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Ratgeber

Nachhaltige Verpackungen

Vermehrtes Plastikaufkommen, neue Verpackungsmaterialien, regulatorische Anforderungen - Verpackungen sind ein Thema. Unser aktualisierter BIHK-Leitfaden unterstützt Sie dabei, ein nachhaltiges Verpackungskonzept zu entwickeln.

Inhalt

Warum sind nachhaltige Verpackungen ein Thema?

Verpackungen sind in den meisten Fällen unerlässlicher Bestandteil des Produkts. Neben dem Schutz des Produkts bei Herstellung, Lagerung, Transport und Verkauf werden durch Verpackungen oft Hygienebestimmungen erfüllt und eine verlängerte Haltbarkeit gewährleistet. Auch Produktkennzeichnungspflichten werden erfüllt, indem auf die Verpackung Informationen zu Produkt und Hersteller sowie zu dessen
Handhabung und Inhaltsstoffen aufgedruckt werden.

Aufgrund der Funktionen von Verpackungen bieten diese vielfältige Anwendungsbereiche und stellen als gebrauchte Verpackungen („Post-Consumer“) den größten Teil der Abfälle aus privaten Haushalten dar. Die Menge steigt seit Jahren: So fielen beispielsweise im Jahr 2022 in Deutschland 19 Mio. Tonnen Verpackungsmüll an. Besonders stark wächst dabei der Anteil von Kunststoffverpackungen. Allein im Jahr 2022 hat dieser um 3,8 % im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Die Gründe dafür liegen in der Zunahme von Kleinverpackungen und Onlinehandel sowie im Trend zu Fertigprodukten und dem Verzehr von Lebensmitteln für unterwegs („To-go“).

Stoffkreisläufe schließen, Verpackungen einsparen und nachhaltiger bzw. recyclingfähiger
konzipieren – das sind Herausforderungen, mit denen Verpackungsdesigner und Produzenten aus Industrie und Handel bereits jetzt konfrontiert sind. Der Gesetzgeber
arbeitet aktuell an neuen strengeren Vorgaben. So enthält beispielsweise das
EU-Kreislaufwirtschaftspaket mit der im Dezember 2024 verabschiedeten EU-Verpackungsverordnung (PPWR) weitere ambitionierte Ziele und Vorgaben. Demnach
werden unter anderem der Einsatz von Materialien mit hoher Recyclingfähigkeit samt
Reduzierung der Komplexität verschiedener Materialien, Mindestanteile an Rezyklaten
oder auch Mehrwegverpackungen verpflichtend.

Nach geltendem nationalem Verpackungsgesetz müssen Inverkehrbringer von Verpackungen für deren Verwertung und die zugehörige Logistik aufkommen. Dafür werden die systembeteiligungspflichtigen Verpackungen bei einem Anbieter der Dualen Systeme beteiligt. Für die Dualen Systeme gelten seit dem 01.01.2022 Recyclingquoten gemäß § 16 Abs. 2 Verpackungsgesetz.

Vor allem die Kunststoffe stehen im Fokus der öffentlichen und politischen Diskussion.
Davon zeugen die seit dem Jahr 2018 auf EU-, Bundes- und Länderebene verabschiedeten Strategien, wie die Plastikstrategie, die Verbote von kunststoffhaltigen
Einwegprodukten durch die Europäische Kommission und der Beschluss zur Vermeidung
von Kunststoffabfällen.

Die Systembetreiber, also die Unternehmen der Dualen Systeme, die den Verpackungsabfall sammeln, sortieren und recyceln, müssen die vorgegebenen Recyclingquoten einhalten. Sie sind außerdem angehalten, ihre Gebührensysteme anzupassen. Das heißt: Niedrigere Verpackungslizenzen für recyclingfähigere Verpackungen. Darüber hinaus wünschen sich auch die Verbraucher weniger Verpackungen, und, wenn diese schon erforderlich sind, dann nachhaltigere Alternativen. Große Produzenten und Handelsketten haben daher bereits begonnen, ihre Verpackungskonzepte, z.B. von Eigenmarken, zu überdenken und recyclingfähiger zu gestalten.

Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Aussagen unseres aktualisierten BIHK-Leitfadens. Die Details finden Sie hier .

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Zum kompletten Leitfaden: Recyclingfähige und nachhaltige Verpackungen

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Welche Arten von Verpackungen gibt es?

Verkaufs- und Umverpackung

Die Verkaufsverpackung bildet üblicherweise mit dem Produkt eine Einheit, das heißt sie schützt das Produkt entlang der Lieferkette über eine definierte Lebensdauer und bei bestimmten Umgebungsbedingungen (Temperatur, Feuchte etc.). Eine Umverpackung hingegen umschließt eine oder mehrere Verkaufseinheiten oder dient der Bestückung von Verkaufsregalen.
Die Verkaufs- oder Umverpackung enthält zudem wichtige Informationen zum Produkt (Inhaltsstoffe, Handhabung, Hersteller). Zur Verkaufs- oder Umverpackung zählen auch Etiketten, Banderolen oder Verschlüsse (diese fallen im Übrigen auch unter die Verpackungsregulierung). Es wird zwischen steifen (z.B. Flaschen, Dosen, Container und Schalen) und flexiblen (alle Formen von Folien, Beuteln und Taschen) Verpackungen unterschieden.

Serviceverpackung

Serviceverpackungen werden im Laden direkt (vom Letztvertreiber) mit Ware befüllt, um den Transport nach Hause oder den direkten Verzehr zu erleichtern. Zu den Serviceverpackungen zählen beispielsweise Brötchentüten, Tragetaschen, Coffee-to-go-Becher oder Obst- und Gemüsetüten.

Versandverpackung

Eine Versandverpackung ermöglicht oder unterstützt den Versand von Waren. Zu Versandverpackungen zählen beispielsweise Versandkartons, Versandbeutel, Briefumschläge sowie auch Füllmaterial, Umreifungen oder Klebebänder. Die Versandverpackungen enden im Gegensatz zu den Transportverpackungen beim Endverbraucher, also z.B. in privaten Haushalten.

Transportverpackung

Transportverpackungen sind Verpackungen, welche die Handhabung und den Transport von Waren erleichtern und Transportschäden vermeiden. Sie verbleiben zumeist im Handel oder werden durch den Transporteur direkt wieder mitgenommen. Dazu zählen z.B. Paletten, offene Halbkartons oder Stretch- sowie Schrumpffolien. Mit Ausblick auf die PPWR fallen auch Großgebinde, innerbetriebliche Transporte oder Ladungsträger unter diese Definition.

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Was versteht man unter Recycling?

Recycling

Recycling ist jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen,
Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden. Es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, nicht aber die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind.

Werkstoffliche (mechanische) Verwertung

Werkstoffliche (mechanische) Kunststoffverwertung ist die Aufbereitung zu
verarbeitungsfähigen Granulaten bzw. Rezyklaten. Die Kunststoffabfälle werden zerkleinert, gereinigt und regranuliert. Der zu recycelnde Stoff bleibt als Material erhalten, die Polymerstruktur bleibt dabei nahezu unverändert. Eine hohe Qualität bei den Eingangsmaterialien ist eine wesentliche Voraussetzung, um verschiedene
Rohstoffe in der Weiterverarbeitung bestmöglich voneinander zu trennen.

Chemische (rohstoffliche) Verwertung

Chemische (rohstoffliche) Kunststoffverwertung basiert auf der Zerlegung des
Ausgangsstoffes mithilfe von Pyrolyse, Solvolyse oder Depolymerisation in seine
chemischen Grundstoffe (z.B. Öl). Diese werden im Anschluss erneut als Rohstoff für
neue Kunststoffe genutzt. Damit stellt dieses Recyclingverfahren eine Ergänzung zur mechanischen Verwertung dar und kann zur Aufbereitung von Abfallströmen angewendet werden, die sich nicht oder nur unzureichend durch werkstoffliches Recycling verwerten lassen. So können beispielsweise auch verschmutzte oder gemischte
Kunststoffabfälle wie alte Autoreifen, abgenutzte Matratzen, oder Verpackungsabfälle aus Verbundmaterial in hoher Qualität recycelt werden. Bei diesem Verfahren entsteht allerdings im Unterschied zum werkstofflichen Recycling kein Regranulat, sondern ein Sekundärrohstoff, wie Pyrolyseöl. Der zusätzlich erforderliche Prozessschritt für die Erzeugung von Rezyklat aus Pyrolyseöl führt zu einem höheren Gesamtenergiebedarf als beim mechanischen Recycling. Außerdem wird neben dem hohen Energieverbrauch auch der geringe Output der Pyrolyse und die Toxizität des Prozesses angeführt.

Biologische Verwertung

Biologische Verwertung heißt, organische Abfälle werden durch Kompostierung bzw. Vergärung aufbereitet und als Kompost bzw. direkt als Häckselgut genutzt. Der Bezug zu biologisch abbaubaren Kunststoffen bei Verpackungen wird im Leitfaden in Kapitel 3.3 gezogen.

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Wie kann man die Wiederverwertbarkeit von Verpackungen verbessern?

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Verkaufs- und Umverpackungen

Folgende vier Parameter für recyclingfreundliche Packungen bieten Orientierung, um die Recyclingfähigkeit bestehender Verpackungen für das werkstoffliche Recycling einzuschätzen: Material, Restentleerung, Farbe/Druck und Etiketten/Banderole. Details finden Sie im Leitfaden .

Beispiel Waschmittel

Aktuelle Verpackung: Kunststoffflaschen mit fest verklebten Etiketten oder großen bedruckten Banderolen aus Kunststoff. Die Etiketten können in der Recyclinganlage nur schwer abgetrennt werden. Bedrucktes Kunststoffsubstrat erschwert das Recycling. Wird es recycelt, kann es nur für Produkte in dunklen Farben eingesetzt werden, da ein erneutes Einfärben des Regranulats schwierig ist.

Lösungsansatz: Ein vollständig recycelbarer Standbodenbeutel mit abnehmbarer Banderole, da diese nur am Rand mit dem Beutel verschweißt ist. Nach Gebrauch wird die äußere Banderole vom Innenteil der Verpackung in der Recyclinganlage „entkleidet“, so
dass beide Komponenten geschreddert und in separate Recyclingströme sortiert werden können. Damit ist die Beutelverpackung aus Polyethylen zu 100 % recycelbar. Auf Haftvermittler und Klebstoffe wird verzichtet. Die Ausgießöffnung und der Deckel bestehen ebenso aus Polyethylen. Nach dem Recycling erhält man ein Rezyklat in einer guten Qualität.

Mehr Informationen zum Waschmittel

Beispiel Pflanztopf

Aktuelle Verpackung: Pflanztöpfe sind in der Regel ein Wegwerfprodukt. Nach dem Umtopfen landet der zumeist aus Kunststoff bestehende Topf normalerweise direkt im Müll oder im gelben Sack.

Lösungsansatz: Das Unternehmen meinwoody.de aus der Nähe von Coburg in Oberfranken hat einen Pflanztopf auf der Basis eines nachwachsenden Rohstoffs (Hanffasern) entwickelt, produziert wird regional in Oberfranken. Innerhalb weniger Jahre verrottet der Pflanztop rückstandsfrei im Boden, die Pflanze kann samt Topf eingepflanzt
werden. Das Pflanzenwachstum wird zudem durch den Verbund von Hanffaser und Wurzelballen begünstigt.

Mehr Informationen zum Pflanztopf

Serviceverpackungen

Weglassen oder auf Mehrweg umstellen

In vielen Fällen ist die Serviceverpackung nicht unbedingt notwendig. Oft hilft es bereits, beim Kunden nachzufragen, ob er eine zusätzliche Verpackung wünscht (z.B. bei Blumen, Backwaren). Auch werden im Einzelhandel immer mehr Alternativen (z.B. Mehrweg-Tragetaschen, Mehrwegbehältnisse) angeboten.

Tip: Die Initiative „Einmal ohne, bitte“ unterstützt Händler dabei, in den verpackungsfreien
Verkauf einzusteigen. Käufer können eigene Verpackungen (Beutel, Tüten, Dosen) mitbringen, wenn sie frische Ware zum Beispiel an der Bäcker, Fleisch- oder Käsetheke einkaufen. Mehr Informationen zur Initiative hier Link zur Initiative "Einmal ohne, bitte"

Verpackungsmaterial und -größe prüfen

Da die Serviceverpackungen oft eine kurze Lebensdauer haben, sollte überprüft werden, ob das Material und die Verpackungsgröße zum Produkt passen. Eventuell kann die Verpackung auch dünner und somit materialsparender gestaltet werden. Serviceverpackungen sollten aus nur einem Material bestehen und nicht mit weiteren
Etiketten beklebt werden.

Weiternutzen

Serviceverpackungen (vor allem aus Papier) eignen sich oft zur Weiternutzung. So kann die Brötchentüte, wenn nicht vermeidbar, z.B. als eigene Provianttüte genutzt werden. Ein Hinweis für den Verbraucher, z.B. direkt auf der Serviceverpackung, kann hier helfen.

Transport- und Versandverpackungen

Für Verpackungen, die dem Transport oder Versand von Produkten dienen, gelten
hinsichtlich des Materialeinsatzes ähnliche Kriterien wie bei anderen Verpackungen. Es sollte möglichst angepasstes oder Monomaterial verwendet werden. Auf große Kunststoffetiketten sollte verzichtet werden. Beim Füllmaterial gilt es zu überprüfen, ob die Menge der Befüllung mit den Anforderungen an den Produktschutz übereinstimmt – vielleicht kann teilweise oder ganz auf Füllmaterial verzichtet werden. Was das Füllmaterial angeht, gibt es eine große Palette an Materialien zur Auswahl. Neben Kunststoffen und Styropor gibt es gute Alternativen, z.B. aus recyceltem Papier.

Vor allem bei Transportverpackungen lohnt sich der Blick auf Mehrwegkonzepte. Im
Angebot sind bepfandete Paletten sowie alle Formen von wiederverwendbaren Kästen,
Steigen und Boxen.

Beispiel angepasste Versandverpackungen

Aktuelle Verpackung: Versandverpackungen ermöglichen oder unterstützen den Transport und Versand von Waren. Die Versandverpackungen sind jedoch häufig nicht auf das zu befördernde Produkt abgestimmt. Die Folge sind zu große Verpackungen, viel Füllmaterial, Retouren wegen Transportschäden und damit hoher Transportaufwand und
Ressourcenverbrauch.

Lösungsansatz: Die Firma Manyfolds, ein Start-up aus München, bietet ein Web-App-System zur maßgeschneiderten Erstellung von Versandverpackungen mit passenden Einlagen an. Der Kunde gibt Länge x Breite x Höhe der Versandware ein oder lädt 3D-Dateien hoch. In wenigen Sekunden wird die Verpackungslösung automatisch generiert
und nach wenigen Tagen geliefert. Neben der Optimierung der Umverpackungsgröße
werden die Waren durch die Einlagen sicher fixiert, sodass Füllmaterial nicht mehr notwendig ist. Außerdem wird durch die individuelle Anpassung der Verpackung der Aufwand für Transport, Lagerung und Retouren aufgrund von Transportschäden deutlich vermindert. Zukünftig werden Geschäfte, Onlinehändler oder Paketdienstleister ein Bürokopierergroßes Gerät mieten können, um die größenoptimierten Verpackungen sofort vor Ort zu produzieren.

Weitere Informationen zur angepassten Verpackung

Beispiel Versand für kühlpflichtige Waren

Aktuelle Verpackung: Für den Versand von kühlpflichtigen Waren werden meist Verpackungen aus geschäumtem Polystyrol (EPS) verwendet, die nur bedingt recycelt werden können. Für die Herstellung ist ein hoher Einsatz an Ressourcen notwendig und es wird dabei viel CO2 ausgestoßen.

Lösungsansatz: Die easy2cool GmbH aus München hat sich demnach zum Ziel gesetzt, ein alternatives, umweltschonendes Isolationsmaterial für den Frische- und Tiefkühl-Versand verschiedener Waren zu entwickeln. Dabei nutzt easy2cool recyceltes Altpapier, was in einem patentierten Verfahren zu Zellulosefasern verarbeitet und anschließend zu
Isoliermatten und -taschen weiterverarbeitet wird. Für die Herstellung des Isoliermaterials
„paperfloc“ werden Stanzabfälle aus regionaler Kartonage-Produktion verwendet, um den CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Auch wird bei der Produktion nur ein Bruchteil der Energie benötigt wie bei einer vergleichbaren EPS-Verpackung.

Weitere Informationen zum Versand kühlpflichtiger Waren

Pfand- und Mehrwegsysteme

Immer mehr Unternehmen setzen statt auf Einweg- auf Mehrwegsysteme. Diese werden nach Gebrauch zurückgenommen, gereinigt und wieder befüllt. Die Vorteile liegen im geringeren Rohstoff- und Energieverbrauch bei der Herstellung – da weniger
Verpackungen produziert werden – sowie geringeren Abfallmengen in Unternehmen und Haushalten. Mehrwegsysteme sind bekannt für Getränke- und Molkereiprodukte, bieten sich aber auch für andere Produkte in der Industrie oder für Transportverpackungen an. Europaletten, Gitterboxen und Kunststoffkisten mit und ohne Deckel sind gute Beispiele für Mehrwegbehälter in der Industrie. Die Umstellung auf Mehrwegsysteme erfordert eine Anpassung der Logistik sowie Investitionen für Reinigung und Wiederbefüllung. Dieser Aufwand kann sich aber lohnen. Zudem fordert die neue EU-Verpackungsverordnung eine feste Mehrwegquote für die meisten Transportverpackungen von mindestens 40 % ab 2030, im Inland-Versand oder mit verbundenen Unternehmen sogar 100 %.

Beispiel Wiederverwendbare Transportbox

Aktuelle Verpackung: Im Onlinehandel werden die Produkte überwiegend in Kartonage verpackt und an den Endkunden versendet. Die Kartons landen meist nach einmaligem Gebrauch im Müll.

Lösungsansatz: Das 2021 gegründete Münchner Start-up hey circle GmbH hat ein Versandsystem auf Basis von wiederverwendbaren Boxen und Taschen entwickelt. Die Boxen und Taschen gibt es in 9 verschiedenen Größen von Warenpost-Größe bis Teilpalettenmaß. Sie sind auf 50 Umläufe ausgelegt und sparen so CO2-Emissionen und Abfall im Vergleich zum Einsatz von Einwegkartons. Sie werden mit einem Reißverschluss
verschlossen und mit einer Plombe gesichert. Etiketten lassen sich spurlos abziehen,
die Oberfläche ist leicht zu reinigen.
Alle Verpackungen werden an den jeweiligen Versender zurückgeschickt. Im Einsatz sind die Boxen und Taschen vor allem überall da, wo es keine leeren Rücksendungen gibt. Hier lässt sich im Vergleich zur Einweg-Verpackung durchschnittlich die Hälfte an Verpackungskosten sparen. Im B2C-Onlinehandel unterstützt hey circle mit einer IT-Lösung die Rückführung.

Weitere Informationen zur wiederverwendbaren Tranxportbox

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Tipps für Händler

Im Handel werden Waren verschiedener Hersteller beschafft, zu einem Sortiment
zusammengefügt und an gewerbliche oder private Kunden im stationären oder im Onlinehandel verkauft. Über die Auswahl des Sortiments sowie der Service-, Versandund
Transportverpackungen besteht auch für die Händler ein großer Einfluss auf Menge und Beschaffenheit der Verpackungen. Wenn Sie Ihre Verpackungen erweitern oder umstellen wollen, binden Sie Ihre Kunden frühzeitig ein und kommunizieren Sie die Umstellung.

Beispiel unverpackt einkaufen

Aktuelle Verpackung: Lebensmittel werden bislang vordergründig in Einzelverpackungen im Laden angeboten. Zwangsläufig führt dies zu viel Verpackungsmüll.

Lösungsansatz: Unverpackt-Läden halten Verpackungsmüll in ihren Läden und in der gesamten Lieferkette so gering wie möglich. Um Einzelverpackungen, speziell Kunststoffverpackung, zu vermeiden, werden die Waren in größeren Gebinden eingekauft.
Die Säcke bestehen zumeist aus Papier. Bei Flüssigprodukten werden Behälter verwendet, die gereinigt und wieder befüllt werden. Präsentiert wird die Ware dann in Spendern aus Glas oder Kunststoff, die alle notwendigen Produktinformationen ausweisen und die Ware sowohl vor dem direkten Kontakt mit dem Kunden als auch vor Schädlingen schützen. Der Kunde kann die gewünschte Menge des Produkts in mitgebrachte Behältnisse abfüllen. Eine Variante sind Pfandsysteme für Behältnisse, um auch spontanes Einkaufen zu ermöglichen.
Durch das Konzept wird ein großer Teil von Einwegverpackungen vermieden.
Organisation und Wartung sind allerdings aufwändig, da Spender regelmäßig
kontrolliert, gereinigt und nachgefüllt werden müssen.

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Verpackungskonzept: Schritte zu einer nachhaltigen Verpackung

Die 10-stufige R-Strategie zur Kreislaufwirtschaft (hier das Beispiel der NKWS) kann Leitlinien für die Erstellung eines Verpackungskonzepts aufzeigen:

Mit Vermeidungsansätze Produkte und Dienstleistungen neu denken und zirkulär in Herstellung und Gebrauch gestalten:

  • Vermeiden
  • Überdenken
  • Reduktion

Ansätze zur längeren Lebensdauer von Produkten oder einzelner Komponenten, sowie zur intensiveren Nutzung:

  • Wiederverwendung
  • Reparatur
  • Instandsetzung
  • Wiederaufarbeitung
  • Umnutzung

Optimierungen im Recycling und der sonstigen Verwertung

  • Recycling
  • Energetische Verwertung
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Entwickeln eines neuen Verpackungskonzepts

Schritt 1: Welches Produkt eignet sich für ein neues Konzept?

Als erstes ermitteln Sie, in welchem Stadium innerhalb des Produktlebenszyklus sich das Produkt befindet:

  • In der Entwicklungsphase eines Produkts kann die Verpackung von vornherein
    recyclingfähig gestaltet werden.
  • Für ein Produkt, das sich in der Wachstums- und Reifephase befindet, d. h. bei dem der Absatz steigt oder sich konsolidiert hat, lohnt es sich oft dennoch, die Verpackung
    zu überdenken und nachhaltiger zu gestalten.
  • Einem Produkt, das sich in der Sättigungsphase befindet und bereits am Markt etabliert ist, kann eine neue Verpackung und ein entsprechender Relaunch zu neuer Produktattraktivität verhelfen.
  • Hat bereits ein starker Rückgang der Nachfrage eingesetzt (Rückgangsphase), kann
    eine Überarbeitung des Produkts nebst Verpackung den Verkauf neu beleben.

Schritt 2: Welche Einflussgrößen müssen berücksichtigt werden?

Interne Faktoren:

  • Gibt es im Unternehmen eine Umweltpolitik oder ein Nachhaltigkeitskonzept?
  • Möchte das Unternehmen eine Vorreiterrolle beim Thema nachhaltige Verpackung
    einnehmen?
  • Gibt es besondere technische, organisatorische oder produktspezifische Anforderungen, die zu beachten sind?
  • Welche Investitionen (Maschinen, Personal etc.) sind erforderlich?
  • Welche Wettbewerbsvorteile bringt ein nachhaltiges Verpackungskonzept?
  • Wie kann durch die neue Verpackung ein Alleinstellungsmerkmal des Produkts
    entwickelt werden?

Externe Faktoren:

  • Welchen Nutzen bringt die neue Verpackung dem Kunden?
  • Was fordert der Handel?
  • Welche Entwicklungen finden im Geschäftsumfeld statt?
  • Welche gesetzlichen Vorgaben gilt es zu beachten?
  • Welche Recyclingquoten sind zu erfüllen?
  • Welche Auswirkungen hat das neue Verpackungskonzept auf die Wertschöpfungskette?
  • Wie wirkt sich ein neues Konzept auf die Lizenzgebühren beim Systembetreiber aus
    (z. B. andere Materialien, andere Preise)?

Schritt 3: Welche Materialien kommen infrage?

Das Konzept der Kreislaufwirtschaft bedeutet, möglichst viele Materialien und Rohstoffe im Kreislauf zu halten. Das setzt voraus, dass Schadstoffe in Verpackungen auf ein Minimum beschränkt werden. Die verwendeten recyclingfähigen Materialien sollten möglichst sortenrein gesammelt oder maschinell getrennt und die Verpackungen dem Wirtschaftskreislauf durch geeignete Recyclingverfahren wieder zugeführt werden. Das bedeutet auch, dass diese sekundären Roh- und Werkstoffe wieder eingesetzt werden sollten.

Schritt 4: Prüfen Sie, welche Geschäftsbereiche eingebunden werden müssen

Bei der Umstellung einer Verpackung sollten die verschiedenen Geschäftsbereiche strategisch eingebunden werden. Denken Sie an:

  • Marktforschung und -entwicklung
  • Kommunikationsabteilung
  • Verpackungsentwicklung und Verpackungsdesign
  • Verpackungsproduktion
  • Produktion und Abfüllung
  • Marketing un Vermarktung
  • Produkt- und Qualitätsmanagement

Schritt 5: Planen Sie die Finanzierung des Konzepts

Sobald alle Anforderungen an die neue Verpackung definiert sind, können Kosten für die Umsetzung kalkuliert werden. Neben den Marketingkosten können folgende
Kostenkategorien eine Rolle spielen:

  • Personalkosten (intern und extern)
  • Lizenzgebühren
  • F&E-Kosten
  • Zertifizierungskosten
  • Materialkosten
  • Besteuerung
  • Investitionskosten

Beratung zur Förderung von Projekten:

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Mehr Details...

... und auch ein Glossar zu den rechtlichen Hintergründen finden Sie direkt im BIHK-Leitfaden recyclingfähige und nachhaltige Verpackungen.

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