vom Innenteil der Verpackung in der Recyclinganlage „entkleidet“, so
dass beide Komponenten geschreddert und in separate Recyclingströme sortiert werden können. Damit ist die Beutelverpackung aus Polyethylen zu 100 % recycelbar. Auf Haftvermittler und Klebstoffe wird verzichtet. Die Ausgießöffnung und der Deckel bestehen ebenso aus Polyethylen. Nach dem Recycling erhält man ein Rezyklat in einer guten Qualität.
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Beispiel Pflanztopf
Aktuelle Verpackung: Pflanztöpfe sind in der Regel ein Wegwerfprodukt. Nach dem Umtopfen landet der zumeist aus Kunststoff bestehende Topf normalerweise direkt im Müll oder im gelben Sack.
Lösungsansatz: Das Unternehmen meinwoody.de aus der Nähe von Coburg in Oberfranken hat einen Pflanztopf auf der Basis eines nachwachsenden Rohstoffs (Hanffasern) entwickelt, produziert wird regional in Oberfranken. Innerhalb weniger Jahre verrottet der Pflanztop rückstandsfrei im Boden, die Pflanze kann samt Topf eingepflanzt
werden. Das Pflanzenwachstum wird zudem durch den Verbund von Hanffaser und Wurzelballen begünstigt.
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Serviceverpackungen
Weglassen oder auf Mehrweg umstellen
In vielen Fällen ist die Serviceverpackung nicht unbedingt notwendig. Oft hilft es bereits, beim Kunden nachzufragen, ob er eine zusätzliche Verpackung wünscht (z.B. bei Blumen, Backwaren). Auch werden im Einzelhandel immer mehr Alternativen (z.B. Mehrweg-Tragetaschen, Mehrwegbehältnisse) angeboten.
Tip: Die Initiative „Einmal ohne, bitte“ unterstützt Händler dabei, in den verpackungsfreien
Verkauf einzusteigen. Käufer können eigene Verpackungen (Beutel, Tüten, Dosen) mitbringen, wenn sie frische Ware zum Beispiel an der Bäcker, Fleisch- oder Käsetheke einkaufen. Mehr Informationen zur Initiative hier Link zur Initiative "Einmal ohne, bitte"
Verpackungsmaterial und -größe prüfen
Da die Serviceverpackungen oft eine kurze Lebensdauer haben, sollte überprüft werden, ob das Material und die Verpackungsgröße zum Produkt passen. Eventuell kann die Verpackung auch dünner und somit materialsparender gestaltet werden. Serviceverpackungen sollten aus nur einem Material bestehen und nicht mit weiteren
Etiketten beklebt werden.
Weiternutzen
Serviceverpackungen (vor allem aus Papier) eignen sich oft zur Weiternutzung. So kann die Brötchentüte, wenn nicht vermeidbar, z.B. als eigene Provianttüte genutzt werden. Ein Hinweis für den Verbraucher, z.B. direkt auf der Serviceverpackung, kann hier helfen.
Transport- und Versandverpackungen
Für Verpackungen, die dem Transport oder Versand von Produkten dienen, gelten
hinsichtlich des Materialeinsatzes ähnliche Kriterien wie bei anderen Verpackungen. Es sollte möglichst angepasstes oder Monomaterial verwendet werden. Auf große Kunststoffetiketten sollte verzichtet werden. Beim Füllmaterial gilt es zu überprüfen, ob die Menge der Befüllung mit den Anforderungen an den Produktschutz übereinstimmt – vielleicht kann teilweise oder ganz auf Füllmaterial verzichtet werden. Was das Füllmaterial angeht, gibt es eine große Palette an Materialien zur Auswahl. Neben Kunststoffen und Styropor gibt es gute Alternativen, z.B. aus recyceltem Papier.
Vor allem bei Transportverpackungen lohnt sich der Blick auf Mehrwegkonzepte. Im
Angebot sind bepfandete Paletten sowie alle Formen von wiederverwendbaren Kästen,
Steigen und Boxen.
Beispiel angepasste Versandverpackungen
Aktuelle Verpackung: Versandverpackungen ermöglichen oder unterstützen den Transport und Versand von Waren. Die Versandverpackungen sind jedoch häufig nicht auf das zu befördernde Produkt abgestimmt. Die Folge sind zu große Verpackungen, viel Füllmaterial, Retouren wegen Transportschäden und damit hoher Transportaufwand und
Ressourcenverbrauch.
Lösungsansatz: Die Firma Manyfolds, ein Start-up aus München, bietet ein Web-App-System zur maßgeschneiderten Erstellung von Versandverpackungen mit passenden Einlagen an. Der Kunde gibt Länge x Breite x Höhe der Versandware ein oder lädt 3D-Dateien hoch. In wenigen Sekunden wird die Verpackungslösung automatisch generiert
und nach wenigen Tagen geliefert. Neben der Optimierung der Umverpackungsgröße
werden die Waren durch die Einlagen sicher fixiert, sodass Füllmaterial nicht mehr notwendig ist. Außerdem wird durch die individuelle Anpassung der Verpackung der Aufwand für Transport, Lagerung und Retouren aufgrund von Transportschäden deutlich vermindert. Zukünftig werden Geschäfte, Onlinehändler oder Paketdienstleister ein Bürokopierergroßes Gerät mieten können, um die größenoptimierten Verpackungen sofort vor Ort zu produzieren.
Weitere Informationen zur angepassten Verpackung
Beispiel Versand für kühlpflichtige Waren
Aktuelle Verpackung: Für den Versand von kühlpflichtigen Waren werden meist Verpackungen aus geschäumtem Polystyrol (EPS) verwendet, die nur bedingt recycelt werden können. Für die Herstellung ist ein hoher Einsatz an Ressourcen notwendig und es wird dabei viel CO2 ausgestoßen.
Lösungsansatz: Die easy2cool GmbH aus München hat sich demnach zum Ziel gesetzt, ein alternatives, umweltschonendes Isolationsmaterial für den Frische- und Tiefkühl-Versand verschiedener Waren zu entwickeln. Dabei nutzt easy2cool recyceltes Altpapier, was in einem patentierten Verfahren zu Zellulosefasern verarbeitet und anschließend zu
Isoliermatten und -taschen weiterverarbeitet wird. Für die Herstellung des Isoliermaterials
„paperfloc“ werden Stanzabfälle aus regionaler Kartonage-Produktion verwendet, um den CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Auch wird bei der Produktion nur ein Bruchteil der Energie benötigt wie bei einer vergleichbaren EPS-Verpackung.
Weitere Informationen zum Versand kühlpflichtiger Waren
Pfand- und Mehrwegsysteme
Immer mehr Unternehmen setzen statt auf Einweg- auf Mehrwegsysteme. Diese werden nach Gebrauch zurückgenommen, gereinigt und wieder befüllt. Die Vorteile liegen im geringeren Rohstoff- und Energieverbrauch bei der Herstellung – da weniger
Verpackungen produziert werden – sowie geringeren Abfallmengen in Unternehmen und Haushalten. Mehrwegsysteme sind bekannt für Getränke- und Molkereiprodukte, bieten sich aber auch für andere Produkte in der Industrie oder für Transportverpackungen an. Europaletten, Gitterboxen und Kunststoffkisten mit und ohne Deckel sind gute Beispiele für Mehrwegbehälter in der Industrie. Die Umstellung auf Mehrwegsysteme erfordert eine Anpassung der Logistik sowie Investitionen für Reinigung und Wiederbefüllung. Dieser Aufwand kann sich aber lohnen. Zudem fordert die neue EU-Verpackungsverordnung eine feste Mehrwegquote für die meisten Transportverpackungen von mindestens 40 % ab 2030, im Inland-Versand oder mit verbundenen Unternehmen sogar 100 %.
Beispiel Wiederverwendbare Transportbox
Aktuelle Verpackung: Im Onlinehandel werden die Produkte überwiegend in Kartonage verpackt und an den Endkunden versendet. Die Kartons landen meist nach einmaligem Gebrauch im Müll.
Lösungsansatz: Das 2021 gegründete Münchner Start-up hey circle GmbH hat ein Versandsystem auf Basis von wiederverwendbaren Boxen und Taschen entwickelt. Die Boxen und Taschen gibt es in 9 verschiedenen Größen von Warenpost-Größe bis Teilpalettenmaß. Sie sind auf 50 Umläufe ausgelegt und sparen so CO2-Emissionen und Abfall im Vergleich zum Einsatz von Einwegkartons. Sie werden mit einem Reißverschluss
verschlossen und mit einer Plombe gesichert. Etiketten lassen sich spurlos abziehen,
die Oberfläche ist leicht zu reinigen.
Alle Verpackungen werden an den jeweiligen Versender zurückgeschickt. Im Einsatz sind die Boxen und Taschen vor allem überall da, wo es keine leeren Rücksendungen gibt. Hier lässt sich im Vergleich zur Einweg-Verpackung durchschnittlich die Hälfte an Verpackungskosten sparen. Im B2C-Onlinehandel unterstützt hey circle mit einer IT-Lösung die Rückführung.
Weitere Informationen zur wiederverwendbaren Tranxportbox
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