IHK-Vollversammlung: Berichte aus der Region
Neben den Berichten des Präsidenten und der Hauptgeschäftsführung ist der Punkt inzwischen fester Bestandteil einer IHK-Vollversammlung: Aktuelles aus den Regionen. Ziel ist eine bessere Verzahnung des IHK-Engagements in der Fläche mit der Arbeit der IHK-Zentrale und des IHK-Plenums.
Bericht auf der Vollversammlung im März
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Peter Kammerer berichtete über den Start des Projekts „Ein Tag Azubi“, ein Aktionstag, der am 16. November 2022 erstmals im IHK-Bezirk veranstaltet wurde. „Ein Tag Azubi“ ist ein bundesweites Projekt der Wirtschaftsjunioren, das junge Menschen bei der Berufswahl helfen soll. Die Wirtschaftsjunioren Oberbayern hatten sich in Kooperation mit der IHK München an diesem Projekt beteiligt. Mithilfe eines Matching-Systems wurden Schülerinnen und Schüler mit den zu ihren Interessen passenden Unternehmen verknüpft. Die Schüler begleiteten die Azubis des jeweiligen Unternehmens durch einen Ausbildungstag. Kammerer sprach von einer gelungenen Premiere. Es habe viele Matches und ein sehr positives Feedback aller Beteiligter gegeben. 97 Prozent der Unternehmen hätten Interesse signalisiert, sich am nächsten Aktionstag wieder zu beteiligen.
Als zweiten Punkt stellte Kammerer die Initiative der Stadt München für das RAL-Gütezeichen vor. Die IHK hatte diese Zertifizierung als „mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ angeregt und in Gesprächen mit der Stadt auf die Vorteile dieser Zertifizierung hingewiesen. Vollversammlungsmitglied Kathrin Lehmann habe in der Münchner Stadtratsverwaltung erfolgreich für das Gütezeichen geworben. Als Folge hätten die Fraktionen von Bündnis 90/Die GRÜNEN und SPD den Antrag gestellt, die Stadtverwaltung zertifizieren zu lassen. Als positiv wertete Kammerer, dass die IHK München auch in die Umsetzung eng eingebunden sei. Kammerer betonte, die Zertifizierung bringe den Unternehmen eine spürbare Verbesserung. Für das Gütezeichen müsse die Stadtverwaltung harte Kriterien erfüllen. Eine E-Mail müsse beispielsweise binnen eines Tages beantwortet werden. Die Stadt müsse Rechnungen innerhalb von 15 Tagen begleichen. Als ermutigend bezeichnete Kammerer das Beispiel Ebersberg. Dort setze die Kreisverwaltung diese Versprechen bereits mit großem Erfolg um.
Bericht auf der Vollversammlung Juni
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Peter Kammerer präsentierte die Ergebnisse der Umfrage zum Standort Oberbayern. Kammerer sagte, man habe mit der Veröffentlichung bis zu dieser Sitzung gewartet. Die Standortumfrage nutze die IHK als Grundlage für den Dialog mit der Kommunalpolitik. Die beste Gesamtnote habe mit 1,8 die Landeshauptstadt München erzielt. Im Vergleich zur Befragung im Jahr 2019 hätten sich die Rahmenbedingungen für die Unternehmen stark verändert. Und dies nicht nur zum Positiven. Als bedenklich wertete Kammerer, dass die Unternehmen über die gleichen Probleme klagten wie in den aktuellen BIHK-Konjunkturbefragungen: zu viel Bürokratie, Fachkräftemangel, hohe Personalkosten und Energiepreise.
Schwerpunk der „Berichte aus der Region“ lag bei dieser Sitzung auf Südostbayern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte kurz zuvor das Unternehmen der IHK-Vizepräsidentin Ingrid Obermeier-Osl besucht, das Holzwerk Obermeier in Schwindegg. Ein Thema des Söder-Besuchs war das geplante Projekt Innovationsachse A94. Mühldorfs Landrat Max Heimerl (CSU) und Spitzen der regionalen Wirtschaft wollen entlang Deutschlands jüngster Autobahn Zukunft entstehen lassen: Lärmschutz kombiniert mit Erneuerbaren und Wasserstofftankstellen. Im A94-Korridor sollen Gewerbeflächen für Start-ups entstehen. Söder sagte im Holzwerk spontan zu, der Freistaat werde die Machbarkeitsstudie für dieses Vorhaben finanzieren. Söder diskutierte bei Obermeier auch über das zweite heiße Eisen der Region: die geplante Schließung er Firma Dyneon im Chemiepark Gendorf, eines von nur einer Handvoll Unternehmen, die in der EU Fluorpolymere (PFAS) herstellt. Dyneons Mutterkonzern 3M will das Kapitel PFAS beenden wegen drohende Image-Schäden und nicht zu kalkulierender finanzieller Risiken. PFAS gelten als schwer gesundheitsschädlich, sie reichern sich im Boden, Wasser und im menschlichen Körper an. Die EU plant ein Verbot, in den USA gab es gegen Chemie-Konzerne Massenklagen, auch in Europa wird über Schadenersatzforderungen nachgedacht. Andererseits werden PFAS für viele wichtige Produkte gebraucht – etwa für Medizin- und Umwelttechnik oder für die Erneuerbaren Energien. Vor diesem Hintergrund hatte der IHK Regionalausschusses Mühldorf-Altötting in einer Resolution ein pauschales PFAS-Verbot abgelehnt und sich für die Fortsetzung der Produktion in Gendorf ausgesprochen. Söder schloss sich dem an.
Peter Lingg berichtete über das Kongresshaus in Garmisch-Partenkirchen. Demnach hatte der im Frühjahr erfolgte Bürgerentscheid eine knappe Mehrheit für die Sanierung des Bestandsgebäudes ergeben. Die IHK sowie weitere vier örtliche Wirtschaftsverbände hatten sich dagegen für einen Neubau ausgesprochen. Klaus Bauer stellte die App „Mitfahren im Oberland“ vor, ein Echtzeitsystem mit hoch technologisierten Möglichkeiten zur Fahrtenbuchung. Unternehmen im Raum Weilheim seien bereits unter den Nutzern. Das Bilden von Fahrgemeinschaften für den Weg zur Arbeit sei ein Mittel, um CO2 einzusparen. Bauer betonte, die App werde gut angenommen. Aufgrund dieses Erfolgs habe man im Rahmen eines IHK-Forums entschieden, die Reichweite der App auf die Regionen Weilheim-Schongau, Miesbach, Bad-Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen auszudehnen.
Franz Schabmüller berichtete über das Dialoggespräch mit der IHK Schwaben zur B16, das am 21. März stattgefunden hatte. Schabmüller erklärte, dieses Gespräch habe erneut die IHK-Forderung nach einem zügigen Ausbau der Bundesstraße bestätigt. Man brauche eine leistungsfähige Querverbindung der Wirtschaftsräume Schwabens, Oberbayerns, Niederbayerns und der Oberpfalz. Als Erfolg bezeichnete Florian Schardt eines KI-Speed-Datings, das der IHK-Regionalausschuss des Landkreises München organisiert hatte. Die Idee sei gewesen, etablierte Industrieunternehmen mit innovativen Start-ups zusammenzubringen. Schardt nannte dieses Experiment einen großen Erfolg. Im Rahmen von Pitches hätten sich die daran interessierten Unternehmen vorgestellt und zusammengefunden. Man werde dieses Speed-Dating wiederholen.
Bericht auf der Vollversammlung im November
Vizepräsidentin Ingrid Obermeier-Osl bot einen Rückblick auf den regionalen Wirtschaftsempfang, der am 26. Oktober in Waldkraiburg stattgefunden hatte. Der Wirtschaftsempfang gilt in Oberbayern als größte Veranstaltung seiner Art und hat für Südostbayern große Bedeutung. Der Wirtschaftsempfang wird in jedem Jahr von der IHK in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer und den Landkreisen Altötting und Mühldorf organisiert. Die jüngste Ausgabe dieses Formats ist laut Obermeier-Osl besonders erfolgreich gewesen. Knapp 600 Gäste kamen, auch weil man mit ifo-Präsident Clemens Fuest einen bundesweit bekannten Top-Redner gewonnen hatte. Fuest habe zum Thema „Deutsche Wirtschaft zwischen Rezession und Deindustrialisierung: Was kann Wirtschaftspolitik tun?“ gesprochen.
Mit besonderem Stolz berichtete Obermeier-Osl über ein bundesweit einmaliges Projekt, das sie selbst ins Leben gerufen hat: Der „IHK-Bildungsexpress“ war am 11. November zum 10. Mal von Mühldorf nach Salzburg und hin- und zurückgerollt. Mit an Bord: Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl und mehr als 200 Schüler in Begleitung ihrer Eltern. Laut Obermeier-Osl haben auf der Fahrt des Sonderzugs der Südostbayernbahn 34 Ausbildungsbetriebe aus der Region mehr als 90 Ausbildungsberufen vorgestellt. Was die Unternehmerin erfreute: Sogar die Süddeutsche Zeitung berichtete groß in ihrem Bayern-Teil.
Am Thema „Künstliche Intelligenz“ führt auch in der regionalen Wirtschaft kein Weg mehr vorbei – das zeigte laut Christian Krömer die Resonanz auf ein KI-Forum der IHK, das am 11.Oktober mit mehr als 100 Teilnehmern in Neuburg a.d. Donau stattgefunden hatte. Im Mittelpunkt sei die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft gestanden. Die TH Ingolstadt habe das wissenschaftliche Know-how geliefert. Franz Schabmüller bot einen Rückblick auf die IHK-Ausbildungsmesse Jobfit, die am 21. Oktober in der Ingolstädter Saturn Arena stattgefunden hatte. Er sprach von einem großen Erfolg: 130 regionale Aussteller hatten über 100 Ausbildungsberufe und duale Studiengänge vorgestellt. Mehr als 2.100 Besuchern kamen.
IHK-Bereichsleiterin Elke Christian meldete den erfolgreichen Start eines neuen Projekts: Die Aktion „Ein Tag Azubi“ fand am 22. November erstmals nach einem vorjährigen Pilotprojekt in München nun in ganz Oberbayern statt. Laut Christian war das eine gemeinsame Aktion der IHK für München und Oberbayern und der Wirtschaftsjunioren. Dank starker Unterstützung aller Regionalausschüsse habe man diesen Tag im gesamten IHK-Bezirk anbieten können. Die Idee: Jugendliche können einen Tag lang Auszubildenden über die Schulter schauen, um Berufe sowie und Ausbildungsbetriebe kennenzulernen. Zielgruppe waren Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 26 Jahren. Sie konnten über eine digitale Plattform das passende Unternehmen auswählen. Insgesamt haben 723 Schüler ihren unterrichtsfreien Tag genutzt, um sich selbst anzuschauen, wie Ausbildung in den Unternehmen läuft.